Macabros 068: Apokalyptas erste Version
geschenkt haben. Ich stehe
in Pepes Schuld. Ich habe selbstverständlich auch noch ein
Geschenk für ihn.«
Mit diesen Worten griff er in sein Jackett und entnahm seiner
Brieftasche einen Hundert-Dollar-Schein. »Bitte nehmen Sie ihn,
Madam. Das ist nur eine kleine Anerkennung für ihn. Pepe soll
sich kaufen, was er sich wünscht.«
»Das ist nicht nötig, Mister Hutchinson. Nein, das kann
ich nicht annehmen…«
»Keine Widerrede! Er wird sich bestimmt
freuen…«
Der Junge, von dem er gerade sprach, war in diesem Moment nur
wenige Schritte entfernt. Das bekam Mr. Hutchinson jedoch nicht mit.
Er registrierte auch nicht die Anwesenheit einer dritten Person in
der Gestalt von Jim, dem Guuf.
Pepe und Jim berührten fast zur gleichen Zeit – genau
wie Carminia es ihnen gesagt hatte – das amulettartige
Anhängsel an ihrem Hals. Im gleichen Augenblick lösten sie
sich auf, als ob es sie nie gegeben hätte.
Carminia blieb noch einige Minuten länger. Sie lehnte es ab,
einen Ring anzunehmen.
Dafür zeigte Jeff Hutchinson kein Verständnis.
»Wären die beiden Gangster zum Zug gekommen, Madam –
mir wäre ein viel größerer Schaden entstanden. Hier
aber mache ich ein Geschenk. Mir macht es Freude und demjenigen, den
ich beschenken will, hoffentlich auch.«
Carminia Brado zog sich geschickt aus der Affäre, indem sie
angab, sich im Augenblick nicht unter den Ringen entscheiden zu
können, die Hutchinson ihr vorlegte.
»Das ist ein Grund zum Wiederkommen«, meinte sie.
»Ich werde bei Gelegenheit gern auf Ihr Angebot
zurückkommen. Einverstanden?«
»Okay, Madam. Das ist ein Wort. Ich freue mich schon, Sie
wieder zu sehen…«
Zwei Minuten später war Jeff Hutchinson zum dritten Mal in
dieser Nacht allein.
Er sah der fremden, dunkelhaarigen Frau nach, die hochaufgerichtet
und stolz, aber nicht arrogant zur Wand des Hinterzimmers ging und
dort von ihr aufgesogen zu werden schien…
*
Nicht minder schön war die Frau, die vor Björn Hellmark
stand, die er jedoch nicht sah.
Apokalypta, die ewige Unheilbringerin, führte beide
Hände über Hellmarks Gesicht.
Leise murmelte sie unverständliche Worte.
Mit Björn ging eine Veränderung vor. Er fühlte,
daß irgend etwas mit ihm geschah, konnte es jedoch nicht
bekämpfen, nicht mal zurückdrängen.
»Du gefällst mir«, wisperte Apokalypta, doch
Björn vernahm nur ein leises Raunen, dessen Herkunft er nicht
ergründen konnte. »Ich möchte, daß du an meiner
Seite bleibst. Sie alle wollen dich töten. Ich halte das
für unnötig. Im Gegenteil! Dein Leben wird auch das unsere
stärken. Denn durch dich werden wir manches erfahren, worum wir
seit einiger Zeit vergebens kämpfen müssen. Ich werde dich
brauchen. Einen Kämpfer wie dich findet man nicht jeden Tag.
Einen so starken und gutaussehenden Mann nicht minder…«
Mehrmals führte sie ihre Hände kreisförmig vor
seinem Gesicht auf und ab.
Hellmarks Blick veränderte sich. Plötzlich vergaß
er, woher er kam und was er wollte. In seinem Innern schlug noch eine
Alarmglocke an, und er bemühte sich, den Gedanken zu erfassen,
der dort auftauchte. Doch die Dinge waren schon zu fern, zu schwach,
sie verblaßten mehr und mehr, und neue Eindrücke nahmen
ihm gefangen.
»Du wirst wissen, wer du bist. Auch ich werde dich Björn
nennen. Aber alles, was du davor getan hast, wird dir unbekannt sein.
Du wirst deine Freunde nicht mehr kennen, und wenn – dann wirst
du sie nur noch wie Feinde behandeln. Apokalypta wird von nun an dein
Leben bestimmen, und du wirst das deine unauslöschlich mit ihr
verbinden.
Du wirst Gefahren von mir nehmen und die bekämpfen, die
versuchen, mich von meinem Thron zu stürzen, den ich mir hier
auf Xantilon errichtet habe.«
Apokalypta führte ihren magischen Zauber fort.
»Du wirst dich jetzt abwenden und die mittlere der drei
Treppen benutzen. An ihrem Ende wirst du eine Tür finden, durch
die du gehen mußt. Dahinter liegt mein Palastraum mit dem
ewigen Feuer der Jugend. In ihm werden wir gemeinsam herrschen und
alle Feinde, die sich uns jetzt noch entgegenstellen, besiegen. Du
wirst mit deiner Stärke und deinem Schwert jenen zu Leibe
rücken, die Apokalyptas Stadt bedrohen.«
Ihre Stimme klang einschmeichelnd und verlockend. »Du wirst
tun, was ich von dir verlange, nicht wahr?«
Da nickte der blonde Mann vor ihr überzeugend.
»Ja«, antwortete er dann. »Alles, was du
willst…«
Seine Stimme klang ruhig und natürlich und doch hätte
einer, der ihn seit Jahren
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