Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
ein
verunglücktes Lächeln auf seine Züge. »Die Show
ist so interessant… ich habe im Moment auch wirklich keine Lust,
noch etwas zu trinken…«
»Jetzt wollte ich Ihnen gerade nachschenken«, ein
vielsagendes Lächeln auf roten Lippen. »Soll ich Ihnen
Gesellschaft leisten?«
»Nein, danke«, sagte er rasch. Seine Reaktion kam ihm
selbst komisch vor, und er merkte, daß er rot anlief.
Siedendheiß schoß das Blut in sein Gesicht. »Ein
andermal vielleicht… morgen…«
»Gern.«
Sie wollte gehen.
»Einen Moment, bitte!« rief er sie da zurück.
»Ja?«
»Das Mädchen da vorn… Jan… Leila…«,
verbesserte er sich schnell. Er war vollkommen durcheinander.
»In welchem Zimmer ist sie untergebracht?«
»Nummer dreiundzwanzig.«
»Danke.«
Sie lächelte still und entfernte sich mit aufregendem Gang zu
einem der Nachbartische, wo sie sich einem Gast auf den Schoß
setzte. Eine halbe Minute später schon wurde der Vorhang vor die
Nische gezogen.
Frank Long erhob sich, noch ehe der Vorhang vorn fiel, und ging
auf die Tür zu, die auf den Korridor und zum Flur in die oberen
Etagen führte.
Er ging in die Toilette, wusch sich Gesicht und Hände mit
eiskaltem Wasser ab und fühlte sich danach gleich besser.
Er wartete ein paar Minuten ab.
Draußen gingen Türen auf und zu, knarrten Dielen und
Treppenstufen unter zahlreichen Beinen.
Dann herrschte wieder Stille.
Die Mädchen waren auf ihren Zimmern.
Frank Long verließ die Toilette. Er wirkte jetzt ruhig und
gefaßt. Gleich welche Entdeckung er auch immer machte, er
würde sie hinnehmen, wie sie war.
Er zündete sich an der Tür gelassen eine Zigarette an
und sah am Bühnenausgang zwei Mädchen plaudernd
beisammenstehen, zu denen sich ein Mann gesellte, der seine Arme um
die Hüften der Schönen legte und dann gemeinsam mit ihnen
in einem angrenzenden Raum verschwand, wo nach und nach noch mehr
Gäste hingingen.
Hier hinten lagen die Spielcasinos. Rund um die Uhr liefen hier
die Roulettkugeln, knarrten die Automaten und wurden die Karten
gegeben. Rund um die Uhr wurde hier gewonnen oder verloren.
Ein paar Gäste gingen auch nach oben. Offenbar hatten auch
sie sich nach dem einen oder anderen Girl erkundigt und wollten mit
ihm gemeinsam ein Spiel riskieren, einen Drink an der Bar nehmen,
tanzen oder schlafen… man konnte alle Wünsche
äußern. Und sie wurden erfüllt, solange man
genügend Geld besaß oder Kredit erhielt.
Frank Long ging gemächlich in die erste Etage.
Anheimelndes Licht strahlte von Kristallüstern auf ihn herab.
Seidentapeten in Altrosa bedeckten die Wände, wertvolle Teppiche
lagen auf dem Boden und schluckten seine Schritte.
Vor ihm lief ein Mann und suchte ein Zimmer. Der blieb vor der
Nummer dreiundzwanzig stehen.
Es gab Frank Long einen Stich ins Herz.
Er sah, wie der Fremde anklopfen wollte. Da eilte er auf ihn
zu.
»Einen Augenblick, bitte«, sagte er schnell.
Der andere, Ende vierzig, graumelierte Schläfen,
gerötetes Gesicht, glänzende Augen, stand nicht mehr ganz
sicher auf den Beinen. »Nanu?« fragte er verwundert.
»Habe ich… etwas falsch… gemacht?«
»Sie wollen – da hinein?« fragte Long ruhig und
deutete auf die Tür mit der Nr. 23.
»Ja, will ich…« strahlte der andere. Er ging einen
unsicheren Schritt auf Long zu. »Und ich war der erste… das
müssen Sie zugeben, nicht wahr? Sie müssen sich schon ein
bißchen gedulden… vielleicht nehmen Sie inzwischen mit
’nem andern Girl einen Drink an der Bar…«
Long hörte nicht weiter zu. Seine Rechte schoß vor. Die
Faust traf mitten auf das Kinn.
Der Graumelierte verdrehte die Augen. Kein Laut kam über
seine Lippen, als er zusammensackte. Frank Long fing ihn auf und
schleifte ihn hinter den Treppenvorsprung, der eine Etage höher
führte. Hier in dieser dunklen Ecke würde ihn kein Mensch
vorerst entdecken, solange er sich ruhig verhielt. Und Frank Long,
der etwas vom Boxen und Catchen verstand, war überzeugt davon,
daß der Fremde mindestens eine Stunde lang Ruhe halten
würde.
Das reichte für sein Vorhaben.
Er klopfte an.
»Ja, bitte.« Eine angenehme Stimme war das. Frank Long
lief es eiskalt über den Rücken. Das war ihre – das
war Janinas Stimme!
Er trat ein.
Das Zimmer dahinter war eine Mischung aus Salon und Wohnraum.
Schwere, gemütliche Polstermöbel, dunkelroter Veloursstoff,
ein breites französisches Bett, das mit einem Vorhang drapiert
war… Gedämpftes Licht. Der Geruch nach Frau und einem die
Sinne betörenden
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