Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Reich.
    Der Boden unter den Füßen Björn Hellmarks
erzitterte. Der Deutsche taumelte nach vorn. Sand und kleine Steine
rieselten an den Wänden herab. Dumpfes Grollen
übertönte schlagartig alle anderen Geräusche, selbst
die Schreie der entsetzt auseinanderstiebenden Satis, die damit
beschäftigt waren, neuen Lebensraum für das expandierende
Flüssigwesen zu schaffen.
    Der kurze, aber intensive Erdstoß bewirkte, daß die
Arbeiter in den Kavernen und neu geschaffenen Becken
durcheinanderwirbelten wie die Fliegen.
    Einer, der auf einem Gerüst stand, schaffte es nicht mehr,
sich mit einem kühnen Sprung in einen der geschaffenen
Hohlräume zu begeben. Unglücklicherweise stürzte er
mit der Spitzhacke in der Hand gegen die Glasfolie. Es gab einen
hellen, quietschenden Laut, der sich in das verebbende Donnergrollen
der bebenden Erde mischte.
    Die Folie wurde aufgeschlitzt. Der Druck der Flüssigkeit
dahinter war so gewaltig, daß die Folie an der Stelle sackartig
eingedrückt wurde und mehrere Tropfen sich zäh und langsam
aus der entstandenen Öffnung preßten.
    Der Satis, der unglücklicherweise gegen die Hülle
gestürzt war, schlug wie von Sinnen um sich, als ein Tropfen ihm
mitten ins Gesicht klatschte.
    Er ließ die Spitzhacke fallen und schlug voller Entsetzen
die Hände vors Gesicht. Er drehte sich einmal um seine Achse,
geriet dabei an den Rand des Gerüsts und rutschte ab.
    Mit bewundernswerter Geistesgegenwart griff der Fallende nach der
Bohle, von der er rutschte, und erreichte sie. Er bremste den Fall
ab, schwebte zwischen Himmel und Erde – und war gerettet.
    Gerettet?
    Zwei, drei weitere Tropfen fielen auf die Bohle und kullerten
völlig ölig und schwer auf den Unglücklichen zu, als
würde er sie förmlich anziehen. Der Mann schrie wie von
Sinnen. Doch niemand half ihm, niemand konnte ihm helfen, weil alles
zu schnell ging.
    Der Tropfen aus Vatox’ Leib, der sein Gesicht zuerst
getroffen hatte, wirkte sich verheerend aus. Wie Säure
fraß er sich in das braungrüne Fleisch des Satis und
entstellte sein Gesicht, noch ehe die beiden anderen Tropfen, die
über die in die Bohle gekrallten Finger rollten, seine Haut auch
dort auflösten.
    Mit wildem Aufschrei ließ der Mann jetzt los und
stürzte in die Tiefe.
    Es war der Augenblick, da die letzten Erschütterungen
verebbten.
    Die Satis unten in der Höhle und die in den noch leeren
Becken gerieten in Bewegung.
    Sie liefen an ihre Arbeitsstätten zurück. Drei Arbeiter
eilten über die Bohle, die oberhalb jener angebracht war, auf
der sich das Drama abgespielt hatte. Die Satis brachten dort mit
Schnelligkeit und Geschick eine doppelte Schicht der glasartigen,
elastischen Folie an, die sofort auf der anderen haften blieb und die
ausgebeulte Stelle zurückdrängte, als würde ein
gewaltiger Druck ausgeübt.
    Die oberste Folienschicht verschmolz mit der darunterliegenden und
bildete eine feste, straffe Haut.
    Im Nu umkreisten nun andere Satis den Abgestürzten und
bildete eine dichte Traube um ihn. Nur weil Hellmark viele Meter
höher stand, konnte er verfolgen, was sich dort unten weiter
abspielte.
    Von dem Mann, in den sich die Tropfen gefressen hatten, blieb
nichts mehr übrig.
    Sein Körper verformte sich zu einer breiigen Masse, die im
nächsten Moment vatoxähnlich war.
    Die das Geschehen umkreisenden Satis gruben schnell eine Mulde, in
die die schleimige Flüssigkeit floß. Ein kleiner See
entstand zwischen den Grabenden, so daß die Flüssigkeit,
die sich hier sammelte, niemand mehr gefährlich werden
konnte.
    Die Mulde wurde mit glasartiger Elastikfolie abgedeckt, und im
nächsten Moment kamen aus anderen Bereichen der labyrinthischen
Höhlenwelt weitere Arbeitskräfte. Sie begannen einen
Schacht zu graben, der an dem neu entstandenen See mit
Vatoxflüssigkeit anschloß und hinüberführte zu
der Wand, wo das Gerüst stand, hinter dem Vatox’ Becken die
ganze Länge der Wand einnahm.
    Alles wies daraufhin, daß man eine Verbindungsröhre
legen wollte, um diese Flüssigkeit mit der
Mutterflüssigkeit in den Becken zu verbinden, um sie nicht
isoliert stehen zu lassen.
    Der Durchstich wurde vorbereitet.
    Björn Hellmarks Blick suchte die Augen des Satis, mit dem er
die ganze Zeit gesprochen hatte.
    »Er braucht also mehr als nur Sauerstoff«, murmelte der
blonde Deutsche mit dumpfer Stimme.
    »Ja, er braucht mehr. Und dieses Mehr werden wir ihm
verschaffen.« Sein Gesprächspartner sagte es kühl und
gelassen. Die Tragik, die sich dort unten

Weitere Kostenlose Bücher