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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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gefilmt wurde, hinterließ bewegliche
Wärmespuren.
    So war diese wärmeabstrahlende, zerfließende Gestalt am
Fenster zu erkennen, wie sie sich setzte. Was der Mann auch
anfaßte, das hinterließ Wärmespuren und die waren
Sekunden nach der Berührung immer noch sichtbar. Für einen
Uneingeweihten wirkten die Bilder gespenstisch, gerade so, als
hätte man einen Geist beobachtet.
    Lange Zeit blieb die Leinwand dunkel.
    Frank Morell war nicht zu Hause. Die Automatik der Kamera aber
veranlaßte weitere Bilder.
    Und dann kam die Stelle, wo die Kamera automatisch
fünfhundert Bilder in der Sekunde geschossen hatte.
    Der beobachtete Raum war leer. Aber hinter dem Dach auf der
anderen Seite des Hauses tat sich was.
    Eine menschliche Gestalt zog sich schräg an der
Dachkrümmung entlang in die Höhe. Die zerfließende,
wärmeabstrahlende Gestalt verschwand blitzschnell in der
Höhe – und entzog sich den Blicken der beiden
atemanhaltenden Beobachter.
    Er ließ den Film nochmal ablaufen und verringerte die
stufenlos einstellbare Geschwindigkeit bis auf das geringste
Tempo.
    Da zog die Gestalt zwar etwas langsamer vom Dach aufwärts in
den abendlichen Himmel über der Mainmetropole, aber noch immer
zu schnell, als daß man diese Gestalt im Augenblick des
Abhebens mit bloßem Auge hätte genau wahrnehmen
können.
    »Ein Zweifel ist ausgeschlossen«, murmelte Wolfe sich
den Streifen ein viertes und fünftes Mal ansehend. »Ein
fliegender Mensch! Der Beweis ist erbracht. Nun heißt es am
Ball bleiben und herausfinden: ist er Freund oder Feind? Jetzt
fängt die Arbeit erst an, Lydia…«
     
    *
     
    Er blieb bis Mitternacht, es gab viel zu besprechen.
    Ronald Wolfe benutzte die Gelegenheit, sofort einen passenden
Bericht zu codieren und mit dem Fernschreiber auf den Weg zu bringen.
Eine Sammelstelle im Auswärtigen Amt in Bonn, wo eine
höhere Abteilung der »Reisebüros« untergebracht
war, nahm den Code entgegen. Von hier aus würde alles weitere
veranlaßt, um ihn in die Zentrale nach New York zu
überspielen.
    Eine elektronische Spezialapparatur fertigte Funkbilder der Szenen
an, die mit dem Film festgehalten worden waren. Nach der Auswertung
durch die entscheidenden Stellen der »D-Abteilung«
würden weitere Hinweise erfolgen. Solange hieß es
abwarten.
    Er verabschiedete sich von Lydia.
    Die hatte sich entschlossen, über Nacht im Büro zu
bleiben und auf einer dafür vorgesehenen Couch zu schlafen.
    Lydia hatte noch mindestens eine weitere Stunde zu tun, und da
lohnte es nicht, noch die Fahrt nach Hause anzutreten.
    Prof. Ronald Wolfe alias John Bracklen ging nachdenklich wenig
später durch die Kaiserstraße.
    In der Höhe eines Sex-Shops bot eine kastanienrote
Gunstgewerblerin ihre Dienste an. Kopfschüttelnd ging Wolfe
weiter.
    Ständig fuhren Taxis an ihm vorüber, einmal rollte sogar
ein unbesetztes bis dicht an den Rand des Bürgersteigs, und der
Chauffeur blickte ihn fragend an. Aber Wolfe wollte nicht mitfahren.
Er wollte zu Fuß gehen, zumindest noch eine Zeitlang, um die
kühle, frische Nachtluft zu genießen.
    Er war so in Gedanken versunken, daß ihm entging, wie das
gleiche Taxi, dessen Fahrer ihn eben angesprochen hatte, bis zur
Kreuzung vorfuhr, noch bei Gelb über die Ampelanlage rauschte
und gleich in der Straße links wieder kehrt machte und den Weg
zurückkam.
    Der Fahrer beobachtete den einsamen Spaziergänger in
Höhe des Kinos im Rückspiegel und nutzte dann die
Gelegenheit, erneut die Straße zu überqueren und langsam
dann die Straße vorzufahren, die der Amerikaner ging.
    Der Fahrer ließ den Fußgänger nicht aus dem
Auge.
    Fünf Minuten später erreichte Wolfe die
Straßenecke und ging rechts weiter. Das Taxi folgte ihm,
beschleunigte ein wenig und rollte an den Straßenrand, genau
hinter dem Fußgänger her.
    Der Chauffeur blickte wieder zu dem Fußgänger hin. In
dem Gesicht des Mannes sah man einen angespannten, beinahe qualvollen
Zug, als müsse er sich dazu zwingen, zu dem Fußgänger
hinzusehen.
    Da wandte Wolfe wieder den Kopf, der Anflug eines Lächelns
zuckte über seine Lippen. »Na, wenn Sie unbedingt ein
Geschäft machen wollen, bitte…« Er ging an den
Straßenrand. Der Fahrer bremste sofort ab.
    Wolfe zog die Tür auf. »Sie haben eine gute Nase
für Kunden, wie?« fragte er heiter, sich auf den
Rücksitz setzend.
    »Sie sahen aus wie jemand, der ein Taxi braucht«, sagte
der Fahrer. Er sah aus, als ob ihn fröstelte. Er hatte die
Schultern hochgezogen, seine Backenmuskeln

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