Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs
Blick zu erkennen,
daß sie keine Kleidung trugen, sondern ein Fell, wie es Tieren
eigen war.
In den Straßen ringsum tauchten plötzlich riesige
Echsen auf, die sich schwerfällig wie Panzer auf die
unerwarteten Eindringlinge in das Eissturmland des Drachenkönigs
zuwälzten.
Swap… swap… swap…, machte es.
Es knallte hell, als die gedrehten Lederschnüre der Peitschen
durch die vor Kälte klirrende Luft geworfen wurden und mit
traumhafter Sicherheit ihr Ziel fanden.
Die Männer setzten sich noch zur Wehr, und auch Carminia
Brado zückte das Schwert, das sie an ihrer Seite trug, um gegen
die zu kämpfen, die sich da auf sie stürzten.
Doch es ging alles zu schnell, um die Gefahr abzuwehren.
Jim und Pepe wurden durch die Luft gezogen und waren von dem sich
ringelnden Leder vollkommen umwickelt, so daß sie keinen Finger
mehr rühren konnten.
Nicht anders erging es Kaphoon, Arson, Rani Mahay, Björn
Hellmark und Carminia.
Sie wurden förmlich überrumpelt.
Die eisige Kälte fügte ihren Teil dazu bei, ihre
Abwehrbereitschaft im wahrsten Sinne des Wortes einzufrieren. Ihre
Bewegungen erfolgten wie gelähmt, und ehe sie die Schwerter
durch die Luft schwangen, waren sie schon mit ihnen von den
Lederschnüren umhüllt.
Die Untertanen und Krieger des Drachenkönigs machten sich
nicht die Mühe, ihre Gefangenen emporzuziehen auf die Drachen,
sondern schleiften ihre Opfer einfach über den kalten, rauhen
Boden.
Halb bewußtlos vor Kälte und Schmerzen gelangten
Björn Hellmark und seine Begleiter auf diese Weise in die Halle
des Drachenkönigs, wo sie gefesselt zu Füßen des
riesigen, qualligen Herrschers gelegt wurden.
Es war so, wie Rani empfunden hatte.
Sie waren vom Regen in die Traufe geraten…
Hellmark kämpfte gegen die tödliche Schwäche an,
die seinen Körper erfaßt hatte.
Er durfte nicht ohnmächtig werden!
Er mobilisierte seinen ganzen Willen, um dies zu schaffen.
Aus halb geöffneten Augen blickte er über den Rand des
Sees hinweg, der im Leben dieser primitiven Geschöpfe, die
offensichtlich auf einer Stufe vom Tier zum Menschen standen, eine
große Rolle spielte.
Darin befanden sich riesige Echsen, die hier wie Haustiere
gehalten wurden und zentrale Bedeutung in der Naturreligion dieses
Volkes hatten.
Zwei Menschen lagen in den ausgehöhlten Schalen, die wie eine
Rutschbahn in das runde Becken führten und warteten auf ihre
Hinrichtung.
Es waren zwei – Menschen…
Eine junge Frau, dunkelhaarig, ein Mann, ebenfalls von dunkler
Haarfarbe.
Die Primitiven aus der Eiswelt standen in ihrer Nähe, und aus
ihrer Haltung war zu erkennen, daß sie nur auf einen Zuruf
ihres Herrschers warteten, um die beiden Opfer in das Wasser zu den
Bestien zu stoßen.
Alles in Björn spannte sich.
Da war die Stimme in ihm. Vertraut und ruhig im Tonfall meldete
sich sein alter Freund – Al Nafuur, der Zauberpriester aus der
Weißen Kaste des Landes Xantilon…
*
»Manchmal ist’s schwer bis zu dir durchzukommen«,
hörte er die Stimme in sich. »In der letzten Zeit
war’s ja ganz unmöglich. Du treibst dich in Ecken und
Winkern herum, wo es einem Menschen unmöglich wird, dich noch
aufzuspüren…«
Björn Hellmarks Herz schlug einige Schläge schneller.
»Al Nafuur«, dachte er. »Was einem Menschen
unmöglich ist – sollte es nicht für dich sein. Wenn du
willst, kannst du mich doch überall
aufspüren…«
»Leider ist das nicht so einfach, wie du weißt. Immer
wieder gibt es Situationen, die unsere Kontaktaufnahme verhindern.
Jetzt habe ich dich gefunden – Und, wie mir scheint, gerade zur
rechten Zeit… Hör’ mir gut zu, alter Freund!«
Björn atmete tief und ruhig. Es schien, als würde ihn
die Stimme seines Geistfreundes Al Nafuur mit neuen Kräften
versehen.
»Es gibt eine Möglichkeit, die Sache schnell hinter sich
zu bringen. Doch du darfst nicht zögern. In wenigen Minuten wird
sich das Feld abbauen, in das ihr geraten seid…«
»Was für ein Feld, Al?«
Niemand der Umliegenden oder Umstehenden merkte etwas von dem
lautlosen Zwiegespräch, das sich in Hellmarks Kopf mit seinem
unsichtbaren Gesprächspartner abspielte.
»Eine seltene Konstellation im Zusammenwirken zwischen
elektro- und erdmagnetische Wellen in einer Stärke, wie sie zu
Anbeginn der Zeiten auf der Erde fast als normal bezeichnet werden
konnte. Im Lauf von Jahrhunderttausenden, Jahrmillionen, haben sich
diese Felder abgebaut. In den entferntesten Ecken des Erdballs jedoch
kommt es immer wieder ohne
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