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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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tot! Dieser Gedanke war doch Unsinn! Er träumte
– und er würde jeden Augenblick erwachen. Er war
durcheinander von dem Geschwätz des Wirtes Dupont, von dem
Verhalten der Leute im Dorf, die er nach dem Schloß des Comte
gefragt hatte, von den Halbwahrheiten, die er in einem Buch fand und
vor allem von seinen eigenen Überlegungen.
    »Ich bin Danielle die Barteaulieé«, fuhr sie
fort. »Die Danielle, von der du gesprochen hast, ja, Harry…
ich bin eine Hexe… aber eine, die man verflucht hat. Ich
möchte frei sein, erlöst, du kannst mir
helfen…«
    »Wie, Danielle?« hört er sich fragen.
    »In dem du wiederkommst… das ist Voraussetzung. Alles
auf einmal… kann nicht geschehen. Aus den Dimensionen des
Grauens und des Wahnsinns wird mir Gewalt angetan… ich lebe in
diesen Mauern… ich kann sie nicht verlassen… ich habe mir
gewünscht, ewig jung zu sein… dieser Wunsch wurde mir
erfüllt, aber auf eine grauenhafte Weise…«
    Seltsamerweise kam es Harry Frandon nicht so vor, als ob er einer
Stimme lausche, die ihm ein Märchen erzählen wollte. Auf
eine besondere Art nahm er intensiv Anteil an dem Gesprochenen.
    Frandon blickte sich um. Alles Grau in Grau, ferner flackernder
Widerschein, den er im Unterbewußtsein registrierte.
    Wie Schemen nahm er auch Daniellas Onkel und dessen Sohn wahr.
    »Was ist mit ihnen? Was haben sie mit dir zu tun,
Danielle?«
    »Sie sind verflucht, wie ich es bin. Sie sind Schatten aus
dem Reich der Hexen. Sie sind Geister, die mich begleiten, die auf
Gedeih und Verderb mit mir verbunden sind…«
    »Warum, Danielle?«
    »Das… weiß ich nicht…«
    Sie sah traurig aus, und er hatte Mitleid mit ihr. Konnte man mit
einer Hexe Mitleid haben? fragte er sich da.
    Sie war eine Hexe – und sie war doch keine. Sie wollte raus
aus dem Teufelskreis, in den sie geraten war. Dann stimmte die
Geschichte um das Schloß also doch. Darin wurde behauptet,
daß der Comte de Noir mit finsteren Mächten paktiere,
daß er Molochos und Rha-Ta-N’my, die grausame
Dämonengöttin angerufen hatte, um die Reiche der Finsternis
kennenzulernen und über Menschen Macht zu gewinnen. Als seine
schöne Tochter geboren wurde, war sie den Mächten der
jenseitigen Welt als Opfer versprochen. Aber der Comte verweigerte
den Gehorsam und versuchte alles, dem Zugriff der Geister, die er
selbst gerufen hatte, zu entkommen. Danielle sollte frei sein, und er
wollte ihr gleichzeitig mit höllischer Hilfe ewige Jugend und
Schönheit erhalten. Aber wer Forderungen stellte, der
mußte auch die Pflichten erfüllen. Das eine war ohne das
andere undenkbar. Auf welches Experiment sich der Comte de
Barteaulieé damals eingelassen hatte, darüber wußte
man nichts. Die Kenntnis darüber war im Dunkel der Geschichte
versunken.
    »Ich werde dir helfen, Danielle… wenn ich es
kann.«
    »Du kannst.«
    »Wie?«
    »In dem du wiederkommst, das ist alles. Dann ist der Ruf der
Hexendrachen zum dritten Mal erfüllt…«
    Er wollte sie darüber ausfragen, aber er kam nicht mehr dazu.
Danielle hing plötzlich an seinem Hals und preßte ihm ihre
heißen Lippen mitten auf die Stirn. Der Kuß war
glühend wie ein Brenneisen, als sollte er abgestempelt werden.
Die Lippen waren weich, aber dann spürte er auch schon den Druck
ihrer Zähne. »Nimm den Kuß der Hexe entgegen,
Harry… und du wirst wiederkommen, ob du willst oder nicht…
du kannst dich dem nicht mehr entziehen…«
    Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten?
    Doch alle Fragen fanden abrupt ein Ende.
    Die Welt, in der er sich wie ein Geist aufhielt, und in der er
seinen wirklichen Körper kaum fühlte, versank um ihn
herum.
    Er schlug plötzlich die Augen auf.
    »Danielle«, murmelte er benommen und merkte im gleichen
Augenblick, daß die Französin gar nicht da sein
konnte.
    Er saß hinter dem Steuer seines Triumph Vitesse, den er am
Fuß des zerklüfteten Felsens abgestellt hatte.
    Hier war er über das Grübeln, ob er den Aufstieg
beginnen sollte oder nicht, eingeschlafen und hatte
geträumt.
    Draußen war es düster geworden. Schwere Wolken hingen
am Himmel, und hart und metallisch klangen die Regentropfen, die auf
das Blechdach fielen.
    Harry Frandon schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die
Haare. »Verrückt«, murmelte er. »Was einem die
Nerven doch für einen Streich spielen können.«
    Daß er stundenlang hier gesessen und geschlafen hatte,
wollte ihm allerdings nicht in den Sinn. Doch es mußte wohl so
sein. Eines allerdings fand er merkwürdig: er war

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