Macabros 048: Die Parasitengruft
furchtbaren
Träume, die für ihn aber nicht den Charakter von
Träumen hatten.
Holesh war direkt in ein fremdartiges, unheimliches Land
entführt worden und erlebte die alptraumhaften Geschehnisse mit
jeder Faser seines Herzens.
»Du brauchst keine Furcht zu haben«, sagte er. Aber
Astritt, die ihn schon länger kannte, schien es, als klänge
seine Stimme verändert.
Astritt tat, was er sagte. Sie lehnte sich an die kühle
Wand.
Die Flamme an dem Streichholz flackerte noch mal kurz auf und
verlöschte dann.
Stockfinster…
Totenstille…
Astritt hielt den Atem an. Sie fühlte Druck auf ihrem Herzen.
Beklemmungen. Sie wollte tief durchatmen, aber etwas hinderte sie
daran.
»Frank?« flüsterte sie.
Keine Antwort…
»Reiß noch mal ein Streichholz an, Frank! – Hallo,
Frank? Was ist denn? Warum antwortest du denn nicht?«
Da spürte sie die Unruhe, die wie eine Flutwelle in ihrem
Bewußtsein emporschoß. Im gleichen Augenblick erkannte
sie auch, daß sie förmlich am Boden und an der Wand
festklebte, daß sie sich gar nicht mehr davon lösen
konnte.
Hypnose?
Astritt Reven war steif wie ein Brett und meinte, jegliches Leben
sei aus ihrem Körper gewichen. Ihre Glieder fühlten sich
kalt und frostig an.
Der Druck, der auf sie ausgeübt wurde, war ungeheuerlich. Der
Boden gab nach, sie versank in ihm wie in zähem, schleimigem
Morast, der schließlich über ihr zusammenschlug.
Atmen! Sie bekam keine Luft mehr. Platzangst!
Da war es schon wieder vorbei.
Plötzlich stand ihr wieder genügend Sauerstoff zur
Verfügung.
Astritt mußte in einer kurzen, plötzlichen Angst so
intensiv reagiert haben, daß alle Gefäße in ihrem
Körper die Blutzufuhr unterbrachen, daß ihr Organismus
sich völlig verkrampfte und ihr Hirn schließlich
Fehlinformationen an die Nerven gab.
Die Luft vor ihren Augen pulsierte.
Astritt Reven hatte das Gefühl, die Atmosphäre um sie
herum würde sich auflockern, die Schwärze würde
durchsichtig.
Ihr Herzschlag stockte. Das war gar nicht mehr der Keller, in den
Frank sie gebracht hatte!
Sie kam sich vor wie in einem düsteren Tempel. Ein dunkler,
terrassenförmig abgesetzter Himmel spannte sich über ihr
wie die Schwingen einer riesigen Fledermaus.
Sie war nicht allein!
Vor ihr stand Frank Holesh!
Er trug ein dunkelrotes Gewand, das seinen ganzen Körper
umhüllte, so daß er wie ein Priester aussah.
Das rote Gewand war mit einer Vielzahl von Szenen und
Darstellungen bestickt, die in allen Einzelheiten jenen glichen, die
sie auf dem rostbraunen Boden des Farmhauskellers entdeckt hatten.
Szenen des Blutsiegels!
Frank hielt ein Gefäß in der Hand, und Astritt sah noch
mehr. Hinter Frank bewegte sich ein dunkler Schatten, der ein
Eigenleben führte, ein Schatten der größer war als
Frank Holesh und auch nur eine bizarre menschenähnliche Form
hatte.
Aus dem Schatten, der bis an den Fledermaushimmel reichte, kam
eine Stimme.
»Du mußt es tun! Sie ist die erste, die du
auserwählt hast. Wenn du künftig ihr Meister sein willst,
Frank Holesh, mußt du ihr den Trank selbst
geben…«
Aus der Dunkelheit zu beiden Seiten neben Frank Holesh tauchten
zwei eckige Schlangenköpfe auf. Die Köpfe schienen in der
Luft zu schweben, ein Körper gehörte offensichtlich nicht
zu ihnen.
Die Reptilien rissen die Mäuler auf, und die dolchartigen
Fangzähne blitzten wie geschliffene Mordmesser.
Frank Holesh machte eine halbseitige Drehung erst nach links. Er
hielt den grauschwarzen Becher gegen den einen Zahn und drückte
einmal fest dagegen. Astritt Reven hörte förmlich, wie das
Gift in den Becher spritzte. Die gleiche Prozedur wiederholte er mit
dem Schlangenkopf zu seiner Rechten.
Er vermengte die beiden verschiedenen Gifte mit dem bloßen
Finger.
Aus dem Schatten hinter ihm, der scheinbar alles kontrollierte,
kam ein Auswuchs hervor, den man als übergroßen Finger
oder Arm hätte bezeichnen können.
»Hier, nimm! Du brauchst ihr Blut, Frank Holesh«, sagte
die kalte, unpersönliche Stimme aus der Finsternis.
Holesh hielt noch ein kleines, scharfes Messer in der Hand. Er
näherte sich Astritt Reven.
Der lief es eiskalt über den Rücken.
Sie lehnte noch immer gegen die Wand und war unfähig,
aufzustehen, konnte aber ihre Hände abwehrend nach vorn
strecken.
»Was soll das, Frank? Warum hast du mich hierhergebracht? Was
geht hier vor?«
»Ich erfülle Molochos’ Willen, der bald auch mein
Willen sein wird«, murmelte Holesh mit dumpfer, fremder
Stimme.
Ohne sich weiter
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