Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
Sprung
geduckt, so hielt sich das Prachttier an der Seite des Mannes.
Björn Hellmark und Rani Mahay waren in Las Vegas
angekommen.
Das Taxi wartete. In dem Wagen befanden sich noch die Koffer des
Inders. Björn hatte mit dem Freund vereinbart, daß sie
sich in zwei verschiedenen Hotels einquartieren wollten.
Er wollte im Puppet’s House seine Unterkunft nehmen, Rani war
für das Frontier Hotel vorgesehen, wo auch Floyd Gerrick sein
Domizil aufgeschlagen hatte.
Es kam Björn darauf an, aus allernächster Nähe
einen Eindruck von dem Leben und Treiben im Puppet’s House zu
gewinnen und gleichzeitig auch darüber informiert zu sein, was
Floyd Gerrick tat, dessen Berichte nach New York plötzlich
abgebrochen waren.
Die beiden Freunde benutzten den Eingang zum Hotel. Hinter der
Rezeption stand eine ausgesprochen hübsche Person, die sich nach
ihren Wünschen erkundigte. Der Portier war in diesem Haus eine
Frau. Wie hätte es auch anders sein können.
Das Hotelfoyer war urgemütlich, und an den kleinen Tischen
saßen Gäste, die in Zeitungen blätterten, Briefe oder
Ansichtskarten schrieben oder kühle Drinks vor sich stehen
hatten.
Hellmark hatte sein Zimmer telefonisch vorbestellt.
Die charmante Brünette hinter der Theke lächelte
vielsagend. »Es war unser letztes Zimmer, Mister Hellmark. Sie
hatten Glück.«
»Dann bin ich aber froh.«
Er erwiderte ihr Lächeln. Sie reichte ihm die
Schlüssel.
»Nummer neunzehn. In der ersten Etage.«
Vom Treppenaufgang her näherte sich ein livrierter junger
Mann, der Hellmarks Gepäck entgegennahm. Er wollte auch den
»Geigenkasten« nehmen, doch Björn gab ihn nicht aus
der Hand.
Was den Deutschen und seinen Begleiter am meisten verwunderte war
die Tatsache, daß die Hotelangestellten für das
mächtige Tier, das Mahay begleitete, nur flüchtige Blicke
übrig hatten.
Die Gäste allerdings waren wie schockiert, saßen
erstarrt auf ihren Plätzen, wagten nicht mehr, ihre Zeitungen
umzublättern und hielten den Atem an.
Der Unterschied zwischen dem Personal und den Gästen im
Verhalten war offensichtlich.
Hing das damit zusammen, daß Leute, die sich ständig in
Las Vegas aufhielten, besondere Nerven hatten?
Hier in dieser Stadt liebte man den Nervenkitzel über alles.
In Shows traten junge Tänzerinnen auf offener Bühne mit
Riesenschlangen, mit Tigern und Löwen auf. Chitra war
gewiß ein ungewöhnlicher Besucher, aber das Personal
ignorierte ihn einfach.
Chitra dagegen verhielt sich ebenfalls ungewöhnlich.
Die Augen der Raubkatze flackerten, und mehr als einmal gab sie
ein leises, bedrohlich klingendes Knurren von sich, so daß Rani
sie zur Räson rufen mußte.
Seltsamerweise verhielt sie sich nur so aggressiv, wenn sich
jemand vom Personal in der Nähe aufhielt.
Björn registrierte das sehr genau und machte sich seine
Gedanken darüber.
Was für eine Bedeutung hatte das?
*
Zehn Minuten später verließen sie wieder das
»Puppet’s House« um die wenigen hundert Meter zum
Frontier-Hotel zurückzulegen. Das Taxi war inzwischen dorthin
gefahren, wie Mahay es gewünscht hatte.
Er benutzte den Weg zum »Frontier« gemeinsam mit
Björn und Chitra zu einem kleinen Bummel.
Die Luft war heiß und trocken. Man fühlte die
unmittelbare Nähe der Wüste.
Hellmark und sein Freund gingen auf der linken
Straßenseite.
Viele Autos parkten am Straßenrand und auf den
Parkplätzen vor den Hotels.
In einem mausgrauen Plymouth saß ein Mann, der den Eingang
zum Puppet’s House beobachtete.
Der Mann hinter dem Steuer war niemand anders als Bill
Hawkins.
Wie entgeistert starrte er auf die beiden Männer und
konzentrierte sich besonders auf den blonden Deutschen, der sich
federnd neben dem Inder bewegte.
Hawkins schüttelte sich. Er mußte zweimal hinsehen, ehe
er sicher war, daß er sich auch nicht täuschte.
»Das ist er«, kam es im Selbstgespräch über
seine Lippen. Er stand erst seit fünf Minuten am
Straßenrand. Hawkins’ Auftrag lautete, zu beobachten, wer
ein und aus ging und was sich heute nach dem gestrigen
Feuerüberfall alles tat. Marco Fentricelli überließ
grundsätzlich niemals etwas dem Zufall.
Hawkins griff nach dem Taschenfunkgerät und aktivierte
es.
»Hawkins an Boß, bitte melden«, sagte er heiser.
Er konnte dabei nicht den Blick wenden von den beiden
Männern.
»Fentricelli«, meldete sich gleich darauf die markige
Stimme des Mafia-Mannes.
»Ich bin hellwach, Marco«, sagte Hawkins. »Ich bin
genauso wach wie letzte Nacht, als
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