Macabros 048: Die Parasitengruft
ihm
zerzaust ins Gesicht. Die Lippen des Unglücklichen waren
aufgesprungen, und sein Körper war übersät mit
winzigen, blutenden Wunden, die aussahen wie Insektenstiche.
Der Mann war abgemagert bis auf die Knochen. Er wurde kurzerhand
von seinem Aufseher in eine andere Zelle geschleift und einfach dort
liegen gelassen.
Als Camilla und Alan an dem Verlies vorüberkamen, riskierten
beide einen Blick in die düstere Kammer. Wie sie vorhin, so lag
auch der Zusammengeschlagene, Erschöpfte auf dem nackten Boden.
Niemand kümmerte sich um den Verletzten.
Alan, der einen schnellen Schritt zur Seite und in die Kammer
machen wollte, wurde davon abgehalten.
Die Peitsche seines feindseligen Begleiters kam ruckartig empor
und aus dem spitzen Maul des Unheimlichen löste sich ein
fauchendes, warnendes Zischen.
Die Reaktion war deutlich genug, Kennan von einer Unbesonnenheit
abzuhalten.
Sie kamen an den Bergwerksstollen vorüber und erhielten einen
ersten Eindruck von dem, was hier unten eigentlich vor sich ging.
Die Großinsekten hatten die beherrschende Rolle
übernommen. Die Menschen wurden hier unten in den düsteren
Stollen, die nur von armseligen glimmenden Fackeln erhellt wurden,
wie Vieh zusammengepfercht und mußten Frondienste leisten.
Aneinandergekettet standen sie vor bizarren, aufgehackten
Wänden und schlugen mit schweren Pickeln ein dunkles, offenbar
nicht sonderlich hartes Gestein aus der Wand. Die auf die Erde
kullernden Brocken wurden von anderen menschlichen Sklaven aufgelesen
und in grobgeflochtenen Körben gesammelt. War ein Korb voll,
kamen zwei Männer oder zwei Frauen, packten ihn und schleppten
ihn nach hinten davon.
Eine andere Abteilung sorgte dann dafür, daß die vollen
Körbe zu einem treppenartig hochführenden Schacht gebracht
wurden, der wie ein bizarrer Kamin in die Höhe wuchs. An dessen
Ende mußte es den Ausgang in die Freiheit, in das Licht geben.
Aber dieser Ausgang war so weit entfernt, daß Camilla und Alan
das obere Ende nicht erblicken konnten.
Der Umfang des Bergwerkes war gewaltig. Die Menschen, die hier
unten bis zur Erschöpfung arbeiten mußten, wirkten
verzweifelt und lethargisch. Ihre Zahl ging in die Tausende.
Immer wieder brach einer zusammen und wurde kurzerhand gegen einen
anderen ausgewechselt.
Die Insektenwächter kümmerten sich nur um das
Notwendigste, wenn es um das leibliche Wohl der Menschensklaven
ging.
Sie wurden nur insoweit versorgt, um ihre Kraft zu erhalten. Wer
zu erschöpft war, daß es aussichtslos schien, ihn wieder
als Arbeitskraft zu gewinnen, um den kümmerte sich niemand mehr.
Der starb vor Erschöpfung, und seine Leiche wurde dann
kurzerhand in einen Schacht geworfen, der tief ins Innere des Berges
führte.
Die ganze Verzweiflung und Aussichtslosigkeit dieser Menschen
wurde ihnen vor Augen geführt und auch das Elend, in dem sie als
rechtlose Sklaven leben mußten.
Hier innerhalb des Bergwerkes gab es stillgelegte, ausgebeutete
Stollen, die den Sklaven als Wohnunterkünfte dienten.
Hunderte von Menschen lebten auf engstem Raum zusammengepfercht,
schliefen und aßen hier. Es gab unweit der Schlafräume
gemeinsame Toiletten. Hier unten stank es wie in einem Stall, und
schmutzig war es auch.
Die Insektengeschöpfe selbst schienen den Unrat und den
Gestank nicht wahrzunehmen, oder sie ignorierten ihn.
Männer, Frauen und Kinder lebten hier unten. Hier starben
Menschen, hier wurden neue geboren. Die Mütter waren von der
Fronarbeit solange befreit, bis ihre Sprößlinge
selbständig waren. Und schon kleine Kinder wurden in den
Bergwerken als Hilfskräfte eingesetzt.
Alan Kennan stieg die Galle hoch, als ihm das zermarternde System
klar wurde.
Die Insekten waren die Herrscher. Die Menschen waren die
Arbeitstiere und mußten das tun, was die Unheimlichen von ihnen
verlangten. Für die hier unten Gefangenen gab es offenbar nicht
die geringste Rettungsmöglichkeit.
Camillas und Alans Gedanken fieberten.
Die beiden Medien wußten, daß sie von nun an das
Schicksal jener Menschen teilten, die hier unten schufteten.
Auch sie wurden kurzerhand in einen Stollen gebracht, wo man
gerade Arbeitskräfte benötigte. Einer der Männer war
im Verband der anderen zusammengebrochen und einer der
Insektenaufseher löste die Fesseln an seinen Beinen und stellte
fest, daß der Arbeiter tot war.
Alan Kennan wurde einfach an die Stelle des Toten gebracht und
nahm dessen Platz ein. Man drückte ihm wortlos einen Pickel in
die Hand und deutete ihm an, das
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