Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht
Lehmschicht, die unter enormer Sonnenhitze gebraten und
schließlich nach allen Seiten aufgerissen war.
Die Scheinwerfer spalteten die Dunkelheit hinter dem Ortsschild.
Dahinter wurde ein erstes, vom Straßenrand zurückgebautes
Haus sichtbar, das sehr alt zu sein schien.
Es war eine Ruine, in sich zusammengefallen, nur noch Schutt und
Asche.
Ein seltsamer Gedanke stieg in dem Agenten auf. Doch er verwarf
ihn ebenso schnell wieder, wie er gekommen war.
Er hatte eine Sekunde an den Erdstoß gedacht und brachte
dieses in Schutt und Asche liegende Haus damit in Verbindung. Aber
das war sicher unsinnig.
Nur wenige Meter tiefer in der Schlucht erkannte er, daß die
Assoziationen doch stimmten. Häuser lagen in Schutt!
Die Bürgersteige waren aufgerissen, Wände waren nach
vorn gekippt, die Dachstühle eingerissen.
Die Straße war so holprig und uneben, daß es
unmöglich war, den Wagen konsequent zu steuern. Larry ließ
ihn kurzerhand stehen und ging zu Fuß weiter.
Draußen empfing ihn eine kühle, beklemmende
Atmosphäre.
Hatonshire – war ein Ort der Trümmer!
So weit sein Auge reichte, lagen die Häuser in Schutt und
waren unbrauchbare, unbewohnbare Ruinen geworden.
Hatonshire – existierte praktisch nicht mehr.
»Rha-Ta-N’mys – Leichenschlucht«, entfuhr es
Larry Brent, und eine eisige Hand schien sein Herz zu
umspannen…
*
Schwer setzte er einen Fuß vor den anderen.
Brent kam sich vor, als wäre er auf einen fremden Stern
geraten.
Die Einsamkeit, die Leere, Trostlosigkeit und Vernichtung um ihn
herum berührten ihn eigenartig.
Die Menschen fehlten.
Waren sie alle – verschüttet? Oder – waren sie
geflohen?
Hatonshire sah nicht so aus, als wäre der Erdstoß erst
vor wenigen Minuten erfolgt, als er ihn auf der Straße
wahrnahm.
Der Sturm des Grauens mußte sich schon vor Stunden oder
Tagen ereignet haben…
Nein, Tage… das war nicht möglich. Der Bericht eines
gewissen Billy Hopkins, dem einige Besonderheiten aufgefallen waren,
war erst wenige Stunden alt.
Larry kam an einem zerstörten Haus nach dem anderen vorbei.
Die sahen aus, als ob hier ein Bombenangriff stattgefunden
hätte. Dann sah er den hellen Lichtschein.
Mitten im Ort schienen gewaltige Lampen zu brennen.
Larry begann zu laufen, er mußte höllisch aufpassen, um
nicht über die steinernen Buckel zu stolpern, die überall
aus der verdrehten, aufgebrochenen Straße herausragten.
Die Lampen ließen die Häuser auf der anderen
Straßenseite mächtige Schatten werfen.
Als Larry näher kam, glaubte er an einen schlechten
Scherz.
War dies tatsächlich das zerstörte Hatonshire –
oder war es die Kulisse zu einem Film? Was er sah, schien wie eine
Szene aus einem Alptraum.
Riesige Scheinwerfer waren im Halbkreis aufgestellt. Die dicken
schwarzen Kabel lagen wie schlafende Schlangen am Boden, ragten durch
Keller- und Wohnungsfenster und wurden aus noch intakten Steckdosen
mit elektrischem Strom versorgt.
Dies war das Zentrum von Hatonshire.
Kleine, dicht aneinander stehende Wohn- und
Geschäftshäuser, deren Fassaden bei dem Erdstoß
zusammengebrochen waren, waren angeleuchtet, die Straße und der
Platz mit dem Brunnen waren so holprig und aufgespalten wie die
Straßen überall im Ort. Autos lagen zerbeult zum Teil
gegen die Trümmer gelehnt, zum Teil auf den Dächern
liegend, als hätte ein Orkan sie herumgeworfen.
Außer den Scheinwerfern gab es zwei auf massiven Stativen
ruhende Kameras. Die eine stand mitten auf dem beleuchteten Platz,
die andere auf einem steinernen Podest, das wie ein Altar aussah.
Erst wenn man genauer hinschaute, war zu erkennen, daß es sich
um ein auf einem flachen Hügel stehendes Haus handelte, von dem
nur noch die Grundmauern existierten. Die Außenwände waren
fein säuberlich abgebröckelt wie abgeschnitten und bildeten
einen regelrechten Schuttwall um die Grundmauern.
Die Kamera dort oben drehte sich, das Objektiv veränderte
seine Einstellung.
Larry Brent atmete tief durch, lief quer über den Platz und
erklomm das Podest. Von hier aus war der Blick über die
zerstörte Innenstadt, über die menschenleeren Häuser
und Geschäfte und über die zertrümmerten Autos
ungeheuerlich.
Die Kamera surrte. Sie befand sich in Betrieb. Unsichtbare
Geisterhände schienen sie zu betätigen und die Objektive zu
verändern.
Wer immer hier die Kamera installiert hatte, mußte vom
Teufel besessen oder wahnsinnig sein! Nur ein kranker Geist konnte
daran denken, diese Ereignisse im Augenblick
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