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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Mitteilungen, die Slaton ihr entlockte.
    »Ich bin doch Jenny… Jennifer Arnes…«
     
    *
     
    Sie konnte es nicht fassen. »Goldie?« fragte sie mit
zitternder Stimme.
    Betty Lindon war nach zwei Schritten plötzlich
stehengeblieben und streckte vorsichtig die Hand nach dem
Mädchen aus, das da vor ihr hockte und gedankenversunken im Gras
spielte.
    Warum aber reagierte ihre Tochter nicht auf ihren Anruf?
    Betty Lindon streckte ihre Hand weiter aus. Jetzt… jetzt
müßte sie den Körper dieses Mädchens
berühren. Aber ihre Hand stieß wie in einen Nebel, und
Goldie Lindon war überhaupt nicht vorhanden!
    Die Farmersfrau schrie gellend.
    Sie stürzte zu Boden und tastete wie von Sinnen das
kühle, feuchte Gras ab, auf dem ihre Tochter eben noch gesessen
hatte.
    »Goldie… Goldie… mein Gott… Goldie… wo
bist du denn? Warum – versteckst du dich denn schon
wieder?«
    Ein Schatten fiel von der Seite her auf sie.
    Betty Lindon nahm ihn nur beiläufig wahr und interessierte
sich überhaupt nicht für ihn. Ihr ganzes Interesse war nur
auf diese eine Stelle gerichtet, wo sie eben Goldie gesehen hatte
– und wo sie wieder verschwunden war.
    Betty Lindon erlitt einen Nervenzusammenbruch. Sie schrie,
schluchzte und riß Grasbüschel aus dem Boden.
    Da griffen zwei Hände nach ihr und zogen sie langsam in die
Höhe.
    »Was ist denn?« fragte eine besonnene und sympathische
Stimme. »Was haben Sie denn, Madam?«
    Betty Lindon wandte dem großgewachsenen, blonden Mann mit
der sonnengebräunten Haut ihr bleiches, von Schmerz und Sorge
gezeichnetes Gesicht zu. »Goldie… sie war… eben
hier… ich habe sie doch… deutlich… gesehen…«
Ihre Stimme klang wie ein Hauch.
    Und dann erzählte sie dem Fremden, dem sie erstaunlicherweise
rasch Vertrauen entgegenbrachte, die Geschichte ihrer verschwundenen
Tochter.
    Betty Lindon weinte. Björn Hellmark, der die Farmersfrau
hatte aus dem Haus kommen und über die Straße laufen
sehen, war ihr gefolgt und Zeuge ihres Verhaltens geworden.
    Er ahnte, welches Drama sich abgespielt hatte.
    »Wo ist sie denn? Können Sie mir nicht sagen, wo sie
sich aufhält?« fragte sie schluchzend.
    Björn schüttelte den Kopf. »Es tut nur leid, Madam,
aber – da ist niemand. Verstehen Sie?«
    Die Augen der Farmersfrau wurden groß wie Untertassen.
»Niemand?« fragte sie gedehnt. »Aber ich…
ich… habe sie doch mit eigenen Augen… gesehen«,
stieß sie hervor.
    »Nein, Madam, Sie haben sich getäuscht. Da war niemand.
Auch ich stand in der Nähe.«
    Betty Lindon hielt den Atem an. Ihre Lippen bewegten sich, aber
kein Wort drang aus ihrer Kehle. Sie machte einen nervösen
Eindruck und riß sich dann plötzlich und unerwartet von
Hellmark los.
    »Sie lügen! Sie haben etwas damit zu tun!« Ihre
Stimme überschlug sich und hallte schrill und schaurig durch die
Nacht.
    Betty Lindon wich zwei, drei Schritte von Hellmark zurück,
zeigte wild gestikulierend auf die Stelle zu ihren Füßen
und lachte dann wie eine Irrsinnige. »Da ist sie ja, da ist sie
ja wieder, Goldie, meine liebe Tochter.«
    Björn Hellmark sah nichts. Hier brauchte man über keine
besonders ausgeprägte Menschenkenntnis zu verfügen, um
festzustellen, daß die Farmersfrau unter enormer nervlicher
Anspannung stand, daß diese Anspannung sich in diesen Minuten
auf eine Weise äußerte, die befürchten ließ,
daß Betty Lindon über kurz oder lang den Verstand
verlor.
    Drei Jahre lag der Tag zurück, an dem ihre Tochter
verschwand. Björn Hellmark konnte der Frau nur zu gut
nachfühlen, was in ihr während der Zeit vorgegangen war, um
diesen Verlust zu verarbeiten. Sie war nie damit fertig geworden.
    Die Frau brauchte so schnell wie möglich ärztliche
Hilfe.
    Björn Hellmark lief nach vorn und packte Betty Lindon an
beiden Händen, die damit begonnen hatte, sich die Kleider vom
Leib zu reißen.
    Es war ungeheuerlich, mit welcher Kraft sie versuchte, sich von
Hellmark zu befreien. In ihrem Anfall voller Wut und Zorn gegen die
Welt und sich selbst, war sie von einem Vernichtungswillen und einer
Widerstandskraft erfüllt, der nichts Natürliches mehr
anzuhaften schien.
    Es hatte keinen Sinn, die tobende und um sich schlagende Frau mit
Worten oder Gesten zu beruhigen. Sie hätte in diesem Zustand in
eine Zwangsjacke gehört, um sie vor sich selbst zu
schützen. Björn Hellmark setzte seine ganze Kraft ein und
merkte schließlich deutlich, wie Betty Lindons Gegenwehr
erlahmte. Ihre Kräfte ließen nach.
    Schließlich lag sie

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