Macabros 063: Die Feuerbestien aus Kh'or Shan

es zurück.
    Der alte Portier lächelte. Plötzlich gefror dieses
Lächeln auf seinen Lippen.
    Mahay entging die blitzschnelle Veränderung nicht, die der
Mann hinter der Rezeption sofort zu überspielen versuchte, als
er erkannte, daß dem Besucher das flüchtige Zusammenzucken
nicht entgangen war.
    »Sie wünschen, Senor?« spielte er seine
Freundlichkeit wieder hervor. »Sie haben – kein
Gepäck?« Sein Blick wanderte zu den leeren Händen
Ranis.
    »Richtig, Senor. Ich beabsichtige nicht, längere Zeit zu
bleiben. Ich bin nur auf einen Besuch hier. In Ihrem Haus hält
sich ein Freund von mir auf. Davon hab’ ich zufällig
gehört. Es ist Professor Merthus.«
    Der Portier nickte sofort. »Si, Senor.«
    »Ich bitte Sie, mich bei ihm anzumelden, Senor. Um diese Zeit
hält er sich bestimmt auf seinem Zimmer auf.«
    Der Portier rückte die Schirmmütze zurecht. »Da
muß ich Sie enttäuschen, Senor. Tut mir leid. Professor
Merthus ist nicht im Haus.«
    Rani zeigte sich überrascht. »Aber das kann nicht sein.
Man hat mir ausdrücklich gesagt, daß er während
seiner Vortragsreise hier im ›San Christoban‹ untergebracht
sei.«
    »Das ist richtig, Senor. Ich meinte, daß Professor
Merthus im Moment sich nicht im Haus aufhält…«
    Dem Inder kam es so vor, als ob der Mann hinter der Rezeption
seine Worte sehr genau wähle.
    »Aber er hat doch bestimmt hinterlassen, wann er zurück
sein wird?«
    Rani war überzeugt davon, daß ein eventueller
Spaziergang um diese Zeit nicht allzu lang dauern könne.
    Merthus hatte eindeutige Beweise dafür ans Tageslicht
befördert, daß es das legendäre Atlantis, an dem
Björn Hellmark und sein Kreis sowieso niemals gezweifelt hatten,
wirklich gegeben hatte. Vergleichende Funde hatten darüber
hinaus eindeutig einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen auf
Atlantis und Xantilon ergeben. Gerade diese Tatsache war es, die
Björn Hellmark seinerzeit veranlaßte, den Kontakt zu dem
Wissenschaftler aufzunehmen.
    Merthus war ein Kenner alter Sprachen, und als solcher
prädestiniert ein wahrer Helfer zu sein, wenn es darum ging, die
verschlüsselten Texte im »Buch der Gesetze« zu
entziffern.
    Dank seiner Hilfe und seines großen Einsatzes war es
gelungen, einen Teil der Hinweise, die für Hellmark
lebenswichtige Bedeutung gewonnen hatten, in eine vernünftige,
verständliche Sprache zu bringen.
    Hieroglyphenähnliche Zeichen aus dem ehemaligen Atlantis
zeigten erstaunliche Ähnlichkeit mit Darstellungen aus dem
versunkenen Xantilon. Merthus hatte das erste Eis der Geheimnisse
gebrochen, in die Björn Hellmark einzudringen, hoffte.
    Der alte Professor und Björn waren Freunde geworden.
    Nach den sich überschlagenden Ereignissen, die Hellmark in
andere Dimensionen, Parallelwelten und Jenseitsreiche verschlagen
hatten, war der Kontakt zwischen ihm und Merthus notgedrungenerweise
etwas dünner geworden. Hinzu kam, daß Björn durch
einen Aufenthalt in der Vergangenheit der Erde – in Xantilon
– Gelegenheit gehabt hatte, die Sprache der dortigen Bewohner zu
studieren, und damit seine eigene Erinnerung an sein erstes Dasein zu
verstärken.
    Zahlreiche Passagen, an denen die beiden Männer sich
monatelang die Zahne ausgebissen hatten, waren nach Hellmarks
Rückkehr aus der Vergangenheit Xantilons plötzlich
verständlich geworden.
    Aber noch immer blieben, viele Rätsel.
    Von Fall zu Fall gelang es Björn – ohne irgendwelche
erkennbaren Vorzeichen – plötzlich eine Textstelle zu
verstehen, die bis zu diesem Zeitpunkt für ihn
verschlüsselt gewesen war. Außer diesen Vorgängen,
die Björn auf seine Erinnerungen als Kaphoon
zurückführte, besaß Merthus nach wie vor
entscheidende Kopien des »Buches der Gesetze«, um damit
Übersetzungsversuche und vor allem Vergleiche zu anderen
Fundstücken anzustellen.
    Eines hatte sich ganze deutlich herauskristallisiert: die Texte im
»Buch der Gesetze« gingen auf wirkliche, geschichtliche
Ereignisse und die Weissagungen von Propheten und Priestern
zurück, die die Zeiten in Xantilon miterlebt hatten.
    Je früher und umfassender Björn Einblick in diese
Ereignisse und Weissagungen erhielt, desto gezielter konnte er seine
Kräfte gegen die Mächte der Finsternis einsetzen, die von
Molochos geleitet wurden.
    Molochos war der große Widersacher, der Initiator des
Untergangs von Xantilon. Seine tragische Verkettung an
Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin, hatte Unheil über
Millionen unschuldiger Menschen gebracht. Die Weissagungen und
Hinweise im