Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt
Wärmereaktion auf dem
Haus drüben registriert und die automatische Kamera aktiviert
hatten.
Ein großes Stück Film war in der Kamera transportiert
worden.
John Bracklen alias Professor Wolfe zog das Stativ zurück und
entnahm der Kamera den belichteten Film. Er packte ihn in einen
Spezialbehälter, griff dann sofort zum Telefonhörer und
wählte.
Dreimal klingelte es am anderen Ende der Strippe, dann meldete
sich eine sanfte, dunkle Frauenstimme.
»Lydia Simons.«
»Hallo, Lydia, hast du dein Reisebüro schon geschlossen
oder ist es noch möglich, sich von dir beraten zu
lassen?«
Hätte ein Außenstehender diese Worte gehört,
hätte er angenommen, daß sich hier jemand einen Scherz
erlaubte oder betrunken war.
»Das Büro ist bis achtzehn Uhr dreißig
geöffnet, Mister Bracklen«, antwortete die Teilnehmerin am
anderen Ende der Strippe spitz. »Und das von morgens acht Uhr
an.«
»Aber wenn man zwischen acht und achtzehn Uhr dreißig
nicht kommen kann…«
»Dann ist unter Umständen auch eine spätere
Beratung möglich. Wir nehmen es damit nicht so genau. – Ist
es sehr wichtig, Ronald?« wurde Lydia Simons plötzlich
ernst.
»Ich glaube ja. Die Kamera hat ausgelöst.«
»Hm, verstehe. Du hättest gern, daß wir den Film
gleich bearbeiten?«
»Wenn’s möglich ist, ja. Ich kann heute nacht
entweder gut oder überhaupt nicht schlafen. Kann ich noch
vorbeikommen?«
»Weil du’s bist, immer.«
»Ich hoffe, du bist noch nicht im Neglige?«
»Warum? Würde dich das erschrecken?«
»Das bestimmt nicht. Aber von der Arbeit abhalten.«
»Aber danach – würde es dich nicht mehr
stören?«
»Ich bin erstaunt, wie frisch du nach acht Stunden Arbeit in
deinem Reisebüro noch bist.« Er wartete erst gar nicht ihre
Erwiderung ab, sondern setzte seine Ausführungen gleich fort.
»Ich ruf sofort ein Taxi an, Lydia. In einer Viertelstunde bin
ich bei dir.«
*
Er schaffte es genau.
Das kleine Reisebüro lag zwischen einem
Konfektionsgeschäft und einem Kunstgewerbeladen in der
Kaiserstraße und war nur durch die Ladenstraße zu
erreichen.
Zwischen vorgebauten Schaufenstern, die wie gläserne
Kästen wirkten, befand sich eine schmale Tür mit der
Aufschrift »Reisebüro«. Bunte, verlockende Plakate
links und rechts des Eingangs priesen ferne Länder, weiße
Strände und einmalig schöne Hotels an.
Die braungebrannten Schönheiten an den Stränden zogen
auch Ronald Wolfes Blick auf sich, als er zweimal kurz an die
Tür klopfte.
Normalerweise befand sich um diese Zeit kein Mensch mehr in dem
Reisebüro, das in seiner versteckten Lage sicher keine
Konkurrenz für die großen Unternehmen in der Stadt war. In
der Tat wurden auch nur sehr wenige Buchungen vorgenommen. Aber daran
störte sich die Leiterin dieses Büros, Lydia Simons,
nicht.
Es war nämlich zur Tarnung geschaffen worden. In allen
größeren Städten der Welt gab es ähnliche
Reisebüros, die grundsätzlich mit Fernschreibern
ausgerüstet waren, um untereinander in Kontakt zu treten und
Nachrichten schnellstens weitergeben zu können.
Das Frankfurter Büro spielte eine zentrale Rolle im Umkreis
von rund dreihundert Kilometern. Alle in diesem Bezirk erscheinenden
Zeitungen mußten gelesen und bearbeitet werden. Ein
Kleincomputer stand dabei der Leiterin dieses Büros ebenfalls
zur Verfügung.
Was als Reisebüro getarnt war, barg in Wirklichkeit eine
Informationszentrale der UNO.
Innerhalb der Weltorganisation, die sich um so viele Dinge wie
Friede, Freiheit, Gesundheit und Ernährung für die
große Völkerfamilie kümmerte, existierte seit etwa
drei Jahren eine Abteilung, von der die Öffentlichkeit nichts
wußte, und über die noch keine Zeitschrift und kein
Reporter berichtet hatte.
Die Arbeit der »D-Abteilung« erfolgte unter
Geheimhaltungsstufe eins.
Mit der »D-Abteilung« der UNO hatte es seine besondere
Bewandtnis.
Es handelte sich hier um eine Einrichtung der UNO, die inzwischen
schon weltweit eingesetzt wurde und weiter ausgebaut werden
sollte.
Aus einer Versuchsgruppe, bestehend aus Ärzten,
Wissenschaftlern, Theologen und Politikern verschiedener
Nationalität, wurde schließlich eine Abteilung mit
besonderem Aufgabenbereich geschaffen.
Jahrelang studierten diese Männer und Frauen
außergewöhnliche Berichte, suchten Forschungsstätten
auf, wo das Übersinnliche und Parapsychische unter die Lupe
genommen wurde, und beteiligten sich selbst an Versuchen und
Untersuchungen. Dabei fühlten sie den Betroffenen auf den
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