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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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im Umlauf waren.
Da war noch niemand, der aus einem Eingeborenendorf entführt
worden war, je wieder zurückgekommen.
    Schon nach wenigen Augenblicken vermochte sie nicht mehr zu sagen,
in welcher Richtung das Lager sich befand.
    Seltsam – wie das menschliche Hirn doch oft funktionierte! Da
schwebte sie in Todesgefahr und versuchte Dinge zu registrieren, die
ihr später – wenn sie es schaffte, sich möglicherweise
doch noch aus den Klauen dieser Feinde zu befreien – von Nutzen
sein konnten. Sie dachte schon für die Zukunft voraus, weil sie
nicht fassen konnte, daß ihr Leben so zu Ende gehen sollte.
    Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und versuchte verzweifelt ihre
Hände auseinanderzureißen und die faserigen Schnüre,
die sie banden, zu zersprengen. Doch die Eingeborenen hatten ganze
Arbeit geleistet. Auf diese Weise jedenfalls waren die Fesseln nicht
zu lösen.
    Es war erstaunlich und erschreckend, mit welcher Schnelligkeit und
Leichtigkeit sich die Angreifer durch die dichte grüne
Hölle bewegten. Sie schienen jeden Fußbreit Boden genau zu
kennen.
    In der Nähe gluckerte ein Sumpf, ein Vogel schrie gellend auf
und ließ eine ganze Schimpfkanonade los, als sie seinen
Schlafplatz passierten.
    Doch selbst dieses Geräusch war nichts Besonderes und
würde die Schläfer im Lager nicht auf den Plan rufen. Wie
oft kam es vor, daß ein aufgeschrecktes Tier plötzliche
Schreie von sich gab, um dann wieder zu verstummen.
    Es kam Monique Duval so vor, als ob der Weg abwärts in eine
Art Senke zwischen Bäumen und Büschen führe. Dann
streiften Zweige, kein Blattwerk mehr, ihre samtene, nun zerschundene
Haut. Eine Lichtung lag vor ihnen.
    Die Eingeborenen, die das vordere und hintere Ende der langen,
kräftigen Stange auf ihren Schultern liegen hatten und sie daran
gefesselt mitschleppten, liefen jetzt seitlich zu einem
Erdhügel, der sich kaum sichtbar von den hohen Büschen und
dem Unterholz abzeichnete.
    Und es ging – in den Erdhügel hinein!
    Monique Duval, die bei vollem Bewußtsein war, erkannte es
erst im letzten Augenblick.
    Das Blattwerk wurde von zwei vorauseilenden Eingeborenen zur Seite
gedrückt. Dahinter zeichnete sich ein düsterer Stollen ab,
in dem ein unheimlich flackernder Widerschein zu sehen war.
    In regelmäßigen Abständen brannten im Innern der
Erdhöhle, in die es immer tiefer hineinging, Feuer. Die
verschlungenen Wege neigten sich sanft abwärts, dem Mittelpunkt
der Höhle zu.
    Die Luft war rußig und voller Rauch und brannte in ihren
Augen. Monique Duval mußte unterdrückt husten.
    Im Innern der Höhle befanden sich ebenfalls zahlreiche
glimmende Feuerstellen.
    Sie schufen eine merkwürdige, gespenstische Atmosphäre,
die alles nur noch unterstrich.
    Monique Duval vernahm hinter einer dicken Mauer dumpfes, monotones
Murmeln. Es waren noch mehr Eingeborene in der Höhle! Sie kamen
jetzt aus dem Hintergrund und waren nicht minder bizarr und
schrecklich gezeichnet wie jene, die das Lager die ganze Zeit
über beobachtet hatten.
    Die beiden Träger ließen die Stange von ihrer Schulter
gleiten. Monique Duval befand sich genau im Zentrum der Höhle,
mitten zwischen den kleinen flackernden Feuern, die die Luft mit
Ruß und Rauch durchsetzten, daß das Atmen zur Qual
wurde.
    Die Augen der Französin tränten. Hinter dem Schleier
nahm sie die Dinge und die Umgebung nur noch schemenhaft wahr.
    Die Entführte lag auf dem Boden. Dann wurde die Stange, an
die sie gefesselt war, zwischen ihren Fuß- und Armfesseln
herausgezogen.
    Dadurch wurde die junge Frau in die Lage versetzt, eine gewisse
Bewegungsfreiheit auszunutzen. Sie konnte sich drehen und wenden,
aufrichten, aber greifen und davonlaufen – das konnte sie
nicht.
    Das erste, was sie versuchte, war, sich aus dem Staub
aufzurichten.
    Da berührte sie mit ihrem linken Ellbogen etwas Hartes,
Scharfkantiges.
    Ein Stein, dachte sie.
    Sie wandte den Kopf, und das Grauen ließ ihre Nackenhaare
sich sträuben.
    Das war kein Stein!
    Aus dem Staub grinste ihr ein bleicher Totenschädel entgegen.
Monique Duval hatte mit dem Ellbogen eines der ausgeschalteten,
eingekerbten Augenlöcher berührt.
    Sie war verloren! Woran sie nie hatte glauben wollen, daß es
das noch gab – es existierte tatsächlich. Menschen auf der
primitivsten Stufe ihres Daseins.
    Kannibalen…
     
    *
     
    Der für die Wache Verantwortliche zündete sich eine
Zigarette an.
    Er ließ den Blick in die Runde schweifen und lenkte ihn dann
in jene Richtung, wo Monique Duval

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