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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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die an den breiten
Ledergürteln hingen und Ähnlichkeit mit verkleinerten
Morgensternen besaßen.
    Das Schlachtfeld war übersät mit Leichen. Der Sand war
blutbesudelt, und der Wind, der hier weniger stark blies als jenseits
der dicht stehenden Felsdünen, strich klagend und wimmernd
über das Heer der Toten, als sänge er sein Totenlied.
    Minutenlang stand Macabros wie erstarrt, und nur die klaren blauen
Augen in dem sonnengebräunten männlichen Gesicht schienen
zu leben.
    Was war hier geschehen? Wer waren die Fremden?
    Er ging neben einem der Toten in die Hocke. Der Soldat trug weder
Schwert noch andere erkennbare Waffen bei sich. Seine Rechte
umklammerte eine hellgrundige Fahne mit einer goldfarbenen Borde. In
der Mitte der Fahne war eine große sich öffnende,
blauschillernde Blüte dargestellt, die an eine
überdimensionale Lilie erinnerte. Aus der Blüte ragten zwei
menschliche Hände, die sich wie die Blüte öffneten.
Symbolisch waren hier zwei gebende Hände dargestellt. Es konnte
aber auch so zu verstehen sein, daß sie eine Gebetshaltung
ausdrückten.
    Der fremde Kämpfer war durch einen dicken, zugespitzten Dorn
ums Leben gekommen, der mit äußerster Wucht abgefeuert
worden zu sein schien und ihm mitten ins Herz gedrungen war.
    Der Mann besaß eine hellgrüne Körperhaut, und als
Macabros jetzt zufällig an die Schulter des Toten stieß,
fiel dessen Kopf schlaff zur Seite.
    Hinter kantigen Wangen lagen eng und flach die Ohren an. Hier
befand sich eine dünne, durchscheinende Haut, und Macabros
entdeckte die Ansätze von Kiemen. Dieses Volk stammte aus dem
Meer. Die Männer, die hier lagen, waren einst Kiemenatmer
gewesen.
    Er blickte sich auf dem Schlachtfeld um. Von hier war der Hilferuf
gekommen. Waren diese Männer hier nicht alle tot? Lebten
vielleicht noch einige und waren nach dem Kampfgetümmel von
ihren Kameraden im Stich gelassen worden?
    Zu diesen Fragen kamen andere, die er nicht beantworten konnte. Er
fand es merkwürdig, daß nur die Angehörigen einer
Armee hier lagen. Wenn hier eine Schlacht stattgefunden hatte –
und alles sprach dafür, daß es so war –, dann konnte
doch nicht die eine Seite derartige Verluste erlitten und die andere
überhaupt keine haben.
    War diese Armee in einen Hinterhalt geraten und bis auf den
letzten Mann niedergemacht worden?
    Nur eine solche Möglichkeit würde das Bild
erklären, das er jetzt zu sehen bekam.
    »Aaaghh… aaaooohh…«
    Da war der langgezogene Schrei wieder. Diesmal ganz nahe!
    Macabros wirbelte herum.
    Halb aufgerichtet, nur eine Steinwurfweite von ihm entfernt,
saß halb schräg gegen eine der dunklen Dünen gelehnt
einer der blaugekleideten Soldaten und hielt einen flachen Gegenstand
an die Lippen gepreßt. Aus diesem Gegenstand kam der
langgezogene Hilferuf.
    Macabros war sofort bei dem Fremden und tauchte wie aus dem Boden
gewachsen neben ihm auf.
    Der Fremde blickte zu ihm auf und sah ihn aus verschleierten Augen
an. Die Augen hatten wie die Haut eine grünliche
Färbung.
    »Wer… bist du?« fragte der Kämpfer in dem
blauen Hemd matt. Er war sehr schwach. Während er sprach,
versuchte er das flache, elfenbeinfarbene Etwas in die Nähe
seiner Lippen zu bringen, und als es ihm endlich gelang, vernahm
Macabros die Stimme ungleich lauter als zuvor. Da begriff er,
daß dar Fremde eine Art Verstärker an den Mund
preßte. Sein leises, rufendes Krächzen wäre kaum zu
vernehmen gewesen, aber mit diesem Hilfsmittel wurde er sogar in die
Lage versetzt, unter Umständen die Lautstärke des Windes zu
übertönen.
    »Ich heiße Björn…«
    »Bjoorn?«
    Er konnte den Namen nicht richtig aussprechen.
    Der Mann atmete schwer. Macabros entdeckte mehrere kleine
Verletzungen an den Armen und am Brustkorb. Auf der Höhe seines
Herzens war eine Plakette befestigt, die ein geheimnisvolles Symbol
trug, das Macabros nicht zu deuten vermochte.
    Die Plakette war eingedrückt und wies mehrere Haarrisse
auf.
    »Ich bin… Ogh.«
    Es verwunderte Macabros nicht, daß hier in dieser fremden
Dimension eine Verständigungsmöglichkeit zwischen ihm und
dem anderen bestand. Macabros sprach deutsch, aber in den Ohren
seines Gegenüber mußten sich die Laute
sinngemäß in die Worte jener Sprache umwandeln, die hier
üblich war. Und umgekehrt war es das gleiche. Er dachte nicht
darüber nach. Aus zahlreichen Abenteuern und Begegnungen in der
Vergangenheit war ihm vertraut, daß in anderen Dimensionen
andere Gesetze herrschten, die ein dreidimensional denkendes

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