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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Auf keinen Fall aber sollte etwas an die
Öffentlichkeit sickern. Wenn die Presse etwas wissen will –
verweisen wir auf die Geschichte mit dem Eindringen einer Bande, die
die Leichen gestohlen hat. Gründe gibt es dafür
gewiß: Man fürchtet, daß durch die Sektionen
vielleicht etwas an den Tag kommt, was man unter allen Umständen
verschleiern will. Die wahren Mörder wollen unerkannt bleiben.
Als unsere Leute hier eintrafen, wurden sie in eine Schießerei
verwickelt. Dabei explodierte schließlich ein Benzintank und
setzte den Vorhof des Leichenhauses in Brand…«
    »Wenn die Sache nicht so ernst wäre, Trudeau«,
bemerkte der Oberbürgermeister, »würde ich jetzt
lächeln. Sie sind ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Sie
haben eine vortreffliche Phantasie. Ich lerne Sie von einer ganz
neuen Seite kennen…«
    »Phantasie? Die Wirklichkeit übertrifft wohl das, was
ich mir als Erklärung soeben aus den Fingern gesogen
habe.«
     
    *
     
    Der Mann, der sich John Bracklen nannte, kam kurz vor 22 Uhr nach
Hause.
    Der angebliche Australier öffnete die Haustür. Im Flur
brannte Licht. Als Bracklen die Treppe nach oben stieg, hörte er
Stimmen. Im Treppenhaus des dritten Stocks verabschiedete sich gerade
der Hausverwalter von einem älteren Mann an der Tür.
    »Das ist schon so in Ordnung, Herr Gessner. Die Hauptsache
ist, daß es wieder funktioniert. Gute Nacht!«
    Der Hausverwalter kam die Treppe herunter. Er war ein Mann mit
schütterem Haar, grauen Augenbrauen und von hagerer Gestalt.
    »Ah, Mister Bracklen!« freute er sich, als er dem
dunkelhaarigen Australier auf halbem Weg begegnete. »Schon
zurück? Das wundert mich. Frankfurt bietet soviel, da muß
man doch nicht um zehn Uhr abends zu Hause sein.«
    Bracklen lachte. Er hatte ein glattes Gesicht und dunkle Augen,
und es gab eigentlich nichts an ihm, was besonders auffällig
gewesen wäre. Bracklen war das, was man eine Alltagserscheinung
nennen konnte. Unauffällig, ruhig.
    Er lachte. »Ich bin den ganzen Tag schon unterwegs, Herr
Gessner. Jetzt sehne ich mich nach dem Bett.«
    Gessner winkte ab. »Wem sagen Sie das! Ich hab geglaubt, den
Krimi in Ruhe zu Ende sehen zu können. Da krieg ich ’nen
Anruf, daß dort oben in der dritten Etage links die
Wasserspülung nicht mehr funktioniert. Bevor die ganze Nacht das
Wasser in den Abfluß läuft, hab ich lieber schnell
’ne neue Dichtung eingesetzt. – Bei Ihnen ist alles in
Ordnung?« Er wartete erst gar nicht die Antwort ab. Offenbar kam
es ihm nur darauf an, jetzt nach dem versäumten Krimi noch
jemand in ein Gespräch zu verwickeln.
    John Bracklen tat ihm den Gefallen.
    Er erzählte, was er sich heute noch alles angesehen hatte und
was er in den nächsten Tagen noch zu tun gedachte.
    »Allzulange wird mein Aufenthalt in Deutschland nicht mehr
dauern«, meinte er. »In einer Woche wird Herr Marstner
wieder da sein, dann werden wir noch ein paar Tage gemeinsam in der
Gegend herumkreisen, und dann geht’s schon wieder
zurück.«
    »Hat sich dann die Reise überhaupt gelohnt?«
    »Ich denke doch…« Bracklen lächelte. Was er
dabei wirklich dachte, konnte er natürlich nicht sagen. Er
konnte auch nicht sagen, daß er in Wirklichkeit gar nicht John
Bracklen hieß und auch nicht aus Australien kam, sondern
daß sein wahrer Name Professor Ronald Wolfe und er in New York
zu Hause war.
    In Zusammenarbeit mit den Frankfurter Behörden war es
möglich gewesen, Herrn Marstner, den eigentlichen Mieter der
Wohnung, davon zu überzeugen, daß es von Vorteil
wäre, wenn er seine Wohnung für einen begrenzten Zeitpunkt
diesem Amerikaner zur Verfügung stellte. Angeblich sollte ein
vermutlicher Spion beschattet werden. Auch Marstner war nur die halbe
Wahrheit gesagt worden.
    Aber Marstner war das schließlich egal. Er erhielt einen
bezahlten Urlaub, der sich sehen lassen konnte und darüber
hinaus für seine Bereitschaft, einem Fremden die ganze Wohnung
zu überlassen, noch ein ansehnliches tägliches Taschengeld.
Darüber hinaus hatte er sich verpflichten müssen,
strengstes Stillschweigen über diese eigenwillige Transaktion zu
wahren.
    Das Gespräch zwischen dem angeblichen John Bracklen und dem
Hausverwalter dauerte eine Viertelstunde. Dann konnte Bracklen den
Weg in die Dachwohnung fortsetzen.
    Oben angekommen überprüfte er sofort alle elektronischen
Geräte.
    Er stutzte. Außer den normalen Minutenaufnahmen, welche die
Kamera laufend machte, war eindeutig zu erkennen, daß die
Sensoren eine außergewöhnliche

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