Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
wirkenden
Oberfläche.
Wie im Treibsand verschwunden ihre Füße, die
Hände, der Rücken und die Hüften. Die dichte, nach
oben strebende Masse überschwappte sie schließlich wie
eine Welle, so daß von Beverley Summer nicht mehr das geringste
zu erkennen war.
Eine ungleich größere Kugel, rotglühend und von
heißen, zischenden Dämpfen umhüllt, durchschlug in
der gleichen Sekunde die Wolkendecke über dem Absperrbezirk.
Ein helles Pfeifen erfüllte die Luft. Wolken und
Nebelschleier wurden zerrissen.
Einen feurigen Kometenschweif hinter sich herziehend, tauchte ein
gewaltiger Gesteinsbrocken über der nächtlichen
Aufschlagstelle auf.
Ein Meteorit!
Gasumhüllt und wie von unsichtbaren Kräften gesteuert,
schlug er genau in den größeren Krater, aus dem die beiden
Nebelkugeln entwichen, in denen Beverley Summer geborgen lag wie der
Embryo im Mutterleib.
Was außerhalb um sie herum geschah, konnte sie weder
hören noch sehen.
Krachend schlug der Meteorit ein. Der Boden bebte.
Rasend schnell stiegen die Nebelkugeln mit Beverley Summer weiter
empor.
Zischend stießen Dampfwolken aus dem Krater.
Absplitternde Gesteinsbrocken flogen wie ein Hornissenschwarm nach
allen Seiten. Sie prallten gegen die Innenwände des wie glasiert
aussehenden Kraters, stoben als glühender Funkenschwarm aus dem
Loch in die nebelschwangere Luft, so daß es aussah, als ob ein
Heer überdimensionaler Glühwürmchen sich hier zum
Stelldichein versammle.
Beim Aufprall platzte der Meteorit auseinander wie eine
Seifenblase.
Da zeigte es sich: der Stein aus dem Weltall war hohl!
Das bizarre, zerklüftete, felsige Gebilde, das einen
Durchmesser von rund dreihundert Metern hatte, fungierte als eine Art
Transportbehälter.
Als der Stein wie eine Bombe explodierte, stiegen mit dem
zischenden Dampf und den glühenden Gesteinssplittern
pulsierende, amorphe Nebelkugeln auf, denen das brüllende
Donnern und die aufgewühlte Luft rundum nicht das geringste
auszumachen schienen.
Sie hatten ihre eigenen Bewegungsgesetze.
Die Nebelkugeln glitten, als ob sie atmen würden, lautlos in
die Höhe.
Zwei weitere Kugeln hatten die Erde erreicht…
Sie folgten den beiden entschwindenden, in denen Beverley Summer
eingeschlossen war.
Die junge, dunkelhaarige Frau wirkte völlig entspannt und
abwesend und schien die Aufwärtsbewegung, dem fernen Himmel
entgegen, überhaupt nicht zu begreifen.
Sie war völlig von der eigenartigen, nebelähnlichen
Masse umhüllt und schwebte im wahrsten Sinne des Wortes wie auf
Wolken.
Das Geräusch der fauchend um die Nebelkugeln streifenden Luft
wurde von der Frau im Innern der Gebilde nicht wahrgenommen.
Dafür vernahm sie andere Laute. Ein leises, rhythmisches
Flüstern, das näher kam und stärker wurde…
Stimmen!
Und – Bilder!
Sie zeigten ihr eine Welt, die menschliche Augen nie zuvor
erblickt hatten… Und die Stimmen sagten etwas zu ihr, was sie im
ersten Moment nicht verstand: »Ich bin… Shimba-Loo…
ich habe eine Botschaft für dich!«
*
Er wartete schon in der Vorhalle, als sie endlich eintraf.
Freudestrahlend ging Tom Delay auf Lolette Mallory zu.
In der einen Hand trug er einen gewaltigen Blumenstrauß, in
der anderen ein kleines, geschmackvoll eingewickeltes Päckchen
mit einer goldfarbenen Schleife.
»Für Sie, Lorette«, sagte er leise, und man sah ihm
an, wie glücklich er war, dieser Frau wieder zu begegnen.
»Es sind die schönsten Rosen, die ich in ganz London
aufgetrieben habe. Und in diesem Päckchen – ein kleines
Präsent besonderer Art, wie ich hoffe. Ein Parfüm mit einer
ausgewogenen, nicht alltäglichen Duftkomposition, die nicht zu
jeder Frau paßt. Ich bin aber überzeugt davon, Lorette,
daß dieser Duft ihre Art unterstreichen wird.
Herbsüß, rassig und verführerisch – «, der
Anflug eines verträumten Lächelns spielte um seine Lippen,
»genau wie Sie…«
Sie sah ihn an mit einem Blick, der vieles versprach…
Zwischen ihnen ging es natürlich und unkompliziert zu. Sie
brauchten nicht viele Worte zu machen. Sie verstanden sich wie zwei
Freunde, die schon Jahre miteinander zu tun hatten.
»Ich muß mich nur etwas frisch machen, Tom. Es ist
nett, Sie zu sehen. Ich freue mich sehr. Kommen Sie bitte mit auf
mein Zimmer und warten Sie dort ein paar Minuten. Ich möchte
nicht, daß Sie hier herumsitzen – bei all diesen fremden
Leuten…«
Mit dem Lift fuhren sie nach oben.
Tom Delay blieb jeweils einen Schritt hinter Lorette Mallory. Er
bewunderte den
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