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Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Macabros 036: Gruft der bösen Träume

Titel: Macabros 036: Gruft der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Dann
kehrte die Erinnerung wieder.
    Er befand sich im Innern des Schädels oder eines der
Türme.
    Die Luft war warm und feucht. Wie in einem Treibhaus. Es roch
allerdings nicht nach frischer, feuchter Erde und nicht nach
Blüten. Traniger Fischgeruch stieg in seine Nase.
    Er rümpfte sie.
    Björn richtete sich langsam auf.
    Er lag auf dem Boden einer düsteren,
höhlenähnlichen Halle. Unwirkliches, grünliches Licht
lag über allem, von dem man nicht wußte, woher es kam.
    Hellmark fiel alles wieder ein. Man hatte ihn niedergeschlagen.
Der Übermacht war er nicht gewachsen gewesen. Man verschleppte
ihn, als er das Bewußtsein verlor. Wo genau hatte man ihn
hingebracht?
    Er wandte den Kopf, als er ein leises Stöhnen vernahm.
    In der Ecke hinter ihm kam noch jemand zu sich: Cathy Francis.
    Sie fand sich zunächst nicht zurecht. Björn war ihr
behilflich hochzukommen. Er entdeckte an ihren Beinen und Hüften
mehrere nässende Stellen, die wie große, rohe
Fleischwunden aussahen. Er machte sie nicht darauf aufmerksam.
    Sie lächelte und glaubte, aus einem Traum zu erwachen.
    »Stan«, sagte sie leise, die Augen erst halb
geöffnet, die Bewegung eines Mannes jedoch neben sich
spürend. »Ich bin so froh… ich hatte einen furchtbaren
Traum…«
    Sie wähnte sich in dem kleinen, einfachen Zimmer der Loop
Head Inn und war der Meinung, daß alles, was sie in der letzten
Nacht erlebt hatte, nichts weiter als ein Traum war.
    »Ich muß Sie enttäuschen, Miss Francis…«
Er sprach leise, ruhig und mit fester Stimme. »Ich bin nicht
Stan… Stan ist…« Da schwieg er. Er konnte es ihr nicht
sagen. Es würde grausam sein, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Sie riß die Augen auf, blickte sich irritiert um, und ein
ängstlicher Ausdruck stand auf ihrem Gesicht.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Björn Hellmark… Ich bin Gast in
der Loop Head Inn wie Sie.«
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Wie Sie!«
    »Wo ist Stan? Sie haben doch eben von Stan gesprochen. Was
ist mit ihm?«
    »Er ist noch im Gasthaus… er konnte nicht
mitkommen«, sagte er rasch. Die Lüge fiel ihm schwer. Doch
sie mußte sein, um dieses junge, rothaarige Mädchen wieder
aufzurichten.
    Erst jetzt schien ihr bewußt zu werden, daß sie kaum
etwas auf dem Leib trug, außer einem dünnen Fetzen, der
ehemals ein Nachthemd gewesen war. Rasch zog sie die Beine an. Doch
zu wenig Stoff hing noch an ihrem Körper, als daß sie viel
hätte damit verbergen können.
    »Konnte nicht mitkommen?« echote sie.
    »Zwischen ihm und Lumnick kam es zu einem Handgemenge. Er
wurde verletzt. Nichts Ernstliches.« Hellmark winkte sofort ab,
als sie zusammenzuckte. Er mußte vorerst jede weitere
unnötige Belastung und Aufregung von Cathy Francis fernhalten.
Es war erstaunlich, daß sie die schaurigen Erlebnisse bisher so
gut verarbeitet und ihr Verstand keinen Schaden erlitten hatte.
    Sie glaubte ihm.
    Gegenseitig tauschten sie ihre Erlebnisse aus. Er erfuhr,
daß Cathy dem ersten Zugriff des fleischfarbenen Ungetüms
entkommen war. Nach kurzer Ohnmacht wieder erwacht, hatte sie wie in
Trance ihre Flucht fortgesetzt und war in einen Teil des Labyrinths
geraten, wo sie hoffte, über die Treppen einen der Türme zu
erreichen und von dort aus einen Ausgang, der in die Freiheit
führte.
    »Aber dann kamen diese fremden Männer und Frauen«,
sagte sie leise. »Sie kamen von überall her – und
griffen uns an. Warum hat man uns hierhergebracht, Mister
Hellmark?«
    »Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler –
oder auch nicht«, fügte er rasch hinzu. »Das alles hat
mit dem Dunklen Gott zu tun. Das Ungetüm, das wir beide sahen,
gegen das wir ankämpften und dem wir doch nicht entkommen
konnten, muß dieser Dunkle Gott oder zumindest ein
Helfershelfer sein.«
    »Die Menschen… was für eine Bedeutung haben die
Menschen?«
    Er sah sie an. Er hatte einen Verdacht – und er sah,
daß sie diesen Verdacht teilte. Sie wußte es.
    »Diese Menschen sind ein Teil der Bestie«, preßte
sie hervor, und ihre Lippen fingen an zu zittern. Sie sah bleich und
angegriffen aus. Ihre Haare waren noch immer naß und zerzaust.
»Alle, die den Ruf hörten, mußten ihm folgen, und die
unglücklichen Opfer wurden verschlungen, aber sie dienten dem
Monstrum nicht als Nahrung, sondern als Sklaven. Sie wurden Teil
seines unförmigen, unfaßbaren Körpers… dieses
Gewimmel von Leben, von nackten Körpern, die
ineinanderfließen… das ganze Wesen besteht aus Menschen,
die irgendwann mal die unheimliche Gruft entdeckten.

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