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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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konfrontiert. So sollte es für Frelon sein, denn
das, was an diesem späten, etwas windigen und regnerischen Abend
in der Nähe des Gemäuers lauerte, was auf dem Hof mit dem
Leichenschauhaus wimmelte, brauchte weder vorspringende Steine noch
die knorrigen Äste der Kastanien, um in den Innenhof zu
gelangen.
    Die Invasoren waren winzig klein, kaum mit dem bloßen Auge
wahrnehmbar. Grau-weiße Kügelchen glitten über den
nassen Boden und wurden an das Mauerwerk und das Eisentor geschwemmt
oder unter die Türritze geschwemmt, wenn ein
vorüberfahrendes Auto dem Bürgersteig zu nahe kam und die
dort stehenden Pfützen überschwappen ließ.
    Die Qualligen aus der Mikroweit kamen durch die kleinsten Ritzen
in den kahlen Innenhof und passierten auch die Türritze zu dem
modrig riechenden Flur, in dem eine nackte Birne brannte.
    Nicht alle Qualligen gingen den gleichen Weg. Einige befanden sich
darunter, die die Wände emporkrochen und sich den Fenstern
näherten, die geklappt waren.
    Mit sicherem Instinkt – oder war es Wissen? – bewegten
sich die winzigen, todbringenden Invasoren in jene Halle, in der in
kühlenden Behältern die beiden letzte Nacht Ermordeten
untergebracht waren.
    Wiederum war es nur ein Teil der winzigen Eindringlinge, die
über die großen Fliesen krochen. Der Großteil der
Invasoren blieb auf der Fensterbank oder in dem Spalt der geklappten
Fenster zurück, wie Wächter, die aus erhabener Sicht die
Umgebung mit ihren Sinnen erfassen mußten…
    Im Leichenhaus begannen die Qualligen zu wachsen.
    Sie wurden groß wie Murmeln und verdoppelten sich, auch noch
ein drittes, viertes und fünftes Mal.
    Insgesamt drei Quallige nahmen etwa Menschengröße an
und lagen als zuckende, schleimige Riesenkugeln mitten in der mit zum
Teil vergilbten Keramikplatten ausgestatteten Halle.
    Sie wußten genau, wo Francoise Values Leiche lag und in
welchem Fach die des Philipe Vrangeville.
    Hier geschah nichts ohne Sinn, nichts wurde dem Zufall
überlassen.
    Die zuckenden Fühler des vordersten Qualligen, der seinen
Riesenwuchs abgeschlossen hatte, waren wie Tentakeln zu verwenden.
Mit ihnen zog er das Fach auf, in dem Francoises abgedeckter
Körper lag.
    Das Aufziehen des Fachs geschah nicht ganz geräuschlos. Die
Laufrollen quietschten…
    … und André Frelon entging dieses Quietschen
nicht.
    Er hob den Kopf und wandte ihn zur Seite.
    Hatte er sich getäuscht?
    Da quietschte es wieder…
    Das waren die Laufrollen der Bahren aus den Fächern in den
Kühlräumen.
    »Das gibt’s doch nicht, mon Dieu!« entfuhr es
Frelon.
    Er lauschte. Die Geräusche blieben.
    »Seit wann machen sich denn die Leichen hier im Haus
selbständig?« Er hob sich und lief zur Tür, eine
Ahnung stieg in ihm auf. Er dachte an seinen Vorgänger und
begann zu grinsen. »Wenn du dir etwas ausgedacht hast, alter
Knabe, dann wirst du morgen früh ebenfalls ’ne
Überraschung erleben, die sich gewaschen hat…«
    Frelon passierte den kahlen Korridor und stieß die Tür
zu der Halle auf, in der das Quietschen inzwischen verebbt war.
    Der Franzose blieb wie von einer kalten Hand gepackt stehen. Ihn
packte das Grausen.
    Die riesigen, feucht schimmernden, glitschigen Quallen starrten
ihn bösartig an. Die wimpernlosen, starren Augen glitzerten kalt
und gefühllos.
    Was Frelon sah, ließ ihn erbleichen und das Blut in seinen
Adern gefrieren.
    Eines der rätselhaften, unheimlichen Geschöpfe
stülpte sich über die Bahre, auf der Francoise kalt und
starr und nackt lag. Das Laken war zur Seite gerissen.
    Mit seiner glitschigen Ausstülpung bedeckte der Unmenschliche
die Leiche und sog sie mit einem leisen, fauchenden Geräusch in
sich ein.
    Die quallige Kugel umfloß zäh die Tote, umschloß
sie völlig.
    Frelons Nackenhaare sträubten sich.
    Die Ereignisse in der Leichenhalle spielten sich in
Sekundenschnelle ab.
    Die phagozytierende Qualle saugte Francoise Value tief in sich
ein, so daß die Tote sich jetzt wie ein dunkles, schattiges
Organ in dem halbdurchsichtigen, wabbernden Körper
abzeichnete.
    Und dann begann der Quallige zu schrumpfen!
    Blitzschnell…
    Jetzt war er nur noch einen Meter hoch – dann hatte die
Schleimkugel mit den Glotzaugen und den Fühlern nur noch
Fußballgröße.
    Frelon hörte sich stöhnen.
    Mit dem Schrumpfen des Körpers des Qualligen –
schrumpfte auch Francoise Values Leiche, die nun schattenhaft klein
wie ein Embryo in dem zu Tennisballgröße werdenden Wesen
wurde.
    Jetzt war der unheimliche, glitschige Leib nur

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