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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Cynthia O’Donell
und Mister Lumnick, die vor einer alten Holztür standen.
    Lumnick nestelte in seiner Hosentasche herum und wollte etwas
herausziehen.
    Da ging es Schlag auf Schlag, und Cathy Francis, die stets von
sich behauptet hatte, daß es nichts auf der Welt gäbe, war
sie so leicht aus der Fassung brachte, verlor die Nerven.
    Mit einem Donnerschlag flog die alte Tür auf.
    Lumnick fuhr zusammen, wich nicht mehr schnell genug zurück
– und die Tür knallte ihm mitten ins Gesicht.
    Cynthia O’Donell riß die Lampe hoch.
    Im Schein des flackernden Lichts erblickte Cathy Francis ein
Wesen, das dem Grab entstiegen zu sein schien.
    Ein uraltes Weib kam aus der dunklen, kahlen Kammer hinter der
Tür.
    Das lange Kleid wehte wie eine Fahne um ihre knochigen Beine. Die
Hände, die Haut, das Gesicht der Alten waren verschrumpelt und
verrunzelt, so daß sie eine frappierende Ähnlichkeit mit
einem überdimensionalen Zwetschgenweib hatte. Sie wirkte wie ein
Gespenst, eine Mumie, die ihren Sarkophag verlassen hatte.
    Die Haut, die ihre Knochen bedeckte, war braun und ledrig,
ausgedörrt und hart.
    Sie trug das wunderschöne schwarze Haar hinter dem Kopf zu
einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und darin steckte eine kleine
schwarze Samtschleife.
     
    *
     
    Das Gespenst stieß Cynthia O’Donell beiseite. Die Augen
in dem reglosen, eingeschrumpften Gesicht glühten in wildem,
verzehrendem Feuer.
    Da konnte Cathy Francis nicht mehr an sich halten. Sie ließ
einen gellenden, markerschütternden Schrei los, der schaurig
durch den Keller hallte.
     
    *
     
    Cynthia O’Donell flog durch die Wucht des Schlags gegen die
Wand, hielt die bedrohlich flackernde Lampe senkrecht und schaffte
es, daß sie nicht ihren zitternden Fingern entglitt.
    Die Wirtsfrau und der benommene Mister Lumnick starrten auf Cathy
Francis.
    Die warf sich herum, achtete weder auf das seltsame Paar noch auf
das zum Leben erwachte Gespenst und jagte den Weg zurück, den
sie gekommen war. Wie von Furien gehetzt, rannte sie durch die
Dunkelheit, erreichte die Leiter und kletterte nach oben.
    Cathys Herz schlug rasend schnell, ihr ganzer Körper war
schweißbedeckt.
    Sie erreichte die Küche, riß die Tür zur
Wirtsstube auf und lief durch die Finsternis auf die Treppe zu. Angst
und Grauen erfüllten sie, und sie hatte das Gefühl,
daß die Finsternis um sie herum lebe und atme, daß
tausend Augen ihre Flucht beobachteten.
    Sie schrie nach Stan Falkner, ihre Stimme hallte durchs ganze
Haus.
    Sie wußte nicht mehr, wie sie durch die Küche, die
Gaststube und die Treppen hochgekommen war. Sie riß die
Tür zu Stans Zimmer auf, warf sich auf ihn und schüttelte
ihn wach.
    Falkner begriff im ersten Moment gar nicht, was war.
    Es sprudelte nur so über Cathys Lippen.
    Sie warf alles durcheinander und wiederholte x-mal, was sie
gesehen hatte.
    Stan Falkner war im nächsten Augenblick nüchtern.
    »Das gibt’s doch nicht!« entfuhr es ihm.
    »Es ist wahr, Stan… jedes Wort… wir müssen weg
von hier. Ich bleibe… keine Sekunde länger in diesem
Haus!«
    »Nun mal langsam, Baby… ich sehe mir das mal
an!«
    Er erhob sich und drückte sie aufs Bett. »Bleib hier.
Ich bin gleich wieder zurück!«
    »Aber Stan…«
    »Keine Widerrede, du bleibst hier! Ich nehme den Spuk unter
die Lupe!«
    Mit diesen Worten griff er nach dem Morgenmantel, der über
dem Fußende seines Bettes hing, schlüpfte hinein und lief
zur Tür.
    Cathy Francis ließ sich aufs Bett fallen. Sie war innerlich
völlig aufgewühlt, schluchzte und nagte an ihrer
Unterlippe, bis sie blutete.
    War das alles nur ein böser Traum?
    Nein! Sie war wach. Sie fühlte den Schmerz, wenn sie fest auf
ihre Lippen biß.
    Cathy richtete sich auf. In ihrem Innern herrschte vollkommenes
Durcheinander. Wie gut, sagte sie sich, daß Stan nicht
volltrunken gewesen war, daß er schnell begriffen hatte, worum
es ging…
    Eine Hitzewelle durchflutete sie, als ob sie Fieber
hätte.
    Sie streifte den wärmenden Mantel ab und fuhr sich fahrig
durch die Haare.
    Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
    Die Londonerin lief zum Fenster und öffnete es völlig.
Kalt und schneidend war die Nachtluft, die ihr erhitztes Gesicht
traf.
    Sie schloß die Augen und atmete tief durch.
    Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck plötzlich.
    Sie vernahm ein Geräusch. Ein fernes, lockendes Singen
schwebte über die stillen Wasser, sphärenhafte Klänge
drangen in ihr Bewußtsein.
    Sie hielt überrascht den Atem an.
    Ihre Augen, halbgeöffnet,

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