Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
Worte.
»Ja, natürlich. Dann bin ich wenigstens sicher,
daß Sie sicher im Hotel ankommen und nicht einem Wüstling
in die Hände fallen. Wenn man per Anhalter unterwegs ist,
weiß man ja nie, zu wem man ins Auto steigt.«
Streckenweise war der Nebel nicht so dicht, daß er nicht
hätte schneller fahren können. Dennoch tat er es nicht. Er
schien den Weg nach London bis zur Neige auskosten zu wollen.
Kurz vor Mitternacht erreichten sie die Innenstadt. In der
Nähe des Hyde-Parks fand Lorette Mallory ein Hotel, das ihren
Vorstellungen entsprach. Es war bequem und luxuriös.
Tom Delay begleitete seine hübsche Gesprächspartnerin
zur Rezeption, wo sie sich anmeldete. Als Lorette sich eingetragen
hatte, reichte sie ihm die Hand und blickte ihn lächelnd an.
»Ich stehe in Ihrer Schuld. Ich weiß nicht, wie ich mich
bedanken soll.«
»Ganz einfach«, entgegnete er kurz entschlossen.
»Bedanken Sie sich damit, daß Sie mal zusammen mit mir
Essen gehen oder einen Tee trinken.«
»Vielleicht«, antwortete sie nur. Aber Ihr Lächeln
verriet, daß dieses vielleicht ein ›Ja‹ war.
Er würde – er dürfte – sie wiedersehen.
Eigenartig, wie sehr er sich darauf freute. Es war ihm, als
würde er sich von einer langjährigen Freundin
verabschieden, die ihm vertraut war und die er liebte, als er ihre
Hand faßte.
»Bis morgen! Um welche Zeit?« fragte er.
»Wann es Ihnen paßt…«
Sie einigten sich auf fünf Uhr am Nachmittag.
Der Portier reichte den Zimmerschlüssel über die
Rezeption. Lorette Mallory hatte Apartment Nr. 227 gemietet. Es lag
in der zweiten Etage. Ein Boy begleitete sie bis zum Aufzug und Tom
Delay blieb in der Halle, bis der Lift seinem Blick entschwunden
war.
Aufgekratzt sprang der Mann die Treppe nach unten und drehte sich
jubelnd um seine eigene Achse, seine Umgebung völlig
vergessend.
Der Portier, der ihm nachschaute, schüttelte den Kopf und
dachte sich seinen Teil.
Lorette Mallory suchte ihr Zimmer auf und schloß es von
innen ab. Im Dunkeln stand sie einige Minuten am Fenster und blickte
auf die Straße. Dort fuhr Tom Delay wenig später ab.
Um die Lippen der schönen Frau spielte ein rätselhaftes
Lächeln.
Er hatte angebissen! Tom Delay konnte zu diesem Zeitpunkt nicht
ahnen, daß er als Werkzeug dienen sollte und sein Schicksal
besiegelt war…
*
Beim Frühstück im Konstruktionsbüro entdeckte er
auf der letzten Seite eines Boulevardblattes die Überschrift,
die ihn elektrisierte:
»Komet stürzt auf die Erde – Frau begegnet
sprechenden Kugeln!«
›Von mehreren Zeugen wurde gestern im Südwesten Englands
eine helle Lichterscheinung am Himmel erblickt. Nach
Augenzeugenberichten soll dort im Devon-Moor ein Komet auf die Erde
gestürzt sein. Ein Paar, das zu später Stunde im Fahrzeug
unterwegs war, hielt sich nahe der Stelle auf, wo der Komet
Bodenberührung hatte. Beide Personen verließen das Auto,
um den Aufschlag näher zu untersuchen.
Dabei kam es zu einem Ereignis, das niemand erwartet hatte.
Die beiden einsam Reisenden gerieten offensichtlich in den
Einfluß einer Sphäre, deren Anwesenheit jedoch
Wissenschaftlicher bisher nicht bestätigten.
Beim Näherkommen wurden beide Personen ohnmächtig und
erst in den frühen Morgenstunden durch Arbeiter einer nahen
Baustelle gefunden.
Die Bewußtlosen wurden in ein Hospital nach Devon gebracht,
wo sie kurze Zeit später erwachten.
Unbestätigten Meldungen zufolge, sollen beide Personen
unabhängig voneinander in der Zeit ihrer Ohnmacht ähnliche
Traumerlebnisse durchgemacht haben. So wußte der Mann –
ein gewisser Steven Whitter – zu berichten, daß er in
einem riesigen Krater geschwebt sei, an dessen Fuß er zahllose,
merkwürdige und pulsierende Kugeln entdeckt hätte. Die Frau
erzählte, daß sie ebenfalls solche Kugeln gesehen habe,
zwischen denen sie schwerelos schwebte und die zu ihr sprachen.
Wissenschaftler sind zur Zeit damit beschäftigt, die
Absturzstelle zu untersuchen und Material des Kometen zu bergen.
Psychologen haben sich des Paares angenommen, um mit ihnen
über die seltsamen Erlebnisse zu sprechen.‹
Frank Morell las diese Meldung dreimal. Sprechende Kugeln! Er
wurde sofort an sein Erlebnis im dämonisch-phantastischen Reich
Shimba-Loos erinnert.
War es ein Zufall, daß jemand ausgerechnet diesen Begriff
gewählt hatte?
Der Mann mit dem Dyktengeheimnis war nachdenklich. Doch er
versuchte sich diesen Zustand im Kreis seiner Kollegen nicht anmerken
zu lassen. Heiter plauderte er über
Weitere Kostenlose Bücher