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Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Titel: Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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säulenartigen Bein
zerstampft werden, so wollte er Macabros benutzen, um sich im letzten
Augenblick in Sicherheit zu bringen. Vorausgesetzt, daß dieser
Trick funktionierte. Die Einflüsse des Blutsiegels, die hier auf
dieser Welt bestanden, konnten diesen Versuch zunichte machen, und
dann schlug eben seine letzte Stunde. Fluchtmöglichkeiten hatte
er keine mehr. Innerhalb einer Zehntelsekunde war es zu Ende
oder…
    Es war nicht zu Ende! Das riesige Bein schwebte über ihm und
kam keinen Millimeter tiefer.
    »Töten?« flüsterte Hellmark. »Ihr
könnt nicht töten. Weder eure Feinde noch eure Freunde. Der
Mann, der sich Henry Herold nannte, hat diese bemerkenswerte Tatsache
erkannt. Ich bin euer Freund… ich versuche es zu sein, auch wenn
gewisse Dinge dagegen zu sprechen scheinen. Gebt mir wenigstens die
Chance, es unter Beweis zu stellen!«
    Das Bein zog sich zurück, wurde lautlos vor ihm auf dem Boden
aufgesetzt, und Hellmark starrte empor zu dem grauen Riesen und
faßte ihn ins Auge. Das reglose Gesicht sagte nichts aus. Darin
gab es keinen Mund, der sich bewegt hätte, keine Augen, die
schimmerten. Wellenförmig bewegte sich der Strom der
flüssigen Körperzellen unter der elastischen,
prallgefüllten Haut. Deutlich war die Schubbewegung zu
erkennen.
    Die elastischen Muskelstränge befanden sich in ständiger
Bewegung. Die Mauer vor ihm lebte.
    »Was willst du von uns?« fragte ihn wieder die dumpfe,
monotone Stimme.
    »Mit euch reden.«
    »Wir haben einen Strich unter die Kontakte mit den Menschen
gemacht«, mußte er sich sagen lassen. »Sie haben
unser Leben in Gefahr und Abhängigkeit gebracht. Das haben wir
nicht vergessen.«
    »Das liegt lange zurück. Andere Generationen leben,
Generationen, die den gleichen Fehler möglicherweise nicht
wieder machen würden.«
    »Eben das wissen wir nicht. Was ist eine Generation? Was sind
deren zehn? Für uns bedeuten sie nicht mehr als ein Atemzug
– wir haben seitdem hundert oder zweihundert Atemzüge
getan, und so haben wir das Vergangene nicht vergessen.«
    Die grauen Riesen wurden uralt. Björn fragte sich, wie ihr
Stoffwechsel war, wovon sie lebten. Hier unten in den Felsenhallen
gab es keinen Hinweis dafür, daß sie von Pflanzen und
Tieren lebten. Sie waren hier unten allein mit ihren Eiern, hegten
und pflegten ihre Brut wie Ameisen – oder der Bienenstaat seine
Nachkommenschaft.
    »Eben gerade deswegen ist es gut, von den alten Dingen wieder
zu sprechen. Man sieht sie dann von einer ganz anderen
Warte.«
    »Was du sagst, klingt überzeugend. Ich könnte
nachsehen, was nun wirklich in deinem Kopf vorgeht, aber es wäre
nicht fair, Gedanken zu kontrollieren. Wir werden miteinander
sprechen. Aber nicht jetzt. Später! Wenn die Stunden des Lichtes
vorüber sind…«
    Die Stunden des Lichts bezeichneten offenbar den Geburtsvorgang,
der hier stattfand.
    Viele Eier platzten auf, große Bruchstücke wurden zu
Boden geworfen, und graue, feucht schimmernde, aalglatte
Geschöpfe schoben sich aus den zerspringenden Eiern.
    Kleine graue Riesen!
    Sie unterschieden sich naturgemäß in erster Linie von
den ausgewachsenen Geschöpfen ihrer Art vor allem auch darin,
daß sie vollkommen glatt waren und nicht das tangartige
Netzwerk auf dem Kopf hatten.
    Zwischen den Beinen der Kolosse sah Björn den Hintergrund der
Höhle und erkannte, daß sich kleine gelb-orangefarbene
Sonnen bildeten, die ineinander verschmolzen. Jeder Geburtsvorgang
ließ eine neue kleine Sonne, ein neues Licht erscheinen. Vom
Horizont der Höhle her bildete sich auf diese Weise ein
gelb-orangefarbener Himmel aus, der aussah, als ob ein unsichtbarer
Künstler die Decke emailliere.
    »Wir möchten allein sein. Wenn die Stunden des Lichtes
vorüber sind, werden wir dich rufen. Warte so lange
draußen – außerhalb der Höhlen! Der Weg nach
draußen ist einfach und unbeschwerlich.«
    Björn respektierte den Wunsch des Grauen.
    Das war schon mal ein Anfang! Er war so froh, daß der Dialog
überhaupt zustande gekommen war.
    Er warf einen letzten Blick auf die Riesen, die nun wie auf ein
gemeinsames, stilles Kommando hin ihren Verband aufgaben und
zurückkehrten in die gewaltige Höhle, in die inzwischen aus
anderen Kavernen Hunderte von aufplatzenden Eiern getragen worden
waren.
    Das letzte Stadium der Geburt mußte offenbar hier
stattfinden, und auch die Berührung der Eier durch die Altwesen
spielte dabei offensichtlich eine Rolle.
    Er wandte sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen
war. Dann

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