Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
veränderte sich ständig und
flackerte, als ob eine unsichtbare Kerzenflamme ständig einem
Luftzug ausgesetzt sei. Die Atmosphäre geriet in ein summendes
Schwingen, das alles durchsetzte.
    Janine Francoise riß beide Hände empor, preßte
sie an ihre Ohren, als könne sie die ultraschallhohen Laute, die
sich in ihr Innerstes bohrten, nicht mehr ertragen und warf sich
gegen die Tür.
    »Zurück!« brüllte Chanel und setzte ihr nach.
Mit harter Hand riß er die Französin herum. Er schlug ihr
mehrere Male links und rechts auf die Wange und schüttelte sie
heftig. »Komm zu dir, Janine! Du darfst jetzt nicht die Nerven
verlieren.«
    »Laß mich los!« brüllte sie ihn mit
schriller, sich überschlagender Stimme an. »Ich will raus
hier! Ich halt’ das nicht länger aus.«
    Sie trat ihm gegen das Schienbein, daß er sie,
überrascht von der Kraft, die sie plötzlich an den Tag
legte, losließ. Die Französin versetzte ihm noch einen
Stoß vor die Brust, machte dann auf dem Absatz kehrt und
riß die Tür nach außen auf.
    Eiskalt fegte der Wind in die Kabine. Die Deckenlampe schwang wie
ein Uhrpendel hin und her, Geräte wurden von den Regalen gefegt,
und mit dem Druck des Orkans flog auch Janine Francoise wieder in die
Kabine.
    Chanel hatte Mühe, die Tür ins Schloß zu
drücken. Dann schloß er ab und steckte den Schlüssel
ein.
    Die Journalistin lag am Boden und schluchzte vor sich hin.
    Pierre Chanel versuchte sie zu beruhigen.
    »Entschuldige«, murmelte sie dann. Sie trocknete sich
mit dem Handrücken die Augen ab. »Und das… wollte ich
nicht… ich weiß selbst nicht mehr, was ich noch tue…
das alles ist einfach zu viel… ich möchte die Augen
schließen, einschlafen, und wenn ich erwache, zu Hause in
meinem Bett in Paris liegen…«
    »Vorerst, Janine, gibt es kein Zurück. Wir müssen
hier ausharren. Du mußt den Tatsachen ins Auge sehen und dich
nicht in Träumen verlieren.«
    Der Blizzard draußen ließ nach.
    Wie gebannt beobachteten die Journalistin und der
Expeditionsleiter die Außenwelt.
    Dort ging der seltsame »Film« weiter.
    Die Fläche zwischen dem Wrack und den aus Eis bestehenden
Turmbauten war plötzlich nicht mehr kahl und leer – dort
lag etwas.
    Es schälte sich schemenhaft aus dem Nichts, nahm scharfe
Konturen an, und die beiden Menschen erblickten ein Ungetüm von
solchem Ausmaß, wie sie es in ihren schlimmsten Vorstellungen
nicht hätten denken können.
    Der Echsenriese lag genau zwischen der Turmstadt und dem Wrack und
war mindestens hundert Meter lang und zwanzig Meter hoch.
    Es handelte sich um ein grauschwarzes Skelett, das von einem
Knochenkamm überragt wurde.
    An diesem Knochen gab es nicht einen einzigen Fetzen Fleisch mehr,
und das Untier mußte schon seit Jahrhunderten so liegen, so
daß die Witterungseinflüsse es im wahrsten Sinne des
Wortes aufgefressen hatten.
    Bis auf den Schädel…
    Der war lederartig verdorrt und erinnerte an eine
furchteinflößende, urwelthafte Echse, wie sie zu Anbeginn
der Zeiten auf dieser Erde wohl üblich gewesen war.
    Die Beine begannen unmittelbar in Nackenhöhe, waren seitlich
angesetzt und liefen in langen Klauen aus. Bei ihnen konnte man sich
jedoch vorstellen, daß sie einst von Schwimmhäuten
bewachsen waren, die diesem Riesentier es ermöglichten, sich im
eisigen Wasser fortzubewegen.
    Es sah geradeso aus als ob das Ungetüm irgendwann mal
über den eisigen Strand gekrochen, hier zu Tode gekommen und
dann zum Skelett geworden war…
    Das Flackern in der Luft blieb.
    Im stufenförmigen Auf- und Abschwellen, im Jaulen des ihren
Organismus durchsetzenden Tons veränderte die Urweltechse sich,
als ob Schicht um Schicht ihrer Vergänglichkeit
rückgängig gemacht würde.
    Alles lief rückwärts ab!
    Das war’s…
    Auch Pierre Chanel und Janine Francoise hatten das Gefühl,
mit dem Ablauf der Zeit in unbestimmte Tiefe zu versinken.
    Alles um sie herum war in Bewegung, und nur sie selbst stellten
Fixpunkte dar.
    Die Stadt draußen im Eis veränderte ihr Aussehen noch
mal.
    Das war plötzlich ein riesiges, komplexes Gebilde aus
Hunderten und Aberhunderten von zuckerhutähnlichen Türmen,
zwischen denen schattenhaftes Leben herrschte. Die Echse, die sie
vorhin wahrgenommen hatten, richtete sich zu ihrer ganzen
Größe auf, und der Gigant nahm fast das ganze Blickfeld
vor ihnen ein.
    Aus dem Hintergrund kamen weitere der Ungetüme. Sie gingen
halb aufrecht, etwas nach vorn gebeugt und hatten den schwankenden
Gang von Känguruhs.
    Doch die

Weitere Kostenlose Bücher