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Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland

Titel: Macabros 044: Mirakel - Herr im Geisterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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richtig konzentrieren zu können. Das war hier nichts
Außergewöhnliches. Jeder hatte schon von der
Möglichkeit Gebrauch gemacht, allein in der stillen Kammer
für sich ein Problem zu lösen, mit dem er einfach ganz
allein sein mußte. Dafür gab es die kleinen
Zeichenräume.
    Einen davon suchte Morell auf. Er bat darum, daß man ihn bis
zum späten Nachmittag nicht stören, sollte. Er wollte die
Arbeit unbedingt unter Dach und Fach bringen.
    In Wirklichkeit kam es ihm darauf an, ungestört die
Verwandlung in seine Aliasperson Mirakel durchzuführen, um sich
auf den Weg nach Schottland zu machen.
    Kaum in der Kammer angekommen, schob er den Riegel vor, legte die
zusammengerollte Zeichnung auf die große Tischplatte, ohne sich
weiter darum zu Kümmern, holte den Mirakel-Kristall aus der
Tasche und preßte ihn hart gegen seine linke Brustseite.
    Im nächsten Augenblick vollzog sich die Verwandlung.
    Frank Morell spürte das elektrisierende Kribbeln durch alle
Muskel- und Nervenfasern laufen. Der kosmobiologische Kraftstrom
veränderte sein Äußeres, als ob sämtliche Atome
auch der Kleidung, die er trug, durch die unsichtbare energetische
Kraft beeinflußt würden.
    Frank Morell wurde zu Mirakel, dem Dyktenmann!
    Die enganliegende, rubinrote Kleidung hüllte ihn ein wie eine
zweite Haut. Der Mirakel-Kristall verschmolz mit dieser roten Haut,
zeigte sich hell und strahlend in Höhe seines Herzens, und die
sieben Strahlenzacken schienen sich in pulsierender Bewegung zu
befinden, als Flöße von ihnen jener Energiestrom ab, der
die strahlende Aura um seinen Körper erzeugte.
    Mirakel stieß das Fenster auf.
    Eine Sekunde später schwang er sich in die Luft. Unter dem
Einfluß der kosmobiologischen Kraftströme hatte die
Schwerkraft keine Bedeutung mehr für ihn.
     
    *
     
    Donald McCasey griff an diesem Vormittag noch öfter zur
Flasche, als es sonst seine Art war.
    Die Gestalt drüben an der Straßenecke wollte und wollte
nicht verschwinden.
    McCasey beobachtete die Reaktionen seiner Kunden. Keiner war
dabei, der die Erscheinung auch nur eines Blickes würdigte,
geschweige denn auch nur mit einem Wort erwähnte.
    Das bedeutete: sie war überhaupt nicht vorhanden. Nur er
hatte diese Wahnsinnsvisionen wieder!
    Delirium tremens?
    Die Angst stieg ihm wie eine kalte Schlange den Nacken hoch.
    Doch das reichte nicht aus, ihn vom nächsten Schluck
abzubringen.
    Um die Mittagszeit, kurz vor Ladenschluß, näherte er
sich schwankend der Tür, riß sie auf und starrte
hinüber zu dem Muligan-Gespenst.
    »Was ist los?« rief er lautstark mit heiserer Stimme
über die Straße, »was glotzt du mich so an? Wenn du
etwas von mir willst… warum kommst du dann nicht
rüber?«
    James Muligan schwenkte seinen Stock, nickte und löste sich
von der Hauswand.
    Er kam über die Straße.
    In der gleichen Sekunde näherte sich von links ein Auto. Es
handelte sich um einen schweren Lkw, der Holz geladen hatte.
    Muligan spazierte dem Fahrer genau vor das Fahrzeug. Der
Lkw-Fahrer fuhr mit gleicher Geschwindigkeit weiter.
    McCasey stand wie zur Salzsäule erstarrt vor Grauen.
    »James!« gurgelte er. Zu einem lauten Aufschrei war er
in dieser Sekunde nicht fähig.
    Der Lkw brauste auf Muligan zu und überfuhr ihn… Nein!
Durchfuhr ihn! Deutlich war zu erkennen, wie die Kühlerhaube
sich in Muligans Kopf bohrte, wie die ätherische Gestalt sich
durch das dreidimensionale, diesseitige Gebilde überhaupt nicht
irritieren ließ.
    Für Muligan schien der Lkw nicht zu existieren, und für
den Lkw-Fahrer gab es keinen James Muligan!
    Der Geist mit dem Stock überquerte die Straße und
näherte sich McCasey. Der wich in seinen Laden zurück,
hatte die Augen aufgerissen und schüttelte nur ständig den
Kopf, als leide er plötzlich unter konvulsivischen
Zuckungen.
    »Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, ob ich kommen
sollte oder nicht, Don«, sagte James Muligan und lächelte
gedankenversunken. »Ich war mir nicht ganz im klaren
darüber, ob du mich wahrgenommen hast oder nicht. Es ist nicht
meine Art, mit der Tür ins Haus zu fallen, das weißt
du… Aber jetzt, nachdem du mich gerufen hast. Ich freue mich,
Don, dich so wohl anzutreffen. Du wirkst zwar ein bißchen
bleich, aber das gibt sich mit der Zeit wieder…«
    James Muligan drückte mechanisch die Tür hinter sich zu
und blickte sich um wie einer, der nach langer Zeit wieder an einen
vertrauten Ort zurückkehrt. »Es ist lange her, seitdem ich
hier war, Don…«
    McCasey schluckte und strich

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