Macabros 036: Gruft der bösen Träume
er
einen Blick auf das auf der Kapspitze stehende Wirtshaus. In den
unteren Räumen brannten die flackernden Öllampen.
Cynthia O’Donell würde sich gewiß auch schon
Sorgen um ihn machen. Sie war ganz allein zu Hause.
Es war höchste Zeit, sie aufzuklären, wo er sich den
ganzen Tag herumgetrieben hatte.
Was er nicht sah, war, daß er von seinem Zimmer aus
beobachtet wurde. Ein dunkler Schatten stand dort neben dem Fenster,
man konnte von dort aus genau die Bucht übersehen, die
Felsenstiegen, die Rani jetzt hocheilte.
Mahays Zimmer lag in völliger Dunkelheit. Die Tür zur
Terrasse war nur zugezogen. Rani stieß sie auf und trat ins
Zimmer.
Ohne sich umzusehen, eilte er zur Tür, die zum Korridor
führte.
»Nehmen Sie die Hände hoch!« sagte da eine markige,
kühle Stimme. »Und kommen Sie nicht auf die Idee,
Dummheiten zu machen. In diesem Fall würde ich nicht
zögern, Ihnen ein Loch in den Bauch zu brennen!«
Er gehorchte. »Was ist denn jetzt los?« fragte er
verwundert in die Dunkelheit hinein, wo sich der Schatten von der
Wand löste. »Bin ich aus Versehen in einem Gangstertum
gelandet?«
Die dunkle Gestalt blieb in respektablem Abstand, umkreiste ihn,
und Rani konnte die Pistole sehen, die auf ihn gerichtet war.
»Das muß ein Irrtum sein«, murmelte er. »Ich
bin berechtigt, dieses Zimmer zu betreten. Lassen Sie sich doch
erklären…«
»Für Erklärungen werden wir gleich genügend
Zeit zur Verfügung haben«, sagte der Dunkle. Er stand an
der Tür und zog sie langsam auf, ohne Mahay aus den Augen zu
lassen, dessen massiger Körper sich gegen das Fenster abhob.
»Brown! Conbell! Raufkommen! Ich hab ihn!« rief er nach
unten.
Rani hörte die eiligen Schritte und verstand überhaupt
nichts mehr. Was war während seiner Abwesenheit in der Loop Head
Inn passiert?
Einer der Ankömmlinge trug eine Öllampe. Der andere war
bewaffnet.
»Hinlegen!« kommandierte der, der ihm aufgelauert hatte.
»Hände über den Kopf.«
Rani Mahay gehorchte. Er wurde kontrolliert.
»Keine Waffe, Inspektor«, meldete der Mann, der ihn wie
einen Teppich abgeklopft hatte.
»Inspektor?« fragte Mahay laut und deutlich.
»Erfahre ich jetzt endlich, was hier los ist?«
Er wurde nach unten dirigiert. In der Wirtstube brannten
sämtliche Öllampen. Mahay starrte in viele fremde
Gesichter, die ihn aufmerksam musterten. Zwei Männer in Uniform
waren dabei. Polizisten.
»Was ist passiert?« fragte er rauh. »Wo ist Mrs.
O’Donell?«
»Was passiert ist, müssen Sie am besten wissen«,
sagte der Mann mit der markigen Stimme, der ihn oben in Empfang
genommen hatte und der von einem der beiden Begleiter mit Inspektor
angeredet worden war.
Dann erfuhr Rani, was passiert war, und sein Gesicht wurde zu
Stein.
Er erfuhr, was sich abgespielt hatte. Der Briefträger Simon
McNolan hatte an diesem Morgen die tote Cynthia O’Donell
entdeckt. Offenbar hatte er die Polizei benachrichtigen wollen, denn
er war umgehend umgekehrt. Der Inspektor schloß dies aus der
Tatsache, daß McNolan die Post, die er ursprünglich hier
hätte abliefern sollen, noch im Wagen hatte. Auf dem Weg
zurück war McNolan tragischerweise in einen Steinschlag geraten
und ums Leben gekommen.
Mahay blickte sich in der Runde um. Außer dem Inspektor
waren zwei weitere Kriminalbeamte, zwei Polizisten und ein junges
Ehepaar anwesend. Bei ihm handelte es sich um Donald und Sioban
Mogdan.
Der Inspektor hatte noch mehr auf Lager. Da war ein weiterer
Leichenfund im Haus gemacht worden. Mister Lumnick! Außerdem
stand anhand der beiden belegten Zimmer fest, daß noch
mindestes zwei weitere Personen sich derzeit im Haus auf dem Kap
aufhalten mußten. Das waren Cathy Francis und Stan Falkner,
jenes junge Londoner Künstlerpaar, mit dem sich die Mogdans
treffen wollten.
Rani Mahay wußte, wo sie waren, aber er konnte im Beisein
all dieser Menschen nicht darüber sprechen. Was er zu sagen
hatte, würde zu unwahrscheinlich klingen, als daß man ihm
glauben würde. Das war eben immer wieder dasselbe.
»Vielleicht können Sie uns auch über Cathy Francis
und Stan Falkner etwas sagen?« fragte der hagere Inspektor mit
der markigen Stimme. Und es klang so, als wisse er bereits Bescheid,
wie der Film gelaufen war. Auch hier war Rani Mahay der einzig
Schuldige. Es paßte einfach alles zusammen.
»Ja, ich kann. Geben Sie mir die Gelegenheit, mich mit Ihnen
unter vier Augen zu unterhalten!«
Der Ire gab ihm diese Gelegenheit. Sie gingen in ein Hinterzimmer,
setzten sich
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