Macabros 030: Tempel der Versteinerten
Kaphoon…«
Da öffnete der Todkranke die Augen, und seine Blicke tasteten
das Gesicht des Mannes ab, der an seiner Seite saß und sich
über ihn beugte.
»Kaphoon – ich habe den Namen schon gehört –
an den Lagerfeuern erzählt man sich deine Heldentaten. Es wird
von einem Mann berichtet, der kommen wird und der Tod und Teufel
nicht fürchten, du bist es – so haben sie dich beschrieben.
Kaphoon, ein Fanal der Hoffnung, daß du Aii-Ko’on-Taks
Insel aufsuchst, beweist, daß sich doch noch manches
ändern kann, daß nichts endgültig ist, was die
Dämonen beschlossen haben…«
Hellmark erwiderte seinen Blick. Er hatte schon mehr als einmal
registriert, daß man ihn mit einem großen Helden
verglich. Aber was hatte er schon getan? Die verworrenen
Zustände auf der Insel hatten die Menschen zu einer heillosen
Flucht veranlaßt. Er war Kriegern und Flüchtlingstrecks
begegnet, er hatte mit ihnen gemeinsame Kämpfe bestanden, war
Dämonen auf die Spur gekommen und hatte sie ausgelöscht
oder in das Reich zurückgezwungen, aus dem sie gekommen waren.
So großartig waren seine Heldentaten nicht, die man sich
erzählte, obwohl er sich bemühte, soviel wie möglich
für diese Welt und ihre Menschen zu tun.
Es muß noch einen anderen geben, schoß es ihm durch
den Kopf, einer, der mir ähnlich sieht und genauso
heißt.
In der Tiefe seines Bewußtseins rührte sich etwas. Das
angestrengte Nachdenken löste etwas in seiner Erinnerung
aus.
Blitzartig schloß sich die Lücke, und der gesamte
Komplex seiner Erinnerung stand ihm zur Verfügung.
Er war Björn Hellmark, ein Mann aus einer anderen Zeit. Er
war in die Wirren Xantilons geraten und hatte die Freunde verloren.
In Maruburs Wahnsinnshallen fand er Pepe wieder. Aber noch
wußte er nichts über das Schicksal seines indischen
Freundes Rani und Arsons, des Mannes mit der Silberhaut.
Als Hellmark lebte er in einem Bungalow in Genf, zusammen mit
Carminia Brado. Für die Welt dort war er ein reicher Playboy
– aber nur eine Handvoll Eingeweihter wußte, daß er
sein Leben ganz in den Dienst einer guten Sache stellte, daß
sein Reichtum ihm dabei die Freiheit und Beweglichkeit gab, die er
benötigte. Das Wirken der Dämonen war nicht auf einen
einzigen Platz in der Welt beschränkt. In vielen
Erscheinungsformen in allen Teilen der Welt zeigte sich ein
wiedererwachter Teufels- und Dämonenkult und die Mächte,
die dahinterstanden, schürten das, um Menschen abhängig zu
machen. Aber Hellmark hatte durch, sein entschlossenes Vorgehen und
seine Taten bewiesen, daß man den Geistern und Dämonen
nicht hilflos ausgeliefert war, daß man sich ihrer erwehren
konnte.
Er versuchte die Menschen in seiner Zeit auf die Gefahr aufmerksam
zu machen und versuchte, ihnen die Augen zu öffnen, damit sie
die Dinge erkannten, die sich hinter den Kulissen abspielten. Die
Dämonen, an ihrer Spitze der Schwarze Priester Molochos, jagten
ihn, wo sie konnten und wollten ihn vernichten. Auf ihre Einwirkung
war es zurückzuführen, daß das Zeitschiff Arsons in
der Vergangenheit havarierte und daß die Freunde voneinander
getrennt wurden. Bis zur Stunde aber war es ihnen nicht gelungen,
Hellmark selbst auszuschalten.
Hellmark wußte auch, warum man ihn Kaphoon nannte, und er
glaubte in diesen Sekunden auch zu wissen, weshalb man ihn mit Taten
in Zusammenhang brachte, die er in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit
hier in der Vergangenheit angeblich vollbracht haben sollte. Da gab
es zwei Möglichkeiten, wie das zusammenhing. Er, Hellmark,
konnte sich an ein Leben in einer anderen Zeit erinnern. Al Nafuur,
sein unsichtbarer Geistführer, der sich seit seinem Aufbruch in
die Vergangenheit Xantilons nicht wieder bei ihm gemeldet hatte,
ließ ihn seinerzeit wissen, daß er der Sohn des Toten
Gottes sei. Bis zur Stunde begriff Björn nicht, was es damit auf
sich hatte. Vieles über seine Herkunft und sein früheres
Leben lag im dunkeln und war Geheimnis geblieben. Sicher war nur
eines: Als Kaphoon hatte er schon mal gelebt. Vieles hier auf dieser
Welt kam ihm bekannt vor, und in vorangegangenen Abenteuern, in
anderen Dimensionen und parallel liegenden Universen, in die er durch
Zufall oder absichtlich oder durch die Hinterlist der Dämonen
geraten war, erfuhr er manches über sein einstiges Dasein.
Konnte es sein, daß er ausgerechnet in der Zeit, als er als
Kaphoon lebte, nun als Hellmark angekommen war?
Der Gedanke an eine solche Möglichkeit faszinierte ihn. Das
würde bedeuten, daß er sich
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