Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
herauszukommen. Das kann Tausende von
Kopanen dauern – eine Angabe, die euch im ersten Moment in
Erschrecken setzen wird. Aber die Zeit innerhalb der Maschine steht
für euch still. Das dürft ihr nie vergessen! Diese Angaben
sind natürlich nur für euch auswertbar, wenn die Sitzas
sich in einem Zustand befinden, in dem noch einigermaßen
Vernunft vorhanden ist. Dies alles ist ein Glücksspiel, denn
niemand von uns weiß, wie im Augenblick die Stellungen der drei
Sonnen zueinander sind, die die chemischen Zusammensetzungen in den
Körpern verändern…«
»Tom« drückte Morgan schnell den
»Schlüssel« in die Hand. Und während er das tat,
geschah es.
»Tom« veränderte sich.
Die Metamorphose dauerte nur eine einzige Sekunde.
»Tom« schrumpfte zusammen und reichte Chas Morgan
plötzlich nur noch bis zu den Hüften. Seine menschliche
Gestalt und seine ganze äußere Erscheinung lösten
sich auf. »Tom« war nur noch ein gallertartiger grüner
Fleischberg. Arme und Beine kringelten sich vollends zusammen und
versanken in dem atmenden, schwabbeligen Leib.
Fred Cassner schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich
ab. Er konnte den Anblick nicht ertragen.
»Ihr habt Angst. Das ist nicht nötig«, vernahmen
sie »Toms« Stimme aus dem Fleischberg. »Ich werde euch
nicht mehr länger zumuten, meinen Anblick weiter zu
ertragen.«
Die Fleischkugel hob sich vom Boden ab, schwebte in den grauen
Nebel und verschwand.
»Lebt wohl!« Das waren die letzten Worte, die sie von
»Tom« vernahmen.
Cassner und Chas Morgan blickten in die unbekannte graue Ferne
über sich, die sich wie fremdartiges Gewölk rund um sie
zusammenballte.
»Er ist frei, er konnte fliehen – aber er konnte uns
nicht mitnehmen. Als Wesen der 4. Dimension ist eine Wand hier
für ihn durchlässig, ist geöffnet, wie für uns
eine Tür in einer Wand einen Ausgang bedeutet. Aber wir
können ihn nicht benutzen.«
Cassner war kreidebleich und schweratmend fragte er Chas:
»Was sollen wir tun, Mister Morgan? Was sollen wir denn
tun?«
Chas hob die Achseln. »Wenn ich das wüßte,
hätte ich bereits etwas unternommen. Sehen Sie
hier…«
Mit diesen Worten trat er ein bis zwei Schritte vor. Der graue
Nebel war wie eine elastische Mauer, die zäh nachgab und
schließlich wie eine starke Gummiwand wurde. Morgan stemmte
sich mit aller Kraft dagegen, ohne einen einzigen Schritt
weiterzukommen.
»Es ist hoffnungslos«, murmelte er. »So ist es
überall. Wir befinden uns in einem vierdimensionalen
Gefängnis!«
*
Eine Woche war vergangen.
Frankie Lane wirkte blaß und verstört. Als er sich am
Abend vor dem Spiegel betrachtete, murmelte er mit dumpfer Stimme:
»Ich hab abgenommen. Kein Wunder bei den Sorgen…«
Chas Morgan war seit sieben Tagen überfällig.
Polizei und AD standen vor einem Rätsel. Pausenlose
Konferenzen und Besprechungen waren angesetzt, sobald ein neuer
Hinweis einging, von dem man hoffte, ihm etwas entnehmen zu
können.
Aber wie bei allen anderen zuvor erwies auch jeder neue sich
schließlich als eine Niete.
Chas Morgan befand sich mit einem Fremden in der Vergangenheit,
– in der Zukunft – oder war schon nicht mehr am Leben.
Frankie trank nur eine Tasse Kaffee. Appetit hatte er nicht.
Er hoffte, daß das Visiophon ging oder daß Captain
Beverly sich meldete oder sonst jemand vom Headquarters oder
vielleicht Chas ganz und gar selbst… aber nichts dergleichen
ereignete sich.
Um sich zu zerstreuen, schaltete Frankie das Televisionsgerät
an.
In den Weltnachrichten gab es unter anderem eine Meldung, die ihn
aufhorchen ließ.
»In Sydney, Australien, wurden heute zum ersten Mal
Temperaturen gemessen, wie sie nachweislich in den letzten
Jahrhunderten noch nie registriert wurden. Die Temperaturen für
diese Jahreszeit liegen um fünfzehn Grad über dem normalen
Durchschnittswert. Dabei ist bemerkenswert, daß der Anstieg
sich binnen kürzester Zeit ereignete. Noch in den frühen
Morgenstunden lagen die Temperaturen auf Normalwert, drei Stunden
später erfolgte der blitzartige Anstieg. Meteorologen stehen vor
einem Rätsel.«
In der Morgenzeitung, die Frankie Lane nach einer ruhelosen Nacht
aus dem Briefkasten fischte, stieß er wieder auf jene Meldung,
die inzwischen zu einer Sensationsnachricht rund um die Welt geworden
war.
Die Wetterstationen in Australien kamen nicht zur Ruhe.
Wissenschaftler aus aller Welt studierten in der Zwischenzeit das
durch nichts erklärbare Phänomen des
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