Macabros 043: Die Horror-Tempel von Skyx
war anders geplant.
Der Tod dieses Mannes schmerzt uns, wie er euch schmerzt.«
Seine Stimme verhallte.
Dunkel glitzernde, wachsame Augen musterten ihn. Keine Reaktion
sonst.
»Nicht wir sind eure Feinde, die Geister sind es, die die
Verbindung zwischen unseren Völkern verhindern wollen.«
Angstvoll gingen seine Blicke in die Runde.
Er mußte sich halten, nicht einfach loszulaufen, um damit zu
zeigen, daß es ihm gar nicht ernst war mit dem, was er da
sagte.
Die Bugken waren diplomatisch äußerst schwierig zu
nehmen. Man konnte durch eine falsche Geste sehr schnell viel mehr
kaputt machen, als man in langen Jahren an Vertrauen wieder gewinnen
konnte.
Vorwurfsvolle Blicke, vorwurfsvolle Mienen…
Mit keiner Geste gaben die Gestalten zu erkennen, daß sie
bereit waren, auch nur einen Zipfel der Entschuldigung
anzuerkennen.
Doch das, was hier geschehen war, konnte auch das bisher Erreichte
wieder aufs Spiel setzen.
Prinz Ghanor hatte um Vertrauen geworben, und dieses Vertrauen war
ihm schließlich auch entgegengebracht worden. Er hatte zum Teil
aufgeräumt mit den Vorurteilen, daß die Lovon-Rasse mit
Geistern und Dämonen gemeinsame Sache machte, daß sie
beabsichtigte, über die Grenzen des natürlichen Reiches
hinaus zu expandieren und alle anderen Völker schließlich
auszurotten. Dies war das erklärte Ziel der Vorgänger
gewesen, daran war nicht zu rütteln. Mit immenser Kraft war es
Ghanor und Osira und einer Handvoll Getreuer gelungen, den
Dämonenkult in Lovon zu beseitigen und den Glauben an einen
großen Schöpfer, der die Dinge und das All und das Leben
in seiner ganzen Vielfalt erschaffen hatte, wieder herzustellen.
Im eigenen Lager schmolz die Zahl der Gegner schnell dahin, weil
sie sich von der Wahrheit überzeugen ließen.
Daß ausgerechnet Ghanors Bruder Lugom es war, der die alten
Götter wieder einsetzen wollte, das bemerkte der Prinz beinahe
zu spät.
Wo blieb er jetzt? Warum verließ er sein Zelt nicht? Ghanor
konnte doch nicht so fest schlafen, daß ihm die Aufregung hier
draußen entgangen war?
Da ging es wie ein Raunen durch die lebende Mauer, die sie
umgab.
Die Bugken stürzten sich auf die beiden Kontaktler aus
Lovon.
Litan und Asnur begriffen, von welchen Überlegungen die
Bugken ausgingen. Die tatsächlichen Ereignisse straften die
eigenen Worte Lüge!
Ghanor, Litan und Asnur waren nicht allein gekommen. In ihrer
Begleitung befanden sich die wiedererstarkenden Mächte des
Bösen.
Am nächtlichen Himmel selbst war ein rätselhaftes
Zeichen erschienen, wie ein Symbol dafür, daß hier etwas
vorging, was eine neue Zeit einleitete.
Litan und Asnur wurden niedergeschlagen. Es kostete die beiden
Kontaktler eine ungeheure Überwindung, sich nicht zur Wehr zu
setzen. Zwar hätte das am Ausgang nichts geändert, aber
sich kampflos niederschlagen zu lassen, das war eine Leistung, die
von ungeheurer Disziplin und einem stählernen Willen
kündete. Und – von Aufrichtigkeit.
Litan hoffte, daß die Bugken auch diesen Aspekt sahen, ehe
das Bewußtsein ihn verließ.
Er merkte nicht mehr, wie er rabiat über den Boden geschleift
wurde. Einige Bugken rissen das Doppelzelt nieder, in dem die beiden
Freunde untergebracht waren, und zerfetzten es. Mit langen,
elastischen Streifen band man die Niedergeschlagenen an Händen
und Füßen und zerrte sie dann wie eine Last durch den
Sand, tief in das Reich der Bugken, wo man sie in einen ganz
bestimmten Sandkegel gleiten ließ, der sie aufnahm wie der
aufgesperrte Rachen einer Bestie.
Fünf Bugken drangen in das Zelt des Prinzen Ghanor und
machten sich über ihn her.
Er bekam das alles nicht mit. Sein Körper war schlaff und
schwer, er lag da wie ein Toter, und sein Geist weilte indessen in
seinem Zweitkörper an einem anderen Ort.
*
Sein Doppelkörper war Macabros, aber Macabros sah aus wie
Prinz Ghanor.
Am Fuß der Todespyramide lagen die Leichen der Männer,
die den Aufstand gegen ihn inszeniert hatten. Nichts war seit jener
denkwürdigen Stunde anders geworden.
Doch!
Schrecken durchzuckte ihn.
Hellmarks Körper – sein wirklicher Körper –
war verschwunden!
Da begriff er, daß es zu einem Seelentausch gekommen war, da
war er sicher, daß sein Körper noch existierte. Auf dieser
Welt gab es jemand, der die gleichen Leiden durchmachte wie er. Nur
unter umgekehrten Verhältnissen.
Es gab eine Chance!
Er mußte Hellmark, mußte sich finden, und der andere,
dessen Geist in ihm wirkte, würde ebenfalls froh darüber
sein,
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