Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
der anderen Seite war größer als das
fensterlose Verlies, in dem man ihm zum ersten Mal die Kapuze abnahm.
Koster hatte das Gefühl, in ein Labor zu kommen, in dem viele
wissenschaftliche Geräte und Apparaturen standen. Darauf also
war das Surren und Summen zurückzuführen, das er vorhin,
nach seine Ankunft, wahrgenommen hatte. Beunruhigt blickte er in die
Runde.
An der Decke hingen Neonröhren. Sie waren im Moment nicht im
Betrieb. Das Licht, das herrschte, wurde durch drei Wandlampen
erzeugt, die mit einer bräunlich getönten Abdeckung
versehen waren.
Meßinstrumente und Geräte, die an Radioapparate
erinnerten, standen in Metallregalen an der Wand. In diesem Raum gab
es zwei Liegen, die hintereinander aufgestellt waren. Das
Fußende der einen berührte das Kopfende der anderen.
In einer Ecke stand ein nierenförmiger Schreibtisch. Darauf
eine Lampe, deren helles Licht die Arbeitsfläche beleuchtete. An
dieser Stelle lag ein aufgeklappter Aktenhefter. Koster entdeckte
stapelweise Zeitungen und Zeitschriften, die in breiteren Regalen in
der Wand aufbewahrt wurden und mit Aufschriftenzetteln versehen
waren.
Vor dem Schreibtisch gab es eine Wandnische, in der eine bequeme
Sitzecke eingerichtet war. Sie paßte nicht in die
nüchternen und sachlichen Ausstattung dieses Raumes.
Dort saß eine Person, die sich in dem Augenblick erhob, als
Dr. Eglund, Ullrich Koster und der angebliche Harald Martins
eintraten.
»Das ist Maria«, sagte Eglund knapp.
Maria war eine ausgesprochene Schönheit mit dunklem Haar und
braunen Augen. Sie war ein Mischling.
Mit seltsam schwerelosen Schritten und abwesendem Blick kam das
junge Mädchen näher, das Koster auf höchstens zwanzig
oder einundzwanzig Jahre schätzte. In ihren Augen war etwas, das
ihn irritierte und gleichermaßen erschreckte.
Maria trug ein helles Kleid mit kleinen Phantasieblumen. Der
Ausschnitt war gewagt, der Ansatz ihrer Brüste deutlich zu
sehen.
Ihre vorteilhafte Figur kam durch das taillierte Kleid voll zur
Geltung. Jeder Maler hätte sich dieses Mädchen als Modell
gewünscht.
»Nun, Maria?« fragte Eglund.
Die Blicke aus den dunklen Augen des Mischlingsmädchens
suchten diejenigen Kosters und vermählten sich mit ihnen.
Maria nickte kaum merklich. »Ja, Doktor… er ist es. Ich
spüre den Strom ganz deutlich…«
»Das ist gut, Maria.«
Sie lächelte. Ihre weißen Zähne schimmerten
gleichmäßig in ihrem braunen Gesicht, das einen
eigenartigen, verklärten Ausdruck aufwies.
Ohne ein weitere Wort zu verlieren, machte Maria auf dem Absatz
kehrt und ging in die Nische zurück, wo sie vorhin gesessen
hatte. Sie nahm ihren Platz wieder ein und schlug die langen Beine
übereinander, so daß das geschlitzte Kleid an der Seite
aufsprang und ihre nackten, braunen Schenkel bloßlegte. Mit
abwesender Geste griff sie nach einer Zigarette, zündete sie an
und inhalierte tief.
»Sie ist ein Medium – wie Sie«, fühlte Eglund
sich veranlaßt zu sagen, während er seinen unfreiwilligen
Besucher an den Schreibtisch zitierte und die aufgeklappte Akte
einfach zur Seite legte. »Sie ist Telepathin… Sie hat uns
verraten, wer Sie sind und wo wir Sie finden
können…«
Koster schloß drei Sekunden lang die Augen. Das also war des
Rätsels Lösung. Durch eine Telepathin war er
aufgespürt worden.
»Nun gut«, nickte er gedankenversunken. »Sie haben
mich gefunden und gegen meinen Willen hierher geschleppt. Und wie
soll es nun weiter gehen?«
»Ganz einfach – wir werden unsere Forschungen
fortsetzen. Gemeinsam mit Ihnen. Sie sind zu einem wichtigen Faktor
in unserer Arbeit geworden…«
Eglund nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Er zog seine Schublade
auf, und Kosters Augen wurden groß. Darin lagen mehrere
Bündel mit Banderolen versehene Geldscheine, von denen Eglund
zwei Stöße herausnahm. Er drückte sie dem wartenden
Martins in die Hand. »Sie haben gute Arbeit geleistet –
dafür erweise ich mich erkenntlich«, sagte er. »Ich
nehme an, die ganze Angelegenheit ging ohne größeres
Aufsehen über die Bühne?«
»Selbstverständlich, Dr. Eglund. Ich denke, Sie werden
auch künftig mit mir zufrieden sein…«
Der dunkelgelockte Martins grinste, ließ die
gebündelten Scheine einfach in der Tasche seines Jacketts
verschwinden und kehrte dann an die Verbindungstür zurück.
Eglund begleitete ihn.
»Maria hat mir einen Tip gegeben… Ich weiß, nicht,
inwieweit er diesmal ernst zu nehmen ist«, hörte Koster den
blonden dänischen Wissenschaftler
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