Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
wie
Eindringlinge, wie Invasoren aus einem anderen Universum…
»In ein Spielcasino gehen wir auch?« fuhr Rani zu
sprechen fort.
»Es gibt dort kaum ein Hotel, dem kein Spielcasino
angeschlossen wäre.«
»Wunderbar! Dann komm ich auf alle Fälle mit. Ich werde
mich in Schale werfen, meinem Sparschwein den Hals brechen, um
über genügend Spielkapital zu verfügen – und auf
alle Fälle Chitra mitnehmen. Las Vegas ist ja eine mondäne
Stadt, da kann man ohne weiteres eine Raubkatze an der Leine
spazierenführen. Und in der Maschine dann, Björn,
erzählst du mir, was wir eigentlich wirklich in Las Vegas
treiben werden… wie ich sehe, hast du es verdammt eilig, dorthin
zu gelangen…«
*
Noch eineinhalb Stunden dauerte das Programm im Puppet’s
House.
Waren die vorangegangenen Stunden wie im Flug vergangen, so kamen
die letzten neunzig Minuten Frank Long vor wie eine Ewigkeit.
Er saß auf seinem Platz wie auf heißen Kohlen.
Nervös ließ er das Sektglas zwischen seinen Fingern
kreisen und nippte hin und wieder gedankenverloren daran, trank aber
so gut wie nichts mehr.
Sein Magen schmerzte. Er war aufgeregt. Die falsche Leila ging ihm
nicht mehr aus dem Sinn. Er hatte an sich halten müssen, vorhin
nicht einfach durch den Saal zu rennen, auf die Bühne zu
stürzen und die Wahrheit in die Menge zu brüllen.
Der Schießüberfall hatte ihn noch mal auf den Boden der
Tatsachen zurückgeführt.
Was war, wenn Janina hier nicht freiwillig auftrat, wenn man sie
zu dem, was sie da vorn auf der Bühne vorführte, zwang?
Wenn er sich als Bruder zu erkennen gab, mußte er riskieren,
sich in Gefahr zu begeben. Das wollte er gern auf sich nehmen.
Allerdings mußte das Ganze dann auch einen Vorteil bringen. Er
konnte und durfte Janinas Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
Er mußte sie zunächst sprechen und mußte sicher
sein, daß sie wirklich die war, für die er sie hielt. Aber
eigentlich gab es für ihn da überhaupt keinen
Zweifel…
Die Zuschauer klatschten. Mechanisch bewegte auch Frank Long seine
Hände.
Die Schießerei von vorhin war völlig vergessen. Das
Haus war voll, keiner hatte es verlassen. Weshalb auch? Wenn sich
hier irgendwelche Banden befehdeten, dann hatten nur die damit zu
tun, die es etwas anging. Solange man nicht in die Schußlinie
geriet, konnte auch nicht viel passieren.
Dieser Meinung schienen hier alle gewesen zu sein. Der erste
Schreck war verflogen, und die heiße Musik und die wirbelnden
Körper der gutgewachsenen Mädchen vertrieben die letzten
Befürchtungen und brachten einen auf andere Gedanken.
Nur Frank Long zerstreuten die Darbietungen nicht mehr.
Zum Schluß – beim großen Finale – traten
alle noch mal auf.
Auch die unter dem Künstlernamen ›Leila‹
geführte Tänzerin war zu sehen. Wer nicht wußte,
daß in ihren Adern Negerblut floß, sah es ihr nicht an.
Sie war eine rassige, scheinbar leichtgebräunte Schönheit,
die die Blicke der Männer auf sich zog. Janina war stets sehr
stolz auf ihre helle Hautfarbe gewesen.
Wie sie sich bewegte, wie sie mit ihren Bewegungen die Männer
aufreizte… er hatte nur noch Augen für sie. Janina kannte
ihre Wirkung auf Männer. Sie war sich ihrer Schönheit und
ihrer Wirkung wohlbewußt. Und sie war schon immer ein kleines
Luder gewesen. Doch so – hatte sie sich nie aufgeführt.
Wie fröhlich sie war, wie sie die Beine warf, die Arme
emporriß… wie sie lachte… ihre weißen
Zähne schimmerten wie Perlen… man sah ihr nicht an,
daß sie unter Zwang arbeitete.
Mit zitternder Hand fuhr Frank Long sich über sein
verschwitztes Gesicht. Wenn sie nun doch freiwillig hier war, wenn
sie sich hier feilbot, wenn sie ihre Liebe, ihren Körper
für Geld verkaufte… »Nein«, sagte er da und
erschrak, weil er unbewußt laut gesprochen hatte.
Das paßte nicht zu Janinas Charakter, es sei denn, daß
sie sich grundlegend geändert hatte.
Plötzlich wurde ihm heiß.
Vielleicht spielten Drogen in ihrem Leben eine Rolle?!
Er kam vom Hundertsten ins Tausendste, aber dann schalt er sich im
stillen einen Narren und nahm sich vor, keine weiteren
Überlegungen anzustellen, sondern ganz konsequent seinen Plan zu
verfolgen.
Das blonde, langbeinige Serviermädchen, das eine riesige
Schleife auf der dunklen Strumpfhose trug, unter der sie nichts
weiter anhatte, kam an seinen Tisch.
»Oh«, wunderte sie sich. »Sie haben ja kaum etwas
getrunken? Ist Ihnen nicht gut?«
»Doch, doch«, sagte er schnell und zauberte
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