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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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höhlenähnlich.
    Die Wände rundum waren dunkelbraun bis schwarz. Die Luft hier
unten war miserabel. Der Kohlendioxyd-Anteil war zu hoch.
    Er wollte so gern durchatmen, aber es ging nicht.
    Sein Herz pumpte schwer.
    Björn begriff, daß zwischen den ersten Worten, die sein
Bewußtsein erreichten und den folgenden offenbar ein
längerer Zeitraum verflossen war.
    Inzwischen hatte man ihn aus der Höhe geholt und hierher
geschafft. Der Transport war ihm überhaupt nicht bewußt
geworden.
    Er sah sich die Wesen, die ihn umringten, nun genauer an, nachdem
die Schleier vor seinen Augen endgültig gewichen waren.
    Die drei Fremden waren etwa einssiebzig groß. Sie hatten
sehr hagere Körper und schmale, langgezogene Gesichter. Die
Augen lagen unter knorpeligen Wülsten, die Nasen waren sehr
flach und besaßen nur winzige Öffnungen, der Mund war
breit und auffallend schmal. Die Köpfe der Fremden waren
völlig haarlos.
    Trotz der Ungewißheit der Lage konnte sich Hellmark ein
flüchtiges Lächeln nicht verkneifen. Ohne daß er es
wollte, drängte sich ihm ein Gedanke auf. ›Scheinen lauter
Brüder von Rani zu sein!‹ dachte er unwillkürlich.
›Glatzköpfe unter sich! Er hätte seine wahre Freude
daran.‹
    Sie trugen dunkelbraune bis dunkelgrüne enganliegende
Anzüge, die an eine einteilige Kombination erinnerten. Man
mußte schon sehr genau hinsehen, um den Unterschied zwischen
der Hautfarbe und der Farbe der Anzüge zu erkennen. Die
bräunliche Haut hatten, trugen bräunliche Anzüge, die
mehr ins Grüne changierten, trugen grüne.
    »Wo bin ich hier?« fragte Björn, einen nach dem
anderen ansehend.
    »In der unterirdischen Welt der Satis«, sagte der mehr
ins Grünliche changierende Sprecher. »Als Vatox die
Sauerstoffbahnen öffnete, wurdest du mit
hereingetragen.«
    »Wer ist Vatox?«
    »Der, den wir verehren, von dem wir unser Leben und unser
Wissen haben – und der bald die Welt, die für ihn bereitet
wurde, in Besitz nehmen wird.«
    Während der andere sprach, machte Björn Hellmark eine
neue Feststellung.
    Der andere atmete nicht!
    Seine Brust hob und senkte sich nicht, seine Sprache blieb
gleichmäßig, und er legte keine Atempause ein!
    Blitzartig kam ihm eine Erkenntnis.
    Die hier in der Erde wohnten, benötigten keinen Sauerstoff!
Der reichliche Kohlendioxyd-Anteil war geradezu ideal für sie.
Sie waren wie Pflanzen, sie assimilierten und atmeten nicht.
    Der Sauerstoff wiederum, den er benötigte, um Leben zu
können, kam von ihnen. Sie stießen ihn aus.
    Er mußte den Satis, die ihn gefunden und hierher gebracht
hatten, Rede und Antwort stehen.
    Sie konnten sich nicht vorstellen, woher er kam, obwohl er es
ihnen genau erklärte.
    Er sprach von Caal-Mag, der Hauptstadt der Gaafh, sprach von den
Tzschizz und dem Weg über die Berge, den er genommen hatte. Er
beschrieb genau die unheimlichen Zaubergärten Tamuurs, des
Scharlachroten, und sogar Tamuur selbst, wie er ihn erlebt hatte.
    Dunkle Augen starrten ihn an, Augen, in denen sich kein
Verständnis zeigte.
    »Gut«, sagte der Sprecher, der Satis wieder. Seine
Stimme klang dunkel, und wenn er redete, bewegten sich kaum die
schmalen Lippen. »Nun wissen wir, woher du kommst. Aber wo
willst du hin?«
    »Nach Tschinandoah.«
    Das zumindest mußten sie doch kennen! Der Name der Stadt war
ein Begriff.
    Er stieß auf Verständnislosigkeit.
    »Es gibt kein Tschinandoah!« mußte er sich sagen
lassen.
    Sie wußten tatsächlich nichts davon.
    Nun wurde seine Ahnung zur Gewißheit: er hatte
verbotenerweise die ›Puppe des Somschedd‹ benutzt, deren
Doppelexistenz einem altägyptischen Priester die
Möglichkeit verschaffte, seine Zeit und seine Heimat zu
verlassen und Tamuur aufzusuchen. Der Scharlachrote teilte einen Teil
seiner Geheimnisse dem Ägypter mit, der sie wiederum für
seine Zwecke benutzte.
    Die Benutzung der ›Puppe‹, in die er in höchster
Gefahr mit Danielle gekrochen war, hatte das um sie herum bestehende
Raum-Zeit-Kontinuum zusammenbrechen lassen. Sie waren
ausgestoßen worden.
    Er war vom Regen in die Traufe geraten.
    Es war ihm gelungen, dem sicheren Tod zu entrinnen – aber
dafür war er in eine Unsicherheit hineingetragen worden.
    Er war in eine Welt geraten, von der er noch weniger wußte
als von der, in der Tschinandoah lag. Ohne Tschinandoah gab es keine
Möglichkeit zur Rückkehr. War er für alle Zeiten ein
Gefangener dieser Welt, deren Name er nicht mal kannte?
    Er lebte, er konnte denken… er war noch im Besitz seines
Schwertes

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