Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
sie herab, um sie unter sich zu
begraben…
*
Er schlug die Augen auf.
Im ersten Moment begriff er nicht, was geschehen war und wo er
sich befand.
Dann klärte sich sein Blick, und er fuhr zusammen, als er
erkannte, daß er sich zu Hause befand.
Der Mann richtete sich ruckartig auf.
Da sah er das Gesicht des Mannes vor sich, der ihm genau
gegenübersaß und seinem Blick nicht auswich.
»Hellmark!« entfuhr es Holesh.
Der Angesprochene, der es sich in einem der kostbaren Sessel
bequem gemacht hatte, nickte kaum merklich. »Richtig! Sie haben
mich gleich wieder erkannt, Mister Holesh. Es tut mir leid…
wegen vorhin. Ich wollte eigentlich nicht so hart zuschlagen, doch
Sie haben mir keine andere Wahl gelassen. Sie wären mit mir
weniger zimperlich umgegangen, wie ich das einschätze.«
»Wie komme ich hierher? In mein Haus?«
»In eines Ihrer Häuser. Sie haben erstaunlich viel
Besitztum für einen Mann, der über ein normales Einkommen
verfügt.«
»Ich habe eine große Erbschaft gemacht.«
Björn nickte. »Ich weiß. Mister Patrick hat mir
davon erzählt. Wie hieß die freundliche Tante, die das
Testament hinterließ? Molochos – nicht wahr?«
Holesh fuhr wie von einer Tarantel gebissen in die Höhe.
Hellmark drückte sich aus dem bequemen Sessel empor.
»Wir wollen uns gegenseitig nichts vormachen, Mister Holesh. Ich
glaube, wir wissen beide, wie der Karren läuft, wir haben ein
Problem und können uns helfen. Deshalb bin ich hier, deshalb
habe ich Sie hierher bringen lassen, nachdem Sie auf dem Parkplatz
vorhin keine große Lust hatten, mit mir über die Probleme
zu sprechen. Sie hatten Hausschlüssel bei sich. Ich bin nicht
mit Gewalt hier eingedrungen, Mister Holesh.«
Der junge Mitarbeiter, der in Richard Patricks Privater
Parapsychischer Forschungsgemeinschaft mitwirkte, blickte sich rasch
um.
»Wir sind allein«, fuhr Björn fort, der sich denken
konnte, was jetzt hinter der hohen, in nachdenkliche Falten gelegten
Stirn Frank Holeshs vorging. »Mister Fisher, der so freundlich
war, uns hierher zu bringen, ist weitergefahren. Ich nehme an,
daß Sie ihm nicht folgen werden, um Ihren Rachefeldzug
durchzuführen.« Hellmarks Stimme war von schneidender
Schärfe.
Er hielt etwas in der Hand. Seine Linke war geschlossen.
»Wir kennen uns beide nur flüchtig«, stieß
Holesh haßerfüllt hervor. »Es müßte ganz
einfach sein, daß wir unsere Probleme bereinigen könnten.
Sie lassen mich in Ruhe – und ich Sie! Das ist alles!«
Kopfschüttelnd ging Björn auf ihn zu. »So einfach
geht das leider nicht mehr, Mister Holesh. Sie haben ein Verbrechen
begangen. Im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte. Sie haben eine
Krankenschwester getötet, den Arzt niedergeschlagen und eine
Frau aus dem Krankenhaus entführt, die dringend ärztlicher
Hilfe bedurfte. Ich brauche nur bei der Polizei anzurufen und Sie
dort abzuliefern.«
Das überhebliche Grinsen um Holeshs Mundwinkel verschwand
nicht. »Und warum tun Sie es nicht?«
»Weil ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob es von Nutzen
sein wird. Es gibt Menschen, für die ist auch eine
Gefängniszelle durchlässig. Sie haben Ihre Seele verkauft,
Holesh. Sie werden nicht gegen Ihren Willen in der Macht jener
gehalten, die sich vorgenommen haben, die Erde in ein Chaos zu
stürzen. Sie haben sich bereichert, Sie wollten Geld und
Einfluß. Ihr eigener Entschluß hat Sie in die Reihen des
Dämonenfürsten katapultiert. Sie fahren einen
superschnellen Wagen, den teuersten, den es gibt. Sie besitzen
mehrere Traumhäuser in den Staaten, unter anderem dies hier in
Miami. Ein Zufall, daß Sie ausgerechnet Miami gewählt
haben – oder hat es seine besondere Bedeutung?«
Holesh lachte rauh. »Nehmen Sie an, was Sie wollen, wie
Sie’s gerne haben möchten, Hellmark. Es wird sowieso nichts
an dem ändern, was kommen wird.«
»Sind Sie sich dessen denn so sicher?«
»Ja. Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie können nicht
gewinnen…«
»Und warum nicht?«
»Weil Sie auf der Verliererseite sind. So einfach ist
das.«
»Hier täuscht sich jemand, Holesh. Das sind
Sie.«
Der winkte ab. »Vergeuden wir unsere Zeit nicht. Das Ganze
war ein Zwischenspiel, mehr nicht. Gehen Sie – und ich bleibe
hier. Wir haben uns gegenseitig nichts zu sagen. Vergessen wir den
Vorfall. Ich lasse Sie in Ruhe und Sie mich. Wir wollten uns
gegenseitig helfen, das sagten Sie doch vorhin, Hellmark, nicht wahr?
Auf diese Weise können wir es am besten.«
»Damit bin ich nicht ganz
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