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Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Wischerblätter arbeiteten nur noch mit verminderter Kraft
und brachten es nicht fertig, die verkrustete Schicht von der Scheibe
zu putzen.
    Eine Situation wie diese war dem erfahrenen Piloten und seiner
Crew noch nie begegnet, und es gab auch keine vergleichbare, die sich
mit dieser gedeckt hätte.
    Etwas vollkommen Neues, Unbekanntes setzte ihnen zu.
    Es schien, als wäre Himmel und Erde durcheinandergeraten, als
könne sich auch die Elektronik nicht mehr nach Gesetzen richten,
denen sie unterworfen war.
    Niemand hier konnte es ahnen…
    Die elektromagnetischen Kräfte, die schon den Armaturen in
der »Amundsen« zugesetzt hatten, machten auch der
hochwertigen Elektronik des Jumbos zu schaffen.
    Die Maschine war in der Tat seit Stunden dem Nordpol
entgegengerast, ohne daß Snyder oder jemand seiner Besatzung es
auf Grund der eindeutigen Angaben auf den Skalen bemerkt
hätten.
    Unfaßbares spielte sich hier ab.
    Aber mit diesem Unfaßbaren mußten sie fertig werden,
um das Leben der Menschen zu retten, das ihnen anvertraut war.
    Snyder blieb eiskalt und berechnend.
    Knallhart kamen seine Anordnungen, und es gab keinen, der ihm in
diesen Sekunden widersprochen hätte.
    Die Außenwelt war durch sie nicht zu erreichen. Es gab
keinen Flugplatz in der Nähe, den sie auf ihre mißliche,
äußerst gefährliche Lage hätten aufmerksam
machen können.
    Aus der Boeing 747 ließ sich kein Funksignal abstrahlen
.
    Auch dies war eine Merkwürdigkeit. Der Elektromagnetismus,
der vom Nordpol ausging, schien sich innerhalb der letzten Minuten so
verstärkt zu haben, daß er alle bisher bekannten Gesetze
auf den Kopf stellte.
    Snyders Gesicht war wie aus einem Marmorblock gemeißelt.
»Da gibt’s nur eins«, knurrte er rauh, »wir
werden die Kiste zur Landung zwingen. Wenn es schon abwärts
geht, dann soll’s nach unserem Willen geschehen.«
    Sie alle wußten, was das bedeutete. Notlandung… mitten
in der weißen Einöde, ohne zu wissen, wo sie sich
eigentlich genau befanden.
    Auch die Positionsangaben waren mit äußerster Vorsicht
zu genießen.
    Sie befanden sich im hohen Norden, obwohl der Kompaß
eindeutig ihren Flug Richtung Osten angezeigt hatte.
    Da stimmte ja schließlich überhaupt nichts
mehr…
    Draußen brachen krachend die Scheibenwischer ab und knickten
wie Streichhölzer; es gab nur noch die Möglichkeit, durch
die Instrumentenanzeigen – falls man sich auf sie verlassen
konnte – eine Notlandung vorzunehmen.
    Snyder fuhr die Landeklappen aus, um den rasenden Flug der
Maschine zu bremsen, und schaltete gleichzeitig auf Gegenschub.
    Die Maschine wackelte und ächzte in allen Fugen, die
Passagiere hockten zusammengekauert und voller Angst in ihren Sitzen,
und selbst die größten Schreier waren inzwischen
erschreckend ruhig geworden und hielten die Augen geschlossen. Manch
einer murmelte ein Gebet.
    In steilem Winkel schoß der Jumbo in die Tiefe.
    Rasendschnell, trotz des Gegenschubs, näherte er sich den
weiß-grauen, bizarren Schemen, die Snyder und seine Crew durch
die fast völlig vereiste Sichtscheibe mehr ahnten als sahen.
    Joe Brownen hielt den Atem an.
    Der Reporter von »Evening Times« preßte das
heiße Gesicht an die Scheibe und starrte mit weitaufgerissenen
Augen nach draußen, um zu sehen, was geschah.
    Die Flügel schwankten heftig hin und her, und es schien, als
würden sie jeden Augenblick brechen.
    Es war ein Wunder, daß die Maschine nicht schon längst
in hundert Teile auseinandergefallen war unter der Belastung, der sie
ständig ausgesetzt war.
    Die junge Frau auf dem Platz neben ihm, mit fuchsrotem Haar und
kleinen, vorwitzigen Sommersprossen rund um die kleine Nase,
biß sich auf die Unterlippe, daß ihr nicht bewußt
wurde, wie heftig sie ihre Zähne in das Fleisch bohrte. Kleine
Blutstropfen quollen zwischen ihren Zahnen hervor.
    Da griff Brownen nach ihrer linken Hand.
    »Lassen Sie nur«, sagte er leise. »Sie brauchen
keine Angst zu haben. Der Captain biegt das schon zurecht…
vielleicht ist das Ganze auch nur ein Traum. Ich träum’ von
Ihnen – und Sie von mir…«
    Sie lächelte verzerrt und seufzte. »Danke«,
murmelte sie dankbar. »Das ist lieb von Ihnen… ich habe
schon weniger Angst…« Sie brach mitten im Reden ab.
    Ein Ruck ging durch die Maschine.
    Dann folgte ein Krachen und Bersten.
    Die linke Tragfläche wurde förmlich vom Rumpf des Jumbo
gerissen und flog zerfetzt wie ein Raketengeschoß durch die
Luft.
    Die Boeing 747 kippte auf die Seite.
    Entsetzensschreie

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