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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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führten.
    Zu allererst sahen sie die Wesen die sich klein und verloren in
der Senke aufhielten, die den schneckenförmig gedrehten Weg
beschritten, um über die Treppe ins Sockelinnere zu
gelangen.
    Da waren zwei, drei Insekten der Art zu erkennen, deren Gattung
Alexandra Becker zu schaffen gemacht hatte. Bei dem einen konnte es
sich sogar um das Wesen handeln, das sie von ihren Fesseln befreite
und stumm und roboterhaft wieder verschwunden war.
    Aber da gab es noch mehr zu sehen.
    Nur eine Steinwurfweite entfernt bewegte sich in der Tiefe eine
entsetzliche dürre Gestalt, die in einen weit schwingenden,
azurblauen Mantel gehüllt war, der um die klapperdürren
Glieder schlackerte.
    Der Kopf des Mannes lief spitz zu und war völlig unbehaart.
Seine Haut hatte den Farbton schmutzigen, gefrorenen Schnees.
    Das war ein Geschöpf mit den schuppigen Beinen einer Echse.
Unterhalb eines breiten, ausladenden Schädels ringelten sich an
Aale erinnernde Tentakel, die auf- und abrollten, als ob sie von
einem Krampf beherrscht würden.
    Weiter unten rutschte ein Wesen, das keine Beine hatte, auf einem
schmierigen Flüssigkeitsspiegel wie eine Schnecke rasch und
gleitend in die Senke, um ebenfalls den Mittelpunkt des Platzes zu
erreichen, zu dem es sie alle zog.
    »Das ist er… da ist er ja«, entrann es Paul Denners
Lippen.
    Alexandra riß den Kopf empor.
    Denner taumelte wie ein Betrunkener zwei Schritte nach vorn, blieb
wankend stehen und sah bewußt die riesige Statue vor sich.
    Sie stellte einen Mann dar, der in herrschender Pose auf dem
Sockel stand und ein langes, mantelähnliches Gewand trug, das
mit einem auffallenden Stehkragen versehen war.
    Aus diesem Gebilde wuchs das steinerne, runzlige Gesicht,
über das sich der riesige, fahle Schädel türmte, den
Denner als Erscheinung in der realen Welt schon mal gesehen
hatte.
    Es war Othhs Statue…
     
    *
     
    Es war gegen 22.30 Uhr, als Frank und Björn ins Hotel
kamen.
    Die Freunde benutzten den Lift in die elfte Etage. Wenig
später klopfte Morell an die Tür mit der Nummer 1108.
    Im Zimmer brannte noch Licht und hörte man das Rascheln einer
Zeitung, als sich jemand erhob.
    »Ja, bitte? Wer ist da?« fragte Dr. Chancer.
    »Ich bin’s, Doc. Morell. Ich muß Sie doch noch mal
sprechen.«
    »Aber selbstverständlich!« Schon wurde die Tür
geöffnet, und der Amerikaner stand ihnen gegenüber. Er
wollte Morell hereinbitten, als er sah, daß sein Besucher nicht
allein gekommen war. »Oh… Sie haben jemand
mitgebracht…«
    »Ein Freund von mir. Wir haben heute abend von ihm
gesprochen, Doc. Es ist Björn Hellmark!« Frank Morell
unterbrach sich.
    Chancer wurde blaß. Ein Zucken lief über sein Gesicht,
und keinem von ihnen entging die außergewöhnlich starke
Unruhe, die sich bei ihm zeigte.
    Da war alles ganz anders als vorhin. Bewirkte es Hellmarks
Nähe, der die Dämonenmaske bei sich trug?
    Dr. Chancer brach der Schweiß aus. Der Mann wollte seinen
Besuchern die Tür vor der Nase zuschlagen, aber ihm fehlte
plötzlich die Kraft dazu.
    Er taumelte nach hinten, gab einige unartikulierte Laute von sich,
die sich wie eine Beschwörung anhörten und die Hellmark
sofort auf den Plan riefen.
    Mit einem Sprung war Björn im Zimmer, und schon hielt er die
Dämonenmaske in der Hand.
    Er hatte es geahnt!
    Er stülpte das knisternde Stück Stoff, das aussah wie
ein abgeschnittener Damenstrumpf, über seinen Kopf.
    Er veränderte sich im gleichen Moment auf beängstigende
Weise.
    Da war nicht mehr das gebräunte, markant geschnittene Gesicht
Hellmarks auf den Schulten des sportlich durchtrainierten Körper
zu sehen, sondern nur ein fahler, knochiger Totenschädel, in
dessen schwarzen Augenhöhlen ein gespenstiges Licht
schimmerte.
    Ein Totenschädel – der zu atmen schien, der lebte!
    Die grauenhafte Vision bewirkte die Dämonenmaske, die aus der
Haut eines abtrünnigen Dämons gefertigt worden war. So
sahen menschliche Augen den Schädel… aber in den Augen
eines Dämons oder Schwarzen Priesters, der den Finsterlingen
nahestand, war etwas ganz anderes zu sehen. Dies bewirkte den Vorgang
der Auflösung.
    Ein Mensch wäre nur erschreckt zurückgewichen,
hätte vielleicht die Hände vor die Augen geschlagen und das
Gesicht weggedreht, hätte auch vor Erschrecken aufgeschrieen,
aber Dr. Chancers Reaktionen waren ganz anders.
    Ein grauenhaftes Stöhnen entfuhr seiner Kehle, er taumelte
weiter zurück, war jedoch außerstande, den Blick zu wenden
oder die Hände vors Gesicht zu

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