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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einer ungekannten Intensität, und das Licht-
und Schattenspiel auf der Skulptur war rhythmisch wie der Atem eines
Wesens, das alles um ihn herum erfüllte und das er nicht
sah.
    »Ich weiß, du reagierst empfindlich«, fuhr er mit
bebender Stimme fort. Die Luft war so eisig, daß ihm die
Zähne aufeinanderschlugen. »Es steht geschrieben, daß
derjenige, dem es nicht gelingt, deinen Namen richtig auszusprechen,
vergeblich auf ein Zeichen von dir wartet. Aikontak – das ist
dein Name…«
    »Er ist es, ja!« sagte da die dunkle, vibrierende
Stimme, und Batskill fuhr zusammen. »Der Name ist richtig, Lee
Batskill – doch es ist dir nie gelungen, ihn richtig zu betonen.
Ich heiße Aii-Ko’on-Tak…, und ich bin eine Tochter
der großen Rha-Ta-N’my!«
    Der harte Mund in dem Gesicht der steinernen Skulptur bewegte
sich, die dunklen Augen schimmerten feucht und glitzerten kalt.
     
    *
     
    War da nicht ein Geräusch gewesen?
    Er schlug die Augen auf.
    Yümaho wieherte leise und schabte mit den Vorderhufen
über einen Wurzelstrunk, der dicht neben Hellmark aus dem Boden
ragte.
    Der Hengst stieß mit seinem feuchten Maul nach Hellmark.
    »Was soll denn das, Yümaho?« fragte Björn
ärgerlich. Er wischte sich über die Stirn, die das Pferd
angeschubst hatte. »Warum machst du denn so einen
Lärm?«
    Hellmark rollte sich herum. Yümahos Verhalten gefiel ihm
nicht. Er kannte das Pferd schon lange genug, um zu wissen, daß
der Hengst ihn auf irgend etwas aufmerksam machen wollte.
    Er blickte sich um. Und da sah er es! Aus dem Buschwerk, das auf
der sanften Anhöhe oberhalb der Schlafstelle wuchs, ragte eine
menschliche Hand. Die Finger zuckten, als ob jemand mit letzter Kraft
versuche, sich zu bewegen.
    Björn sprang ruckartig herum. Da vernahm er auch die leise,
ersterbende Stimme: »Flieht – so schnell ihr könnt
– bleibt nicht auf dieser Insel des Grauens…«
    Björn bog Äste und Zweige zurück, und seine Muskeln
waren zum Zerreißen gespannt. Er war darauf eingerichtet, einem
eventuellen Gegner sofort entgegenzutreten, wenn sich herausstellen
sollte, daß dies nur eine Falle war.
    Aber es war keine Falle. Da hätte es der Fremde, den
Björn zwischen Blattwerk und Moosfarnen fand, einfacher gehabt,
ihn und Pepe während des Schlafs zu überfallen. Und auch
Yümaho würde sich, wenn er eine Gefahr gewittert
hätte, anders verhalten haben.
    Auf den ersten Blick wurde Hellmark klar, daß von diesem
Mann, der noch sehr jung war und hilflos, flach atmend,
schmutzbedeckt und schweißüberströmt im Gebüsch
lag, keine Gefahr drohte.
    Dieser Mann brauchte im Gegenteil Hilfe, denn er war total
erschöpft.
    Björn teilte das Astwerk und ging neben dem Fremden, der ihn
aus halbgeschlossenen Augen ansah, in die Hocke. Auf den ersten Blick
war nicht zu erkennen, ob er irgendwo verletzt war.
    Hellmark gab einen leise zischenden Laut von sich, und Yümaho
trabte zwei Schritte näher. Björn holte aus der
durchnäßten Segeltuchtasche einen Behälter mit
Flüssigkeit, riß ihn mit einem Ruck auf und setzte ihn dem
Fremden an die trockenen spröden Lippen.
    Der junge Mann in der zerfetzten Kleidung nahm dankbar ein paar
Schlucke, aber schon das schien ihm offensichtlich große
Mühe zu bereiten.
    »Danke«, murmelte er.
    »Wer bist du? Wie kommst du hierher?« wollte Hellmark
wissen. Er musterte den Jüngling eingehend und suchte nach
Spuren einer Verletzung, eines Kampfes, fand aber nichts. »Wie
kann ich dir helfen?«
    »Helfen – mir kann niemand mehr helfen. Ich werde
sterben – aber ich wollte euch warnen, damit es euch nicht so
geht wie mir – ich habe euch kommen hören, habe sofort
versucht, mit euch Kontakt aufzunehmen – ich konnte mich nicht
bemerkbar machen – ich verlor die Besinnung – die
Schwächezustände treten immer öfter auf – ich bin
Hasard Kolon…«
    Um die Lippen des jungen Mannes zuckte es. Sein Gesicht war
gekennzeichnet von Schwäche und Entbehrungen. Er war bedeutend
jünger als Björn Hellmark, wirkte aber älter. Seine
Haut war fahl, die Augen waren tief eingesunken. »Ich bin
hierhergekommen mit den anderen – in der Hoffnung, dem Grauen
entronnen zu sein, das wir auf Xantilon antrafen – aber wir sind
vom Regen in die Traufe geraten – hier auf dieser Insel ist es
noch schlimmer…«
    Björn schüttelte den Kopf. »Du irrst dich, Hasard,
Ihr habt Xantilon nie Verlassen. Du bist noch immer auf
Xantilon.«
    Offenbar war das Wahrnehmungs- und Erinnerungsvermögen des
jungen Mannes

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