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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Umgebung so freundlich und einladend wirkte, wurde sie
immer wieder an das alptraumhafte Geschehen erinnert.
    Alexandra Becker berührte den schwarzen Marmortisch, der auf
vier prachtvollen Säulen stand, die Baumstämme darstellten,
an denen sich armdicke Schlanken emporwanden.
    Der Stein war kühl, und jede Erhebung, jede Einkerbung
fühlte die junge Frau deutlich unter ihren tastenden
Fingerspitzen.
    Alexandra Becker näherte sich der Schrankwand mit den
zahlreichen Fächern. Dieses Möbelstück konnte von
jedem Schreiner in Frankfurt ebenso gut angefertigt worden sein.
    Sie entdeckte Goethes Werke in einer seltenen Erstausgabe, alte
Folianten und Bildbände, die das Herz eines jeden Sammlers
hätten höher schlagen lassen.
    Und alles konnte sie anfassen. Da war kein Gegenstand, der vor
ihren Augen verging wie ein Nebel oder durch den ihre Hand
hindurchgegangen wäre.
    Von auserlesener Schönheit waren die Holzschnitzerein und
Tonfiguren, die in den Schrankfächern standen.
    Obwohl Alexandra kein Kunstverständnis besaß, gefielen
ihr die Dinge auf Anhieb, und sie begriff instinktiv den Wert, den
die Gegenstände darstellten.
    Einige waren aus purem Gold und uralt. Statuen aus der Zeit, als
die Kulturen der Azteken und Mayas, der alten Ägypter und
Römer auf ihrem Höhepunkt waren.
    Irgend jemand gehörten diese Dinge doch! Das wiederum
bedeutete, daß sich auch jemand in der Nähe aufhielt.
    Was ihr als Besonderheit noch auffiel, was die Tatsache, daß
jeder Raum, den sie betrat, eine Wand mit großem
Panoramafenster hatte, durch das man in die beklemmende, düstere
Landschaft sehen konnte. In ihr spielte sich ein verwirrendes,
ständig wechselndes Licht- und Farbenspiel ab. Das hing damit
zusammen, daß der riesige Mond, von dem man meinte, er
müsse jeden Augenblick das Dach des Gebäudes berühren,
in einem anderen Licht glühte.
    Die Schatten der knorrigen, laublosen Bäume waren da manchmal
dunkelviolett, blau-schwarz oder von einem zarten Grün bis zum
dunkelsten Orange. In den Schneekristallen reflektierte sich dann das
geheimnisvolle Licht, das aussah, als würde die ganze Welt von
innen heraus glühen…
    Immer wieder führten Türen in andere Räume, so
daß sie schließlich nicht mehr zu sagen wußte,
woher sie eigentlich gekommen war. Dies war ein richtiges Labyrinth.
Es schien kein Ende zu nehmen.
    Überallhin verfolgte sie der riesige, zerklüftete Mond,
der durch die Panoramascheiben schimmerte und – da sie ihren
Beobachtungsstandpunkt ständig änderte – sich dauernd
aus einem neuen Blickfeld zeigte.
    Das Gebäude, in dem sie sich befand, mußte riesige
Ausmaße haben…
    Dann kam sie in einen Raum, der nicht so eingerichtet war wie die
anderen bisher. Es war eine kahle, metallisch schimmernde Halle, in
der eine -Rakete stand.
    Alexandra Becker hielt den Atem an.
    Der riesige Flugkörper stand bedrohlich da, eine
eigentümliche Kälte ging von ihm aus.
    Über der Halle spannte sich ein gläsernes Kuppeldach,
hinter dem die Sterne und der riesige Mond zu sehen waren, der schwer
und düster über der Landschaft hing.
    Ein leiser Wind war aufgekommen, der Schneeflocken vor sich
hertrieb.
    Alexandra Becker kam sich einsam und verloren in dieser riesigen,
kahlen Halle vor. Tief in ihrem Bewußtsein stieg eine Ahnung
empor. Sie glaubte sich daran erinnern zu können, von dem
rätselhaften Insekt in eine Rakete verschleppt worden zu sein.
Hier also war diese Rakete gelandet und hatte ihr Ziel
erreicht…
    Und welchen Sinn ergab das Ganze?
    Sie sah noch immer keinen. Die unheimliche Stille packte sie,
daß sie glaubte, in dieser Lautlosigkeit ersticken zu
müssen.
    Unwillkürlich fing sie an, schneller zu atmen. Das
Atemgeräusch und das Pochen ihres Herzens waren die einzigen
Laute, die sie registrierte.
    Auch in den runden Hangarwänden existierten mehrere
Türen, die in verschiedene Richtungen führten. Doch bis auf
eine waren alle verschlossen.
    Unwillkürlich fuhr Alexandra Becker zusammen. Der
geheimnisvolle Unsichtbare, dem alles hier gehörte, der
über jeden ihrer Schritte offenbar genau informiert war, schien
sie in eine ganz bestimmte Richtung lenken zu wollen.
    Die Tür, durch sie sie kam, mündete in einen Saal, der
an ein Treibhaus erinnerte.
    Ein traumhaft schöner und farbenfroher Garten dehnte sich vor
ihr aus. Die Wände ringsum bestanden aus Glas. Der scharfe
Kontrast zu der trostlosen, unfreundlichen Schneelandschaft
draußen und dem blühenden Garten hier drinnen wurde

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