Macabros 048: Die Parasitengruft
hatte,
und sie schien es in der Tat vergessen zu haben.
»Ich bin in wenigen Minuten wieder zurück.«
»Nehmen Sie sich nur Zeit, Mister Holesh! Wie gesagt: Sie
stören mich nicht. Ich bin dabei, die Bücher auf den
neuesten Stand zu bringen. Da vergehen noch einige
Stunden…«
»Nun, so lange habe ich nicht vor zu bleiben.« Frank
Holesh schlug den Weg zum Keller ein, betätigte den
Lichtschalter und stieg die ausgetretenen Stufen in das muffig
riechende Untergeschoß des alten Hauses.
Frank Holesh konnte es kaum abwarten, am Ziel seiner Wünsche
zu sein.
Das Gefühl, daß er hier dem Geist, der sich hier
eingenistet hatte, all das sagen konnte, was ihn bewegte, war seit
seiner Abfahrt aus Lanos’ Landhaus nur noch stärker
geworden.
Er suchte den verborgenen Kontakt, der den Mechanismus aktivierte.
Das wiederum führte dazu, daß sich in der Kellerwand vor
ihm ein geheimer Eingang bildete, der direkt in einen fensterlosen,
kahlen Raum mündete.
Der Boden war bedeckt mit einfarbigen, rostbraunen Platten, in die
seltsame und zum größten Teil widerliche Szenen geritzt
waren.
Im Halblicht des Flurs war nicht viel zu erkennen.
Aber darauf legte Holesh auch im Moment keinen Wert. Mit einer
Spezialkamera war nach seinem ersten Erlebnis hier in dem
Geheimkeller der Boden in allen Einzelheiten fotografiert worden. Die
Auswertung der Aufnahmen allerdings hatte detailliert noch nicht
erfolgen können, dazu war die Zeit einfach zu knapp gewesen.
Doch auch darauf kam es ihm jetzt nicht an.
Er hatte den geheimnisvollen Ruf, der an ihn ergangen war,
gehört und folgte ihm. Hier wollte er richtigstellen, was er
wollte und was nicht.
Molochos sollte sich wundern, wenn er glaubte, leichtes Spiel mit
ihm zu haben.
In dem verborgenen Keller gab es keine Lichtquelle.
Holesh hatte Streichhölzer dabei, aber er riß sie nicht
an.
Licht war verpönt.
Holesh betätigte den Mechanismus von innen, so daß die
Kellerwand sich wieder schloß und er allein in absoluter
Finsternis verbrachte.
»Du konntest meinem Ruf nicht widerstehen«, sagte da
eine kühle, befehlsgewohnte Stimme aus dem Nichts.
»Das legst du falsch aus«, entgegnete Holesh halblaut
und ärgerte sich, daß sein Herz plötzlich wie rasend
zu pochen anfing. Er hörte das Geräusch den ganzen
nachtschwarzen Kellerraum ausfüllen, in dem er gegen eine Wand
gelehnt stand. »Wenn ich gewollt hätte, wäre ich nicht
hierher gekommen. Es ist mein freier Entschluß.«
Ein leises Lachen klang durch die Dunkelheit. »Nun, wenn du
glaubst, daß es so ist, so sollst du deine Einbildung behalten.
Ich weiß es anders. Aber darum geht es uns ja nicht. Du hast
Probleme, die du mit mir besprechen willst und deren Erwähnung
hier an diesem Ort dir richtig erscheint.«
Die Stimme kam von überall her.
»Laß mich in Ruhe«, sagte Holesh knapp. »Ich
habe dich nicht gerufen, mir in irgendeiner Form
beizustehen.«
»Wieder ein Fehlschluß. Du hast Wünsche. In deinem
Unterbewußtsein hast du dich an mich gewandt. Und ich war
für dich da. Ich werde immer für dich da sein.«
»Ohne die geringste Gegengabe«, warf Frank Holesh sofort
ein. Ganz im stillen mußte er Molochos recht geben. Es stimmte.
Er hatte an den Vorfall in diesem Keller und die Macht des
Dämonenfürsten gedacht und an die Möglichkeiten, die
sich ihm eröffnen würden, wenn er mit reiner Gedankenkraft
und durch Wunschvorstellungen sich all das erfüllen könnte,
was er wollte.
Shirley kam auf diese Weise zu einem neuen Kleid, der widerliche
Harald Fandrick verbrannte sich sein Gesicht. Die Eiche ging in
flammen auf und zeigte sich doch dann unzerstört, weil er jedes
Aufsehen hatte verhindern wollen.
Der Gedanke an einen neuen, schöneren und vor allem teureren
Wagen war ihm schon gekommen.
»Du kannst ihn haben«, sagte die Molochos-Stimme, ohne
daß er den Gedanken ausgesprochen hatte. »Er wird so sein,
wie du ihn dir vorstellst, und alle werden dich um diesen Besitz
beneiden.«
»Es würde auffallen«, reagierte Holesh, obwohl er
eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen.
»Kein Mensch fände es wunderlich. Es ließe sich
eine Erbschaft inszenieren.«
»Ich habe keine reichen Verwandten.«
»Ein entfernter Bekannter täte es auch oder auch eine
fremde Person, die ihr Testament zu deinen Gunsten ändern
könnte. Niemand würde Verdacht schöpfen.«
Der Wunschtraum eines jeden – er wurde ihm förmlich vor
die Füße geworfen, als wäre überhaupt nichts
dabei zu bedenken.
Molochos fuhr
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