Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
noch eine kleine
Kugel, groß wie eine Murmel, dann groß wie ein Punkt
– und dann verschwunden!
Er war mitsamt seinem phagozytierten Opfer wie vom Boden
verschluckt!
*
Ein Zittern lief über André Frelons Körper.
Seine Hände wurden feucht, und er stand da wie angewurzelt
und sah, daß sich das gleiche unheimliche Schauspiel mit
Philipe Vrangeville wiederholte.
Er träumte! Das konnte niemals die Wirklichkeit sein. So
etwas gab es nicht! Mit allen Sinnen widersetzte er sich den Bildern,
die sein Gehirn registrierte.
Und die Bilder blieben!
Zwei, drei Quallige begannen vor ihm zu wachsen und rollten
schmierend auf ihn zu, die Fühler wie Peitschen bewegend.
Frelon wich zurück. Sein Blick irrte hin und her.
»Nein«, entfuhr es dem Franzosen. »Nicht mit
mir… mit mir nicht!«
Er warf sich herum, erkannte voller Abscheu und Entsetzen,
daß der Boden vor ihm inzwischen mit kleinen, weißgrauen
und glitschigen Schleimmurmeln übersät war.
Er trat auf sie, stampfte auf sie, in der Hoffnung, ihr
blitzschnelles Wachsen und Werden aufzuhalten.
Er traf die, die er treffen wollte.
Unter seinen Fußsohlen fühlten sich die prallen Kugeln
gummiartig an – und sie blähten sich weiterhin auf!
Man konnte sie nicht zerstampfen oder zermatschen. Sie waren da
– und sie blieben da!
André Frelons Alptraum begann.
Der Franzose stürzte durch den Korridor und zweifelte an
seinem Verstand.
Der Boden unter seinen Füßen war bedeckt mit
murmelgroßen Kugeln, die Sekunden später wie
Ping-Pong-Bälle waren, dann groß wie Tennisbälle.
André Frelon lief wie auf Eiern. Er taumelte, wäre
beinahe gestürzt und fing sich im letzten Moment.
Er warf sich gegen die Tür seines Büros und knallte sie
zu.
Die schleimigen Invasoren wurden zurückgeschleudert und
blieben draußen vor der Tür, die er mit zitternden
Händen abschloß.
Sein Atem flog, sein Herz raste. Mit fahriger Bewegung strich
Frelon sich über sein schweißnasses Gesicht.
Er handelte mechanisch und begriff erst jetzt, daß es Unsinn
gewesen war, hierher zu flüchten. Hinaus ins Freie hätte er
rennen sollen, hinaus auf die Straße.
Sein Blick irrte zum Fenster.
Panik krallte sich wie eine eisige Hand in sein Herz.
Am Fenster krochen sie auch entlang. War denn die ganze Welt
verrückt?
Mit einem dumpfen, gequälten Aufschrei warf er sich nach vorn
und drückte das Fenster zu, konnte aber nicht verhindern,
daß sich zwei, drei der fingerkuppengroßen Kugeln auf die
innere Fensterbank und auf den Boden plumpsen ließen.
Er trat nach ihnen, obwohl er gelernt hatte, daß das nichts
nützte, aber der Gedanke, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein
– den wollte er einfach nicht wahrhaben.
Das Fenster war vergittert, die Tür verschlossen. Dahinter
lauerten sie! Nein – von dort aus kamen sie noch immer.
Sie konnten sich klein und groß machen, je nach Bedarf.
Er war verloren!
Allein konnte er nichts ausrichten.
Hilfe von außen herbeirufen…
Mit den heute früh eingelieferten Leichen stimmte etwas
nicht. Mit ihnen war eine umheimliche, unbekannte und tödliche
Gefahr eingeschleppt worden.
Die Polizei! Kommissar Trudeau!
Die Nummer hatte er im Kopf, zu oft hatte er mit Trudeau
telefoniert.
Platsch… platsch… blopp… es hörte sich
eigenartig an, als die winzigen Perlen durch das Schlüsselloch
tropften, als sie unmittelbar nach dem Berühren des Bodens schon
doppelt so groß, gleich darauf viermal so groß waren.
Eine Invasion der Qualligen schwemmte wie eine Flut unter den
Türritzen und durch das Schlüsselloch.
Hunderte schleimiger Kugeln umgaben ihn.
Von Grauen erfüllt stieg Freien auf den Tisch, und es kam ihm
wie eine Ewigkeit vor, ehe die Telefonzentrale der
Sûreté sich meldete.
»Kommissar Trudeau!« ächzte Frelon. »Schnell,
Trudeau!« Man hörte seiner Stimme an, welches Grauen ihn
erfüllte. Seine Stimmbänder versagten fast ihren
Dienst.
In der Leitung knackte es. Nur drei Sekunden vergingen. Die kamen
ihm vor wie eine Ewigkeit.
»Trudeau…«
Die Qualligen reichten bis an den Tischrand.
Drei, vier, fünf explodierten jetzt förmlich in ihrem
Größenwachstum und reichten ihm bis an die
Oberschenkel.
»Kommen Sie schnell, Kommissar! Hier spricht…
André Frelon… die beiden Leichen… sie sind
verschwunden, Kommissar… die Riesenquallen… sie…
aaaaagggghhh!«
Er schrie wie von Sinnen.
Seine Feinde saugten ihn in die Tiefe. Er wehrte sich verzweifelt
dagegen, doch es hatte keinen Zweck.
Er ging in
Weitere Kostenlose Bücher