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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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von Geisterhand«, sagte er leise,
schüttelte den Kopf und faßte sich an die Stirn.
»Ständig hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden.
Doch nicht ein einziges Mal hat sich jemand gezeigt… Angekommen
im Innenhof, fühlte ich mich erst mal wohler. Da war es warm,
als ob die Sonne schien. Obwohl ich bis zur Stunde so etwas wie eine
Sonne noch nicht gesehen habe. Außer diesem kalten,
gräßlichen Mond, von dem ich glaubte, daß er mir
jeden Augenblick auf den Kopf fällt…«
    Bei diesen Worten richtete er unwillkürlich den Blick nach
oben. Die linke Glaswand war zur Hälfte ausgefüllt von dem
riesigen Weltenkörper, auf dem die bizarren Berge und
zerklüfteten Kraterlandschaften deutlich auszumachen waren.
    »Und wie kamen Sie in den Garten?« wollte Alexandra
Becker wissen.
    »Durch ein Loch in der Mauer…« entgegnete Paul
Denner mit verunglücktem Lächeln. »Ich hab’s
draußen im Hof entdeckt, einen anderen Zugang gab es
nicht…«
    Da kniete Alexandra Becker auf den Boden, teilte das Buschwerk und
konnte das verhältnismäßig große Loch im
Mauerwerk deutlich erkennen. Bequem konnte ein Mensch dort
hindurchkriechen.
    Sie warf einen Blick durch die Maueröffnung und stutzte
plötzlich. »Sie müssen sich getäuscht haben, Herr
Denner«, sagte sie. »Genau uns gegenüber befindet sich
ein Gittertor, das weit offen steht…«
    »Unsinn«, stieß Paul Denner hervor.
    Er hatte sich während der letzten Minuten soweit erholt,
daß er aus eigener Kraft zu dem Loch in der Mauer
zurückkriechen konnte. »Ich bin mir doch vorgekommen wie im
Hinterhof eines Gefängnisses«, fügte er tonlos
hinzu.
    Aber – Alexandra Becker hatte recht.
    Genau der Maueröffnung gegenüber befand sich das
Gittertor. Leise quietschend bewegte es sich in den Angeln, als wolle
es durch dieses Geräusch die beiden Beobachter auf sich
aufmerksam machen.
    Ratlos blickten Alexandra Becker und Paul Denner sich an.
    Der Mann senkte den Kopf. »Es gibt Dinge im Leben, über
die denkt man am besten gar nicht nach«, murmelte er. »Man
kommt doch zu keinem Ergebnis. Es ist müßig, sich
darüber Gedanken zu machen, welche Ursachen wohl bewirkt haben,
daß wir beide uns jetzt hier befinden. Sie kamen auf eine
andere Weise an als ich, und doch kreuzten sich unsere Wege. Zufall?
Schicksal? Bestimmung?…« Er zuckte die Achseln. »Wer
kann das schon sagen, nicht wahr? Aber ich schwöre Ihnen,
Fräulein Becker: Vorhin gab es dort drüben kein Tor…
entweder sehen wir beide jetzt etwas, was es nicht gibt, oder
derjenige, der uns dauernd beobachtet, hat es verstanden, dieses Tor
auf irgendeine Weise zu tarnen.«
    »Das werden wir gleich feststellen«, murmelte die junge
Frankfurterin.
    Trotz aller Erlebnisse, die ihr zu schaffen machten, erfüllte
sie eine bemerkenswerte Unternehmungslust.
    Sie wollte den Dingen auf den Grund gehen.
    Aus eigener Kraft konnten sie sich kaum mehr aus der Situation
befreien, in die sie geraten waren. Diese Entführung mußte
einen Sinn ergeben und nur derjenige, der sie eingeleitet hatte,
kannte ihn.
    Dieser Jemand schien sie zu rufen. Sicher war es kein Zufall,
daß ihnen ausgerechnet jetzt, da sich beide an der
Maueröffnung befanden, das quietschende Gittertor auffiel.
    »Ich seh’s mir aus der Nähe an«, sagte
Alexandra.
    Schon schlüpfte sie durch das Loch und kam auf der anderen
Seite der Mauer an.
    »Ich komme mit. Bitte warten Sie…«, rief Denner ihr
nach.
    Er kroch durch die Öffnung und richtete sich dann – noch
immer schwach – neben der jungen Frau mit der
Pferdeschwanzfrisur auf.
    Alexandra blickte in die Runde. Der Innenhof war umringt von
massigen, mindestens zehn Meter hohen Burgmauern. Doch auch
darüber spannte sich wieder eine durchscheinende Kuppel, durch
die man die Außenwelt wahrnehmen konnte.
    Das Gittertor führte in einen anderen Hof, der
größer war, als der, aus dem sie kamen.
    Die Luft hier war grau und düster, und nur andeutungsweise
waren die schemenhaften Umrisse der gegenüberliegenden Mauern zu
erkennen. Vor ihnen befand sich ein großer Platz, von dem aus
ein schneckenförmiger Weg in eine kreisrunde Senke führte.
Dort stand eine riesige, steinerne Statue, die nach Alexandra Beckers
Schätzung im Vergleich zu ihrer Körpergröße
mindestens den vierzig- bis fünfzigfachen Unterschied
aufwies.
    Die Statue ruhte auf einem blauschwarzen Sockel, der wie ein
gigantischer Würfel dort unten lag.
    Geradezu winzig wirkten die Treppen, die von allen Seiten ins
Innere des Sockels

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