Macabros 068: Apokalyptas erste Version
Vorhangs
verbarg. Auch Arson wurde Zeuge der Vorgänge, und auch er
handelte nicht.
Der Kampf zwischen Kaphoon und Hellmark entwickelte, sich so,
daß Kaphoon mehrere Verletzungen davontrug und
schließlich seinen Vorteil nur noch darin sah, die Flucht zu
ergreifen.
Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte in hohem Tempo
davon.
Aber auch jetzt ließ Björn Hellmark nicht locker.
Mit hochgerissenem Schwert verfolgte er den Verletzten und setzte
sich auf dessen Fährte.
Die beiden Kämpfer, die sich wie ein Ei dem anderen glichen,
verschwanden hinter einer Bodenwelle, und zum ersten Mal lenkte Rani
Mahay seinen Blick in die Feme der Landschaft, und er sah im Dunst
des Horizonts die schemenhaften Umrisse einer unwirklichen Stadt mit
zahllosen Türmen, mit lanzenartigen, spitzen Säulen, um die
spiralförmig gewundene, schimmernde Bänder liefen, als
handele es sich um Straßen, die sich aus der Tiefe in die
Höhe des Himmels an den säulenhohen Türmen
entlangwanden.
Riesige, geierartige Vögel, die langgezogen und spitz
aussahen, umkreisten die seltsame Silhouette.
Auf diese ferne, aus dem Dunst sich schälende, bizarre Stadt
zu bewegten sich Kaphoon und Hellmark.
Apokalypta lachte leise. »Es kommt, wie es kommen
mußte. Gigantopolis, die Stadt der Alpträume, wird sich
hier herabsenken auf das Tal und das ganze Gebiet beherrschen, wie es
zu Anbeginn der Zeiten gewesen ist. Xantilon hat keine Zukunft mehr,
Tantor…«
Der Angesprochene atmete tief durch. »Es scheint, Herrin,
daß du recht behältst…«
Da wandten sich beide um.
Unwillkürlich hielt Rani den Atem an, als die schöne
Frau an ihm vorüberging.
Mit einem Blick zur Seite verständigte er sich mit Arson, und
dieser Blick besagte… jetzt oder nie! Wir müssen endlich
wissen, was hier gespielt wird…
Fast zur gleichen Zeit sprangen sie nach vorn… wollten sie
nach vorn springen…
Es ging jedoch nicht!
Ihre Füße standen wie festgeklebt auf dem Boden.
Da wandte Apokalypta den Blick, und die beiden Männer, die
bereits die Vorhänge zur Seite gedrückt hatten, um sich auf
Tantor und sie zu stürzen, standen wie erstarrt.
»Ich weiß die ganze Zeit schon, daß ihr da
seid«, bekamen sie zu hören. »Glaubt ihr, daß
Apokalypta so einfach zu hintergehen ist?«
Die Art und Weise, wie sie lachte, bewirkte eine Gänsehaut
auf beiden Körpern.
»Ihr habt gelauscht. Nun gut. Dadurch wird sich, nicht viel
verändern. Denn – ihr werdet beide keine Gelegenheit haben,
das Gehörte auszuwerten. Tantor und ich werden Kaphoon und
Hellmark folgen, um den Endkampf in Gigantopolis zu erleben. Und ihr
beide werdet hier warten; bis wir zurückgekommen sind, werde ich
wohl oder übel euren Anblick als steinerne Säulen ertragen
müssen…«
Eine eisige Hand schien sich in Ranis und Arsons Herz zu
krallen.
Steinerne Säulen?
Ja, sie hatte recht! Schon jetzt spürten beide, wie die
Kälte von ihren Knöcheln das Bein aufwärts stieg und
sie langsam leblos und kalt werden ließ.
Rani wurde noch klar, daß die unsichtbare Kraft der
dämonischen Kriegsherrin sich – ohne von ihm registriert zu
werden – die ganze Zeit schon auswirkte. Seine
Unschlüssigkeit, sein Zögern… das war der Anfang
gewesen… Normalerweise hätte er sich ganz anders
verhalten.
Kristallklar wurde ihm das bewußt.
Doch jetzt konnte er nichts mehr daran ändern.
Das Gefühl der Kälte stieg höher, und er merkte,
wie sein Körper erstarrte.
Apokalypta machte ihre Drohung wahr. Langsam, Millimeter für
Millimeter, ließ sie das menschliche Fleisch zu kaltem,
leblosem Stein werden.
ENDE
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