Macabros 038: Mirakel - Phantom aus dem All
was geschah
mit den beiden Leichen?
Sie wartete, bis die letzte gespenstische leuchtende Gestalt
zwischen den Parkbäumen verschwunden war und folgte dann. Die
Dunkelheit ringsum war ihr bester Schutz, und im Schutz dieser
Dunkelheit verfolgte sie den Zug, der sich auf einem freien Platz
zwischen den Bäumen sammelte, wo zwei große Reisig- und
Holzhaufen aufgeschichtet worden waren.
Scheiterhaufen!
Demnach waren hier schon Vorbereitungen getroffen worden, von
denen auch Sheriff Flic offenbar nicht das geringste ahnte.
Lucy Sherman huschte von einem Baum zum anderen, blieb hinter
einem im tiefen Schatten liegenden Stamm stehen und beobachtete die
weiteren Ereignisse.
Die Irren tanzten mit grotesken Bewegungen um die beiden
Scheiterhaufen, die schließlich unter großem Geschrei und
unartikuliertem Gekrächze in Brand gesteckt wurden.
Das trockene Holz stand sofort in hellen Flammen. Knisternd und
prasselnd fraß sich das Feuer in die beiden Scheiterhaufen und
erfaßte die Leichen. Die dünnen, zerrissenen Nachthemden
der beiden toten Frauen verglühten wie Motten in einer offenen
Flamme. Dann hüllte prasselndes Feuer die Körper ein.
Im flackernden Widerschein tanzten die Leute aus dem Hospital
ihren dämonischen Tanz, stießen gleiche Laute und Schreie
aus, und der Name ›Molochos‹ kam immer wieder kraftvoll
über ihre Lippen.
Dabei machte Lucy plötzlich eine unheimliche
Feststellung.
Je länger die geistig Umnachteten tanzten, je länger sie
ihre unheimlichen, unverständlichen Beschwörungen
ausstießen und diesen teuflischen Hexensabbat feierten, desto
präziser stimmten ihre Bewegungen überein, desto
ähnlicher wurden sich die Stimmen, so daß es sich
anhörte, als ob ein Schrei aus ihren Mündern käme,
eine Stimme aus ihnen redete!
Die Scheiterhaufen brannten lichterloh. Die Gesichter der
Tänzerinnen und Tänzer glühten.
Da löste sich Linda Borell aus dem Kreis, lief auf die
offenen Flammen zu – und warf sich mitten hinein!
Ihr Todesschrei hallte schaurig durch die unheimliche Nacht. Und
in den verwehenden Schrei mischte sich der, der unbeabsichtigt aus
Lucy Shermans Kehle brach: »L-i-n-d-a…!«
*
Die Reise war ohne Zwischenfälle verlaufen.
In New York verabschiedete Simon K. Bulter sich von seinem Anwalt
und betrat eine Telefonzelle. Dort hielt er sich drei Minuten auf,
sprach selbst mit seinem unbekannten Gesprächsteilnehmer nur
sehr wenig und hörte hauptsächlich zu. Das Gespräch
veranlaßte ihn offensichtlich, seinen ursprünglichen Plan
aufzugeben und sich zum PanAm-Schalter zu begeben.
Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Björn Hellmark das dumpfe
Gefühl, daß etwas vorging, was ursprünglich nicht
eingeplant war.
Simon K. Bulter suchte nicht seinen Konzern auf, um Bericht zu
erstatten, er löste ein neues Ticket und flog nach Richmond in
Carolina. Hellmark blieb ihm auf den Fersen.
In Richmond ereignete sich dann etwas, was Björn einen
handfesten Beweis dafür lieferte, daß Bulter offenbar
über seinen Verfolger unterrichtet war.
In Richmond angekommen, suchte Bulter den Waschraum eines kleinen
Hotels auf, in dem er einen Drink zu sich nahm. Bulter kam aus dem
Waschraum zurück und nahm seinen Platz am Tisch wieder ein.
Daß ein zweiter Bulter drei Minuten später den
Waschraum verließ, fiel niemand weiter auf – nur dem
aufmerksamen Hellmark.
Das Spiel war durchschaut.
Hellmark wurde herausgefordert. Und er nahm die Herausforderung
an.
Der zweite Bulter verließ das Hotel, stieg in ein Taxi und
kehrte zum Flughafen zurück. Dort löste er ein Flugticket
und nahm die nächste Maschine nach New York. Es wäre
Björn ein Leichtes gewesen herauszufinden, wer nun der echte
Bulter war: der, der im Hotel saß oder der, der nach New York
York zurückflog. Ein Griff zur Dämonenmaske hätte
diese Frage gleich geklärt. Aber das hätte Aufmerksamkeit
erregt, und das wollte Hellmark vorerst vermeiden.
So kam es, daß er mit seinem Originalkörper in Richmond
blieb und dem einen Bulter auf die Finger sah und seinen
Zweitkörper, Macabros, aktivierte, mit dem er in New York
auftauchte, als die Maschine mit dem zweiten Bulter an Bord gerade
zur Landung ansetzte.
Was bis jetzt geschehen war, bewies, daß Simon K. Bulter
nicht der Mann war, für den ihn die Öffentlichkeit hielt.
Er war zu dämonischen Aktivitäten fähig. Die
Wahrscheinlichkeit, daß er ein Bote und Helfershelfer der
finsteren Mächte war, wurde immer größer. Und damit
wuchs gleichzeitig auch die
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