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Macabros 048: Die Parasitengruft

Macabros 048: Die Parasitengruft

Titel: Macabros 048: Die Parasitengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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da sein Nebenmann
wieder, der sich seiner schon vorhin angenommen hatte. »Du bist
zu stolz. Es macht ihnen nichts aus, wenn du die erste Zeit nichts
ißt und trinkst. Aber dann kommen der Hunger und der Durst,
daß du meinst, von innen heraus zu verbrennen. Der Staub
scheint deine Lunge und deinen Magen aufzufressen, und du wirst dich
nach jedem Tropfen Flüssigkeit sehnen.«
    Der Sprecher leerte seine Schale langsam. Kennan sah ihm an,
daß ihm das schwer fiel. Aber offensichtlich wurde hier mit den
Rationen geknausert.
    Seine Vermutung stimmte. Die Schalen wurden nur ein einziges Mal
gefüllt.
    Die Pause dauerte etwa zehn Minuten nach Kennans Empfinden. Dann
wurden sie alle durch einen knallenden Peitschenschlag
aufgescheucht.
    Sie nahmen ihre Arbeit wieder auf.
    Stunden vergingen, und Kennan glaubte schon nicht mehr daran,
daß es noch mal zu einer Pause käme. Doch dann war es
endlich wieder so weit.
    Der Mann an seiner Seite atmete flach, schloß die Augen und
lehnte sich zurück an die schwarze, bizarre Stollenwand.
    »Noch mal, dann ist die heutige Runde vorbei.«
    Wieder wurden Getränke gereicht. Es war die gleiche
Brühe wie vorhin, nur diesmal mit einer Zugabe.
    Kleine braune und grüne Brocken schwammen in dem fetten
Saft.
    Kennan verspürte einen quälenden Durst. Trotz
Widerwillens schlürfte er die Brühe, und sein Durst wurde
tatsächlich sehr schnell geringer.
    Alan beobachtete Camilla, die auf der anderen Seite des Stollens
saß und wie er und die anderen einen traurigen Eindruck
machte.
    Camilla mußte sich ebenfalls überwinden, ihre
Brühe zu schlürfen. Ihr Gesicht verzog sich, sie
schüttelte sich. Aber der Durst war größer als ihr
Widerwille, und so schluckte sie tapfer.
    Camillas Hände waren von der ungewohnten Arbeit schon
aufgesprungen. Mit bloßen Händen mußte sie das
Gestein auflesen und die Körbe damit füllen.
    »Wie lange macht ihr das schon?« fragte Alan leise, den
Kopf zurücklehnend.
    »Solange ich denken kann, solange ich auf eigenen
Füßen stehe«, bekam er zu hören.
    »Du bist – hier geboren?«
    »Ja.«
    »Du kennst die Welt außerhalb der Stollen und Minen
nicht?«
    »Nein. Ich habe sie nie gesehen.«
    »Aber du hast schon von, ihnen gehört?«
    »Ja. Von den Alten, die das Leben außerhalb noch
erlebten. Aber da ist jetzt ein Dasein, unmöglich geworden. Die
Welt draußen ist uns feindlicher gesinnt als hier die Stollen
und Gewölbe.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Aus dem, was man so hört. Manchmal riskiert es einer zu
fliehen. Nach oben oder nach unten. Wenn dann mal einer
zurückkommt, was selten ist, erfährt man, daß das
namenlose Grauen sowohl oben als auch unten ist. Daß die Welt
der Höhlen nur zu unserem Schutz errichtet wurde, daß wir
selbst keine Chance mehr hätten, noch mal so zu werden, wie wir
einst waren: mächtig und kraftvoll. Unsere Aufgabe hat sich
verändert. Wir müssen das Gestein liefern, um die
Einflüsse der Gruft völlig einzudämmen. Dann kann es
vielleicht auch wieder so werden, wie es einst mal war.«
    »Was haben die Steine, die wir hier unten aus dem Fels
brechen mit einer ›Gruft‹ zu tun?«
    »Die Gruft hat das Unheil über unsere Welt gebracht. Das
Gute, das früher einst von dort ausging, hat sich ins Gegenteil
verkehrt, wie sich alles auf Lanak ins Gegenteil verkehrt hat. Wir
müssen so viele Steine hier fördern, bis man die Gruft
damit völlig ummauert hat. Und nun hier, in diesem Teil des
Berges, wachsen die Steine, die diesen Einfluß dort außen
wirksam lassen werden können. Wenn das Böse eingedämmt
ist, wird das Gute wieder siegen und sich alles von Grund auf
ändern. Dann werden auch die Insekten wieder verschwinden, die
uns jetzt beherrschen. Auch dies geht auf die
›Parasitengruft‹ zurück.«
    Alan Kennan stellte noch einige Fragen, die ihm sein Nachbar
– er hieß Fejhom – jedoch leider nicht so umfangreich
beantworten konnte, wie er das gern gehabt hätte.
    Trotz aller Mühsal und allem Terror, unter dem sie standen,
hatten sie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht begraben.
    Es gab da nach Kennans Gefühl einige Widersprüche, die
er sich nicht ganz erklären konnte. Die Hölle herrschte
nach Fejhoms Auffassung sowohl »unten« als auch
»oben«. Flucht war verpönt, war mit Angst verbunden.
Die Hölle war aber auch hier in den Minen. Das Leben wurde mit
Füßen getreten. Wer nicht mehr konnte, um den
kümmerten sich die Insektenwesen nicht. Er hatte sein Anrecht
auf Leben, Arbeit und

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