Macabros 068: Apokalyptas erste Version
kannte, sofort festgestellt, daß
Hellmark nicht mehr der alte war. In seinen Worten klang etwas mit,
was es nie zuvor gegeben hatte.
Er hatte geantwortet – unter der massiven, hypnotischen
Einwirkung der Kräfte, die Apokalypta aus dem Unsichtbaren
heraus in sein Bewußtsein versetzte.
Aus dem Hintergrund heraus beobachtete Apokalyptas engster
Vertrauter Tantor die Ereignisse. Tantor konnte sehen, wie der
Körper der Frau sich aus dem Unsichtbaren löste und langsam
Gestalt annahm.
Um Hellmarks Lippen spielte ein glückliches Lächeln, als
er die Schöne zum ersten Mal in seinem Leben richtig sah.
Apokalypta war eine faszinierende, begeisterungsfähige Frau,
in deren Bann er nach dem Ritual sofort fiel.
»So – und wie es einem Geliebten gebührt, noch
anders – wirst du mich sehen. Und immer werde ich für dich
so jung sein. Auch dir schenke ich ewige Jugend, wenn dein starker
Arm mich weiter beschützt…«
Sie spielte ein gewagtes Spiel. Doch das durchschaute Hellmark
nicht. Die Hypnose lähmte sein Hirn, sein kritisches
Nachdenken.
Er wußte nur eines: Ich bin hier, gehöre hierher, und
ich begehre diese Frau. Eine Vergangenheit gab es nicht mehr für
ihn…
»Und nun geh! Ich erwarte dich… oben, im Feuer der
ewigen Jugend…«
Zärtlich ließ sie ihre schlanken Finger über sein
Gesicht gleiten, und ein wonniger Schauer durchrieselte ihn. Die
Nähe dieser Frau weckte alle Stimmungen in einem Mann, der einem
weiblichen Wesen mit Haut und Haaren verfallen war.
Ohne ein weiteres Wort und ohne noch mehr Zeit zu verlieren,
machte er auf dem Absatz kehrt, sein Körper straffte sich, als
ob er neue Kraft gewänne, und er strebte mit federnden Schritten
zur Treppe, die sie ihm genannt hatte. Björn Hellmark verschwand
um die Biegung.
Im gleichen Augenblick wandte die Unheilbringerin sich um und warf
einen triumphierenden Blick auf ihren Berater Tantor, der langsam auf
sie zukam und ebenfalls aus der Unsichtbarkeit sich löste.
»Nun?« Nur dieses eine Wort sagte Apokalypta.
»Du spielst ein gewagtes Spiel. Du setzt alles ein… und
kannst dabei alles verlieren…«
»Aber ich kann auch alles gewinnen«, sagte sie mit
scharfer, überzeugender Stimme. »Keiner von euch konnte ihn
bisher beseitigen. Ich gehe einen neuen und ungewöhnlichen Weg.
Ich lasse ihn durch ihn selbst vernichten… Wenn es Kaphoon nicht
mehr gibt, wird es auch einen Björn Hellmark auf der Erde nicht
mehr geben. Und für mich wird der, der hierhergekommen ist und
hier bleiben wird, für alle Zeiten mein Sklave
sein…«
Mit diesen Worten löste sie sich auf wie ein Schemen.
Tantor stand allein in der großen, goldglänzenden
Kuppelhalle, deren überladener Prunk einen Menschen atemlos vor
Staunen gemacht hätte.
Björn Hellmark erreichte das Ende der Treppe und öffnete
die Tür, die ihm angegeben worden war.
Dahinter fand er das Gemach jener Frau, die auf ihn wartete.
Auf einem großen Bett mit einem reich verzierten, aus
seidenen Tüchern bestehenden Himmel lag eine Frau, die nur ein
dünnes, durchsichtiges Gewand trug und deren Körper zart
und verführerisch durch den Stoff schimmerte.
Das lange, schwarze Haar der Frau fiel in Wellen über ihre
Schultern, und die Locken berührten ihre weißen
Brüste, wo das Gewand leicht geöffnet war.
Die Szene hätte einen Maler auf Anhieb für ein Bild
inspiriert.
Wie im Traum kam Hellmark zur Liegestatt, und Apokalypta schlang
ihre schlanken, weißen Arme um seinen Hals.
Wie von selbst fanden sich die Lippen des Abenteurers und der
Dämonin.
Er nahm diese Szene, dieses Ereignis wie selbstverständlich
hin. Er kam sich vor wie ein Kämpfer, der nach langem Ritt nach
Hause gekommen war und nun in die Arme der geliebten Frau sank.
Eine seltsame, rätselhafte Wirklichkeit nahm
märchenhafte Züge an, als Apokalypta einmal kurz in die
Hände klatschte.
Hinter den weich fließenden Vorhängen kamen Gestalten
hervor.
Schöne, junge Mädchen, kaum bekleidet, kümmerten
sich um das Wohl ihrer Herrin und ihres Herrn, den die ewige
Unheilsbringerin verwöhnen wollte.
Lachend verschoben die angekommenen Dienerinnen das große
Bett. Dahinter wurde ein Traum von einem Bad frei, wie man es nur in
einem Palast erwarten konnte.
Björn Hellmark wurde entkleidet und von zarter Hand in dem
großen, ovalen Bassin gewaschen. Duftende Essenzen wurden dem
Wasser beigegeben und über sein Haupt gegossen. Er fühlte
seine Lebensgeister zurückkehren und genoß die Freiheit,
die er besaß und von
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