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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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haben, kann ich nicht
entkommen. Der Bannstrahl wird mich treffen, denn ich weiß
zuviel über sie…‹ Was hatte das nun wieder zu
bedeuten?
    Es kam heraus, daß Percy Jefferson ein Versprechen einer
unsichtbaren Macht gegenüber abgelegt hatte, das er
schließlich nicht bereit war, einzulösen. Was für ein
Versprechen es war, konnte Gilmore nicht ergründen, es war nicht
ausdrücklich erwähnt. Doch er ahnte es.
    Jefferson wollte die Bilder empfangen und die Gespräche mit
jenen geistigen, unsichtbaren Wesen fortsetzen und war
Verpflichtungen eingegangen, auch die Konsequenzen daraus zu ziehen,
die er jetzt als scheinbar aufgeklärter Mensch einer neuen Zeit
hoch gar nicht übersehen konnte. Jefferson hatte verschiedene
Züge auf dem Spielbrett ausgeführt und neue Konstellationen
herbeigeführt, von denen er offenbar wußte, was sie
bedeuteten. Der ›Schwarze Ritter‹ und der
›Mondrächer‹ waren ins Spiel gekommen, beides negative
Figuren, wie er erst viel später erkennen sollte.
    Und beide verfolgten ihm. Er mied die Nähe des Spielfeldes,
suchte Vergessen im Alkohol und in Drogen und verließ immer
öfter das Haus. Doch die Mächte, die er beschworen hatte,
ließen sich nicht betrügen.
    Er hatte mit hohem Einsatz gespielt. Im göttlichen Spiel des
Schicksals ging es um Tod und Leben. Und die Götter – oder
die abtrünnigen Priester, die Sterblichen, die sich das
Geheimnis des Spiels von den Göttern geholt hatten? –
forderten ihren Tribut. Sie holten Jefferson, weil sein Schicksal
sich entschieden hatte.
    Ed Gilmore nagte an seiner Unterlippe und fuhr sich mit einer
fahrigen Bewegung durch das strubbelige Haar.
    Das Ganze hier kam ihm vor wie ein schlechter Traum.
    Das alles war doch Unsinn. Er konnte und wollte nicht daran
glauben, daß unsichtbare Mächte wirksam wurden, daß
sie sich zeigten durch diese phantastischen Spielfiguren.
    Er wollte es genau wissen.
    Er zögerte keine Sekunde mehr.
    Gilmore öffnete die unterste Lade der Kommode und zog das
Tuch heraus, in dem die Originalfigur, mit der Jefferson begonnen
hatte, eingeschlagen war.
    Vorsichtig klappte er das Tuch auseinander. Rissig und uralt war
die Figur, die ein Mittelding zwischen Mensch und Götze
darstellte. Es war eine gedrungene Gestalt, die ein
hemdähnliches Gewand und einen dreifach übereinander
geschlungenen Gürtel trug, in dem Waffen verschiedener Art
steckten. Die Tonfigur stellte einen Mann dar, der mit leicht
gespreizten Beinen stand, eine breitgefächerte Krone trug und
dreimal so hoch war wie sein Kopf. Darauf fanden sich zahllose
unleserliche Symbole.
    Gilmore sah sich die Figur zunächst an, ohne sie zu
berühren. Er erhob sich wieder, ging zum Spielfeld zurück
und verglich die neugeschaffenen, von Percy Jefferson gestalteten,
mit der Ursprungsfigur.
    Sie hatten in etwa die gleiche Größe, und keine
ähnelte der anderen. Und jetzt, nach der Lektüre der
Notizen des toten Anwalts, war er auch imstande, die einzelnen
Spielfiguren auseinanderzuhalten und zu bezeichnen.
    Er sah den ›Schwarzen Ritter‹ und den
›Mondrächer‹. Der letztere war eine sehr hagere
Gestalt mit langen Armen und Beinen. In der Rechten hielt der
›Mondrächer‹ eine Waffe, die an eine
übergroße Sichel erinnerte, wegen der er
möglicherweise seinen seltsamen Namen erhalten hatte. Der
›Mondrächer‹ und der ›Schwarze Ritter‹
standen sich gegenüber, und es sah so aus, als wolle keiner das
Feld räumen, als entwickle sich hier ein Kampf. Er wußte
zu wenig über die rätselhaften und undurchschaubaren
Regeln, als daß er hätte sagen können, welche
Konstellationen günstig und welche ungünstig waren.
    Er griff nach dem ›Mondrächer‹ und wollte ihn
einfach ein Feld weiter nach links rücken. Das ging nicht! Die
Figur stand wie festgeklebt auf dem Spielfeld.
    Auf Gilmores Stirn bildeten sich Falten. Er berührte mehrere
Figuren und stellte das gleiche fest.
    Minuten später begriff er einen Zusammenhang.
    ›Mit der Originalfigur steht und fällt das Spiel‹,
fiel ihm eine Bemerkung aus den Notizen ein.
    Da holte er die Originalfigur. In dem Augenblick, als er sie
berührte, durchfuhr es ihn wie elektrischer Strom. Die
Atmosphäre wirkte seltsam verdichtet, das Licht wurde
schwächer, und das Spielfeld begann eigenartig fluoreszierend zu
leuchten. Rundum war alles mit Leben erfüllt.
    »Ja«, wisperte eine Stimme. »Sag ›ja‹ zu
dem Spiel und du gehörst zu uns!«
    Gilmore fuhr zusammen. Aber seltsamerweise empfand er

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