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Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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schien es, als würde Chanel nicht genau wissen, was
er schon gesagt oder gefragt hatte. Mehrere Male mußte Janine
Francoise ihm Antwort auf Fragen geben, die sie ihm bereits
beantwortet hatte.
    Chanel kam so weit zu Kräften, daß er schließlich
aufstehen konnte, sich an dem, was von der »Amundsen«
übriggeblieben war, und an Janine festhielt, um sich die
nähere Umgebung zu betrachten.
    »Seltsam«, murmelte er. Der Blick aus seinen dunklen,
undurchsichtigen Augen war unstet.
    »Was ist seltsam, Pierre?«
    »Die Umgebung, Janine. Sie ist so –
unwirklich…«
    Das stimmte.
    Auch ihr wurde es bewußt, daß die Welt um sie herum
bizarr und fremdartig war, wie man es sich eigentlich hier im hohen
Norden nicht vorstellen konnte.
    Sie hatte zahllose Bilder dieser im ewigen Eis liegenden
Landschaft gesehen, und doch unterschieden sie sich so kraß von
der Wirklichkeit, daß sie das Gefühl hatte, in einer
anderen Welt oder auf einem anderen Schiff zu sein.
    Sie konnten beide das Mysterium nicht lösen.
    Pierre Chanel kam so zu Kräften, daß er sich gemeinsam
mit seiner Begleiterin die nähere Umgebung ansehen konnte.
    Doch bevor er dies tat, holte er aus dem zerstörten Schiff,
das als zersplittertes und aufgespaltenes Wrack fest im Eismantel
lag, ein Gewehr.
    Er bat auch Janine darum, sich zu bewaffnen.
    »Es ist wegen – des Monsters«, ließ er sie
wissen.
    Die heiße Brühe und das Essen, das sie beide zu sich
genommen hatten, ließ sie zu Kräften kommen und kurbelte
ihre Lebensgeister an.
    Etwa zwanzig Meter vom Wrack entfernt stießen sie mitten auf
der glatten Eisfläche auf einen weiteren Toten der
»Amundsen«.
    Der Mann war böse zugerichtet.
    Sein Fellanzug war zerrissen, die Glieder zerbrochen wie bei einer
Puppe, und das Blut war im ewigen Eis selbst zu Eis geworden.
    Das war Jean. Er begleitete Chanels Expedition, um darüber
eine wissenschaftliche Abhandlung zu schreiben.
    Mit dem Auslaufen der »Amundsen« aus dem Hafen von
Marseilles wollte Chanel einen wissenschaftlichen Beweis dafür
führen, daß die Menschen schon mit einfachsten Mittel in
der Frühzeit die Möglichkeit hatten, die Polkappen zu
erreichen.
    Er war überzeugt davon, daß es im ewigen Eis Spuren der
Wikinger und verschollener Eskimovölker gab.
    Daß es aber hier in den eisigen Wassern des Nordmeeres
Tiefseeungeheuer gab, die imstande waren, ganze Schiffe zu
zerschmettern – dies zumindest war eine Erfahrung, um die Pierre
Chanel reicher geworden war.
    Die legendäre Seeschlange, die in alten Seemannsgeschichten
immer wieder vorkam, schien wirklich zu existieren.
    Die Verwundungen, die sie bei Jean feststellten, waren mit
Sicherheit nicht darauf zurückzuführen, daß beim
Aufprall der »Amundsen« dieser Mann von Deck katapultiert
worden war.
    »Die Verletzungen sind klar«, bemerkte Chanel rauh. Er
fuhr sich mit der behandschuhten Hand über die Augen,
schüttelte sich leicht, als könne er die Belastung auf
diese Weise loswerden, und fuhr dann fort. »Das Ungeheuer –
hat ihn getötet! Die tiefen Wunden in seinem Körper
rühren von den klauenartigen Zehen her. Für mich gibt es
daran nicht den geringsten Zweifel…«
    Sie blieben dicht beisammen. Wenn es das Ungeheuer, von dem Chanel
immer wieder sprach, tatsächlich gab, dann mußte es sich
irgendwo in der Nähe aufhalten. Für einen solchen Fall
mußten sie gerüstet sein.
    Pierre Chanel und Janine hatten ihre Gewehre ständig
entsichert und hielten sie schußbereit in Händen.
    Das Paar kontrollierte die nähere Umgebung des Wracks, ohne
auf eine Spur des Ungetüms zu stoßen.
    Was sie als merkwürdig empfanden, war die Tatsache, daß
zahlreiche Eisberge aussahen, als wären sie von der Hand eines
Künstlers gestaltet.
    Sie erinnerten an riesige Zuckerhüte, die in einer
eigenartigen und irgendwie logischen Anordnung zueinander
standen.
    »Sie sehen aus… wie Türme«, murmelte Janine.
»Laß uns hier weggehen, Pierre! Ich habe Angst. Ich
spüre eine Gefahr – und kann sie einfach nicht beschreiben!
Entschuldige, daß ich mich so verrückt
benehme…«
    »Wenn verrückte Dinge geschehen, kann man auch nicht
erwarten, daß man selbst noch normal reagiert«, antwortete
er.
    Sie kehrten zu der Stelle zurück, wo der tote Jean lag.
Liegen sollte…
    Hatten sie sich verirrt?
    Das Paar blickte sich an, hatte im gleichen Augenblick den
gleichen Gedanken, und Janine merkte, wie die Angst ihr die Kehle
zuschnürte.
    An der Stelle, wo vor wenigen Minuten noch der eindeutig als

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