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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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holperte über die schlechte
Straße. Die Karosserie ächzte, die Federn waren diesen
Anforderungen nicht mehr gewachsen, und nach wenigen Minuten schon
taten dem Briefzusteller Rücken und Gesäß weh.
    McNolan kam nur langsam zur Ruhe. Er machte sich Vorwürfe,
daß er Hals über Kopf davon gerannt war und nicht das
Fenster aufgestoßen und nach Mrs. O’Donell gesehen
hatte.
    Vielleicht lebte sie noch! Vielleicht war sie nur
ohnmächtig.
    Nein, meldete sich da seine Vernunft. So, wie sie aussah, war sie
nicht mehr am Leben.
    Er mußte auf dem schnellsten Weg die Polizei
benachrichtigen. Eine knappe Stunde Fahrt bis zur nächsten
Ortschaft, bis zum nächsten Telefon, war es.
    Aber so weit kam er gar nicht.
    Die Straße machte eine scharfe Kurve, und McNolan
mußte mit der Geschwindigkeit herunter, um nicht aus der Kurve
getragen zu werden. Und dann mußte er sogar noch schnell
bremsen.
    Eine Staubfahne wirbelte auf, als die Reifen über den Boden
rutschten. Nur wenige Meter von ihm entfernt lagen mehrere
große Steine, die den Weg blockierten.
    Steinschlag… Auch das noch!
    Wütend zog er die Handbremse an und stieg aus.
    Er stemmte sich gegen den einen Brocken. Es war
unmöglich!
    Leise fluchte McNolan vor sich hin, griff in seine Rocktasche und
zog eine Zigarette hervor. Er kam nicht mehr dazu, sie
anzuzünden.
    Er hörte es krachen und donnern, riß die Augen auf und
warf den Kopf herum. Vom Berg lösten sich weitere Steine, und
eine gewaltige Staubwolke hüllte ihn ein.
    Er mußte von hier verschwinden!
    Da wurden ihm die Beine unterm Leib weggerissen. McNolan schrie.
Wie ein welkes Blatt flog er durch die Luft und taumelte auf einen
der Brocken zu. Ein anderer Stein traf ihn am Kopf.
    Da wußte er nichts mehr von sich.
    Wie vom Blitz gefällt, brach er zusammen.
    Die Staubwolke verwehte nur langsam. Das Donnern verhallte.
    Oben auf der linken Seite des Berges standen zwei Gestalten und
starrten herab auf die leblose, von Staub und Steinen bedeckte
Gestalt.
    Es waren keine menschlichen Augen, die die Szene
erfaßten.
    Dort droben standen die Fischwesen, deren hervorquellende Augen in
die Tiefe starrten.
    Simon McNolan konnte niemand mehr mitteilen, was er gesehen
hatte.
    Die beiden feuchtschimmernden Geschöpfe tauchten hinter, dem
Berg unter, ohne sich weiter um McNolan zu kümmern.
     
    *
     
    Rani Mahay starrte mit brennenden Augen in die Weite. Es war, als
käme das Boot nicht näher, oder nur so langsam, daß
man die Bewegung nicht richtig wahrnahm.
    Eine Stunde verging, eine zweite.
    Mahay schmerzten die Augen. Er schloß und öffnete sie
mehrmals. Das ständige Stieren über das glitzernde Wasser
strengte ihn an.
    Nun sah er das inzwischen näher gekommene Boot genauer.
    Seine Hoffnung wich und wurde von Enttäuschung abgelöst,
als er es deutlich vor sich sah.
    Das Boot wurde nicht von Menschenkraft bewegt. Wellen trugen es
langsam heran. In dem Ruderboot saß – niemand.
     
    *
     
    Es verging eine weitere Stunde.
    Die Sonne schien jetzt warm. Mahay fror nicht mehr.
    Das Boot stieß vorn gegen einen der Felsen, schwang dann
langsam herum und glitt gemächlich in die Bucht.
    Der Inder wartete erst gar nicht ab, bis die Wellen das Boot an
den Strand spülten. Er watete in das Wasser und lief dem Boot
entgegen.
    Er erkannte, daß es sich nicht um das Gefährt handelte,
welches von Björn und Falkner benutzt worden war. Deren Boot war
dunkelrot angestrichen gewesen. Das hier dagegen war blau.
    Es mußte sich um dasjenige handeln, mit welchem Cathy
Francis dem Lockruf des Dunklen Gottes gefolgt war.
    Der Inder war beunruhigt, und er wäre jetzt nicht in der Lage
gewesen, in das Gasthaus zu gehen und sein Frühstück
einzunehmen, das Mrs. O’Donell in der Zwischenzeit sicher schon
zubereitet hatte.
    Er stieg in das Boot, griff in die Ruder und bewegte es mit
kraftvollen Stößen vorwärts.
    Er ruderte hinaus auf die offene See, in der Hoffnung irgend etwas
zu finden, was auf Hellmark hinwies.
    Er wußte, daß diese Absicht absurd war.
    Welche Himmelsrichtung sollte er einhalten? Auf gut Glück
ruderte er einfach dem Horizont entgegen und hielt in etwa die
Richtung bei, die das Boot gehabt hatte, als es dem ufernahen Raum
entgegengetragen wurde.
    Rani fand, daß es besser war, es auf diesen Versuch ankommen
zu lassen, als in der Wirtschaft zu sitzen und die Zeit
totzuschlagen.
     
    *
     
    Als er die Augen aufschlug, wußte er nicht, wo er sich
befand.
    Sekundenlang war sein Bewußtsein wie betäubt.

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