Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
ich ihn im Garten gesehen habe. Er
befindet sich in diesem Augenblick keine hundert Schritte vor mir,
Boß! Der große blonde Mann, den wir vergeblich im Garten
gesucht haben. Er ist hier. Er hat vor wenigen Augenblicken das
Puppet’s House verlassen.«
Marco Fentricelli knurrte irgend etwas in seinen Bart, das Hawkins
nicht verstand.
Dann: »Irrtum ausgeschlossen, Bill?«
»Ja, Boß.«
»Dann geht hier mehr vor, als wir ahnen. Verdammt noch mal,
die Sache gefällt mir nicht. Wir haben offensichtlich zu wenig
Informationen. Dieser Harrison steht mit dem Teufel im Bund. Es gibt
da etwas, was du noch nicht weißt, Bill: unser Kontaktmann im
Office von Captain Randell hat mir vorhin Bescheid gegeben, daß
heute nacht im Leichenhaus etwas Merkwürdiges passiert sein
muß. Die beiden Burschen die ihr durchsiebt habt, sind geklaut
worden. Oder sie sind wieder zum Leben erwacht. Im Leichenhaus ist es
dabei nachweisbar zu einem Kampf gekommen, der die Schnüffler
vor ’ne Menge Rätsel stellt. Der diensthabende Mann dort
wurde zerfleischt, als ob eine Raubkatze ihn angefallen
hätte…«
»Boß!« entfuhr es Hawkins da, und seine Blicke
klebten förmlich auf dem gestreiften Körper, der gemeinsam
mit den beiden Menschen um die Ecke verschwand. »In der
Begleitung des Blonden befinden sich ein massiger Exote und ein
Tiger!«
Wieder knurrte Fentricelli etwas Unverständliches. Das war
stets ein Zeichen dafür, daß er unzufrieden war und
nachdenken mußte. Das tat er nicht gern. Am liebsten
fütterte er seine exotischen Fische, von denen er jede Menge
züchtete.
»Bleib’ am Ball, Bill! Halte mich auf dem laufenden! Ich
will alles über die beiden wissen – und auch über den
Tiger…«
Und der Nachrichtendienst, der ihm zur Verfügung stand,
funktionierte ausgezeichnet.
Noch keine halbe Stunde später war er darüber
informiert, daß der Blonde offenbar heute morgen erst in Las
Vegas eingetroffen war und im Hotel des Puppet’s House logierte.
Wieso er dann schon in der letzten Nacht im Garten der
Fentricelli-Villa auftauchte, machte alles noch rätselhafter und
undurchsichtiger. Was für ein Täuschungsmanöver hier
getrieben wurde, das durchschaute Fentricelli noch nicht, und gerade
diese Tatsache bereitete ihm Kopfschmerzen.
Es gab Widersprüche, und die mußte er so schnell wie
möglich aufklären.
Auch die Tatsache, daß der Blonde einen Begleiter hatte, der
nicht im Puppet’s House logierte, sondern im
»Frontier« untergebracht wurde, paßte überhaupt
nicht in irgendein Bild.
Das Frontier-Hotel gehörte zu dem Bezirk, den er
kontrollierte. Die Kasinos unterstanden seinen Leuten, an den
Einnahmen der Spielhallen und des Hotels war er mit fünfzig
Prozent beteiligt.
Wenn der Blonde für Harrison arbeitete, dann mußte man
sich doch fragen, was es bedeutete, wenn der Fremde einen
möglicherweise Eingeweihten im »Frontier«
unterbrachte.
Es lag etwas in der Luft…
Marco Fentricelli stimmte seine Leute ein. Noch heute wollte er
wissen, was hier gespielt wurde.
Wenn es schon nicht gelang, die wahre Identität Mike
Harrisons herauszubekommen, mußte er alles daransetzen, durch
die Leute, mit denen er sich umgab, Hinweise zu erhalten. Den Blonden
oder den Glatzköpfigen – oder beide mußte er in die
Mangel nehmen!
*
Etwa zur gleichen Stunde betrat ein Mitarbeiter Captain Randells
den Drugstore.
John Mills kam aus dem Hinterzimmer, warf einen Blick über
den Brillenrand und grüßte den vermeintlichen Kunden
freundlich.
»Womit kann ich Ihnen dienen?«
»Nach Möglichkeit mit einer Auskunft, Mister
Mills.«
John Mills seufzte. »Damit läßt sich zwar kein
Geschäft machen, aber wenn ich Ihnen einen Gefallen tun kann,
gern, selbstverständlich.«
»Nun, unter Umständen bringt das sogar etwas ein, Mister
Mills. Ich bin Lieutenant Snyder von der
Mordkommission…«
»Oh, mit der Polizei hatte ich noch nie zu tun!«
»Ich habe ein paar Fragen an Sie. Es kommt darauf an, wie
deren Beantwortung ausfällt. Danach richtet sich die Belohnung,
die der Staatsanwalt ausgesetzt hat. Sie wohnen über diesem
Drugstore, Mister Mills, nicht wahr?«
»Ja.«
»Okay. Möglicherweise ist Ihnen gestern abend oder in
der letzten Nacht etwas Besonderes aufgefallen. Die Fenster Ihrer
Wohnung münden hier auf die Straße, und Sie können
die Fassade des Puppet’s House, den Eingang zum Showraum ebenso
übersehen wie den zum Hotel.«
»Ja, richtig.«
»Sie wissen, was sich gestern abend dort
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