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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einen etwas
zerstreuten Eindruck, als müsse er manchmal über etwas
doppelt so lange nachdenken, als ihm selbst recht war.
    »Ach ja, was ich Sie noch fragen wollte: Ed Gilmore war
zufällig nicht noch mal hier gewesen?« Die Frage kam ganz
beiläufig.
    »Nein, natürlich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so…«
    »Mister Gilmore hatte den Auftrag, meinen Mann zu beschatten,
der Todesahnungen hatte. In welcher Form diese Ahnungen waren,
weiß ich nicht. Nachdem wir das Unabänderliche nicht
verhindern konnten, hat Mister Gilmores Arbeit ihren Zweck für
mich verloren.«
    »Natürlich.«
    Er verabschiedete sich. Der Inspektor hatte während des
gesamten Aufenthaltes, der eine halbe Stunde gedauert hatte, kein
Wort gesprochen. Immer nur sah er sich um, als suche er etwas
Bestimmtes. Ed Gilmore? Ahnten sie etwas… wußten sie
etwas?
    »Wenn noch irgend etwas sein sollte, Madam, werde ich mich
noch mal bei Ihnen melden«, meinte Santville. »Wir sind oft
etwas neugierig und unbequem. Entschuldigen Sie bitte!«
    »Es gehört zu Ihrer Arbeit, Captain. Wie sollten Sie
sonst weiterkommen?«
    »Eben.«
    Als sie die Tür ins Schloß drückte, mußte
sie sich gegen die Wand lehnen und die Augen schließen.
    Hatten ihre Besucher etwas gemerkt oder hatte sie ihre Rolle gut
gespielt? Ganz wohl in ihrer Haut fühlte sich May Jefferson
nicht und hätte sie geahnt, was Captain Santville in diesem
Augenblick jenseits der Umzäunung sagte, wäre sie noch mehr
beunruhigt gewesen.
    Der Captain zündete sich eine Zigarette an und inhalierte
tief. »Komische Geschichte, hm?« meinte er und blickte
über die Schultern seines Begleiters zu einem Fahrzeug, das nur
eine Steinwurfweite vom Eingang des Jefferson-Hauses entfernt parkte.
»Zufällig kenne ich Gilmores Auto. Und das da vorn ist es.
Gilmore ist im Haus. Mrs. Jefferson hat es uns verschwiegen. Sie hat
uns belogen. Warum, Judge? Was soll das Ganze?«
    »Vielleicht war Gilmore ihr Liebhaber.«
    »Hm, das ist so eine Theorie. Ich habe eine andere. Was tut
die Dame in ihrem Haus, wovon andere nichts wissen dürfen? Sie
ließ ihren eigenen Mann überwachen, nur um zu wissen wie
und wann er sterben würde. Etwas stimmt mit dem Mädchen
nicht, und ich will wissen, was es ist. Vorhin saß sie mit
Gilmore im Zimmer. Beim zärtlichen
Tête-à-tête. Führt sie irgendwelche komischen
Experimente durch? Soll – Gilmore das nächste Opfer sein?
Wir müssen die Augen offenhalten, Judge. Ich habe das komische
Gefühl, daß es eine lange Nacht wird.«
    Er behielt recht.
     
    *
     
    Je mehr er las, desto klarer wurde ihm, welche Vorarbeit Percy
Jefferson geleistet hatte. Vieles war widersprüchlich, vieles
hatte er nach einer Art Trancezustand überarbeitet und
durchgestrichen.
    Er war so sehr vertieft in die Niederschriften, daß er nicht
merkte, wie die Zeit verging. Die Ruhe ringsum und das gedämpfte
Licht, in dem die kleinen, künstlerisch gearbeiteten
Spielfiguren weiche Schatten auf das helle Karofeld warfen, taten ihm
gut. Anfangs hatte die nervöse May noch ständig an der
Tür getrommelt und nach ihm gerufen. Absichtlich antwortete er
nicht mehr darauf. Diese Strategie bewährte sich. Nun gab May
Ruhe.
    Soviel wußte er nun schon: eines Tages war Percy Jefferson
in den Besitz einer mysteriösen Tonfigur gelangt, deren Herkunft
nicht preisgegeben wurde. Jefferson wußte nur soviel
darüber zu berichten, daß diese Figur von den Händen
eines Künstlers geformt wurde, der in einer Zeit lebte, die im
undurchdringlichen Grau einer äonenalten Geschichte lag und
über die keine schriftlichen Hinweise existierten.
    Es waren dies die Helden und Zauberer, die Drachen und Feen, die
Dämonen und Götter, die sich in vorgeschichtlicher Zeit auf
einem Urkontinent trafen und ihre Kräfte maßen.
    Das alles hatte Jefferson später ›wie in Trance‹
gesehen und aufgeschrieben. Er berichtete von einer Parallelwelt
jenseits dieser Dimension, wo die Götter einer Sagenwelt ein
Reich schufen, wo Priester und Priesterinnen ihnen huldigten und ihr
Schicksal selbst in die Hand nahmen. Das Spiel der Götter mit
den Menschen fand dabei Jeffersons besondere Betrachtung. Die
Götter bestimmten das Schicksal. Das Wort vom Spiel des
Schicksals, vom Zufall der Würfel hatte Eingang gefunden in die
Sprache der Völker und wurde noch heute gebraucht.
    Das Spiel der Götter mit dem Schicksal hatte das Werden und
Vergehen ganzer Völker bestimmt, von denen heute kein
Geschichtsbuch mehr den Namen nannte. Reiche

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