Macabros 063: Die Feuerbestien aus Kh'or Shan
»Buch der Gesetze« waren bedeutsam für den
Kampf, der sich jetzt, in der Gegenwart der Erde, erneut am Firmament
abzeichnete.
Durch die entschlüsselten Texte hatte Björn unter
anderem eine Menge über das Wirken und Wesen des Molochos’,
des ehemals schwarzen Priesters auf Xantilon, erfahren. Er
wußte, welche Rolle die sieben Augen des schwarzen Manja
spielten, die zum Erscheinungsbild des merkwürdigen, als heilig
verehrten Vogels gehörten. In Teilen vieler Welten – ob in
dieser oder einer anderen Dimension – hatte man zu Zeiten des
Glücks und der absoluten Harmonie mit der Welt und der
Schöpfung den rätselhaften Vogel beobachten können.
Auch in der Fabel um Xantilon rankten sich viele Geschichten um den
schwarzen Manja. Es hieß, daß Hellmark sieben Augen
erobern müsse, von denen er inzwischen drei gefunden hatte. Die
Augen waren faustgroße, rubinrote Kristalle, die Björn in
seinem Refugium, der Geisterhöhle auf Marlos, unter seinen
Trophäen aufbewahrte.
»Leider nein, Senor«, erwiderte der Portier auf Rani
Mahays letzte Worte. »Das hat er nicht…
allerdings…«
»Ja, Senor?« hakte Rani nach. »Mein Gespräch
mit Professor Merthus ist äußerst dringend. Ich habe ihm
die Botschaft eines Freundes zu überbringen.«
»Der Professor hat mich wissen lassen, wo er sich
aufhält. Bitte – wie war doch Ihr Name?«
»Ich heiße Rani Mahay. Professor Merthus weiß
sofort Bescheid.«
Der Portier nickte. Er machte plötzlich einen sehr
dienstbeflissenen Eindruck. »Bitte, Senor, nehmen Sie doch Platz
– dort, in dem kleinen Aufenthaltsraum. Ich werde versuchen, den
Professor anzurufen, wenn Ihnen das recht ist…«
»Aber natürlich.«
Von der winzigen Eingangshalle aus führten drei Marmorstufen
in einen nicht minder großen Aufenthaltsraum, in dem zwei runde
Tische standen und bequeme Polstersessel.
Der schmale Durchlaß wurde von einem schweren Samtvorhang
drapiert.
Rani nahm am vordersten Tisch Platz. Von hier aus konnte er in
einen quadratischen Innenhof sehen, in dem hinter einer umlaufenden
Pergola mehrere Tische standen. Es handelte sich um eine der
Hotelpension angeschlossene Bodega, in der abends der Betrieb bei
Sangria und andalusischer Musik begann.
Auf der anderen Seite konnte er durch den Türeingang, den er
eben passiert hatte, die linke Hälfte der kleinen Hotelhalle
überblicken.
Wenn er sich ganz weit nach vorn beugte, dann erhaschte er einen
Zipfel der holzvertäfelten Rezeption.
Das Verhalten des alten Portiers gefiel ihm nicht. Rani Mahay
hatte ein feines Gefühl für solche Dinge…
Angespannt achtete er auf die Geräusche.
Das Telefon wurde bedient. Deutlich war das Drehen der
Wählscheibe zu vernehmen.
Pause…
Dann die leise, verhaltene Stimme des Hotelportiers. »Ich
sollte… melden…«, er sprach so leise, daß Rani
nur Gesprächsfetzen mitbekam. »Hat sich… nach…
erkundigt… hm… ja… ich warte… es eilt…«
Mit diesen Worten klappte leise eine Tür ins Schloß. Der
Portier war offensichtlich in einen hinter der Rezeption liegenden
Raum gegangen.
Rani Mahay erhob sich lautlos und beugte sich nach vorn, um einen
Blick über die Vorhanggrenze hinaus zu werfen.
Er hatte sich nicht getäuscht. Die Rezeption war leer. Die
Telefonschnur führte unter einer schmalen Tür in einen
Nebenraum, in den durch ein kleines Fenster die Sonne schien. Der
Schatten des alten Mannes bewegte sich in der Nähe der
Türritze.
Leises Murmeln. Unmöglich, auch nur ein einziges Wort zu
verstehen.
Aber Mahay hatte bereits genug gehört. Es gab keinen Zweifel,
es ging um seinen Besuch.
Mysteriös…
Der Inder huschte schnell wieder in den Aufenthaltsraum, als die
Klinke herabgedrückt wurde.
Betont leise stellte der Portier das Telefon wieder auf seinen
alten Platz zurück und räusperte sich.
»Hallo, Senor!« wurde Mahay gerufen.
»Si?« Der breitschultrige, muskelbepackte Mann
mußte sich ducken, um durch den niederen Türeingang zu
kommen. »Haben Sie etwas erreicht?«
Der Portier machte ein Pokergesicht. »Wie man’s nimmt,
Senor. Ich habe eine Nummer angerufen, die mir Professor Merthus
hinterlassen hat für den Fall, daß mal etwas Besonderes
sein soll. Und Ihr Besuch – so scheint es – ist ja etwas
Besonderes. Ich habe Professor Merthus nicht persönlich
erreicht. Mein Gesprächspartner hat mir jedoch versichert, ihm
sofort eine Nachricht zukommen zu lassen. Soweit ich seinen Worten
entnehmen konnte, hat der Professor im Augenblick eine
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