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Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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maßstabgetreu nachbauen ließ, in
eine solche Situation geraten war.
    Selbst die Erklärung, daß das Forschungsschiff auf
einen unterseeischen Eisberg aufgelaufen und in mehrere Teile
zerbrochen war, konnte nicht stimmen. Die »Amundsen« war
vom Eis eingeschlossen. Aber bis zuletzt war das Schiff noch
geschwommen, und es gab keine Erklärung dafür, warum es
sich nun hier, vom Eis umgeben, zerbrochen befand.
    Hatte es ein Erd- und Seebeben gegeben?
    Das wäre noch einleuchtend gewesen.
    Tausend Gedanken gingen der Journalistin durch den Kopf. Wie in
Trance kroch sie über die Planken, spürte die innere
Erregung und versuchte die unter Kontrolle zu halten, um nicht den
Verstand zu verlieren.
    Sie richtete sich auf, lief ein paar Schritte weiter und merkte,
wie es ihr schwer fiel, die Dinge und vor allem ihr eigenes Leben in
dieser Situation zu erfassen.
    Sie rutschte auf dem spiegelglatten Boden aus, schrie gellend auf,
suchte verzweifelt nach einem Halt und fand ihn nicht mehr.
    Sie fiel vom Schiff und landete etwa eineinhalb Meter tiefer
mitten auf dem Eis und direkt neben einer Leiche.
    Eine Leiche?
    Sie starrte in das Gesicht, auf dem sich eine leicht
gräuliche Schneeschicht gebildet hatte und die dichten
Augenbrauen aussahen, als wären sie mit Zuckerguß
belegt.
    »Pierre!« entrann es den Lippen der Frau!
»Pierre… mein Gott…«
    In einer plötzlichen Gefühlswallung warf sie sich nach
vorn auf den vermeintlichen Toten zu, begann zu schluchzen und legte
ihre selbst langsam erstarrenden Hände auf dessen Gesicht, als
der »Tote« sich plötzlich zu regen begann…
     
    *
     
    Er atmete!
    Unwillkürlich hielt Janine Francoise ihren Atem an. Ihr
Herzschlag stockte.
    »Pierre!« entrann es kaum hörbar ihren Lippen.
»Du lebst! Kannst du mich hören… Pierre? Hallo? Kannst
du mich hören?« Die Worte sprudelten nur so über ihre
Lippen, und sie fürchtete, daß – würde sie eine
Pause einlegen – der Kontakt zu dem Mann, der sich unter ihr
rührte, abbrach.
    Pierre Chanel öffnete die Lippen. Er sagte etwas. Es war nur
ein unartikulierter Laut, der aus seiner Kehle kam.
    Janine hauchte erregt in sein Gesicht, sprach ihn immer wieder an,
schüttelte ihn, und die bleierne Schwere schien sich langsam
aber sicher von Chanel zu lösen.
    Er schlug die Augen auf. Es bereitete ihm unendliche
Mühe.
    Er lag windgeschützt neben dem Heck des Schiffes und dies
gereichte beiden zum Vorteil.
    Janine Francoise mobilisierte die ihr zur Verfügung stehenden
Kräfte.
    Sie brachte es fertig, Chanel so weit in die Höhe zu ziehen,
daß der Mann mit dem Rücken gegen die im Eis steckende
Schiffswand lehnen konnte.
    »Einen Moment, Pierre… ich bin gleich wieder
zurück…« Mit diesen Worten entfernte sie sich, kehrte
ins Schiff zurück, holte einen Benzinofen, zündete ihn an
und stellte ihn in unmittelbare Nähe von dem völlig
Entkräfteten.
    Es gelang ihr, ein notdürftiges Zelt aus Planen und Decken
zurechtzumachen, und dann kochte sie eine heiße
Fleischbrühe, die sie Pierre löffelweise
einflößte.
    Chanel taute merklich auf.
    »Merci«, sagte er mal leise. Es war sein erstes
Wort.
    Weitere folgten, als er wieder so weit bei Kräften war,
daß er begriff, wo er sich befand und was um ihn herum vorging.
Janine teilte ihm mit, daß außer ihnen beiden
offensichtlich niemand mehr lebte.
    Die heiße Brühe tat gut.
    Nichts wies darauf hin, daß Chanel bei dem Vorfall eine
Verletzung davongetragen hatte.
    Oder doch?
    Er sagte plötzlich etwas, das Janine maßlos
entsetzte.
    »Das Monster… Janine… hast du das Monster…
wieder gesehen?«
    Träumte er? Phantasierte er? Hatte er Fieber?
    »Welches Monster, Pierre?« entgegnete sie, ihn
ungläubig anstarrend.
    »Es sah… furchtbar aus. Wie ein Berg wuchs es aus dem
Wasser empor… Die riesigen Klauenhände mit Schuppen, so
groß wie ein ausgewachsener Mensch, krachten auf die
›Amundsen‹… herab…«, fuhr er dumpf fort. Er
hatte noch Mühe zu sprechen, und man sah ihm die Anstrengung an.
»Aber richtig… du warst ja nicht an… Bord gewesen. Es
hört sich verrückt an… aber ich glaube, wir sind von
dem Untier… emporgerissen… und wie ein lästiges Insekt
durch die Luft… geschleudert worden… «
    Janine hielt den Atem an. Es schien doch so, als hätte Pierre
Chanels Verstand bei dem Zwischenfall etwas abbekommen.
    »Wo sind die anderen?« fragte er plötzlich. Seine
Stimme klang schon fester.
    Der Benzinofen spendete eine angenehme Wärme.
    Manchmal

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